Die Protagonistin June Hayward ist eher lose mit Athena befreundet, einer ehemaligen Kommilitonin aus ihrer Studienzeit an einer Eliteuniversität. Beide wollen erfolgreiche Autorinnen werden und während Athena Erfolge feiert, blickt June mit Neid und zugleich Bewunderung auf ihre Freundin. Auch wenn ihre Verbindung eher lose ist, verbringen sie Zeit zusammen und durch einen Unfall stirbt Athena vor Junes Augen. Trotz des Schocks entwendet June das neueste, soeben fertiggestellte Manuskript von Athena, überarbeitet es und veröffentlicht es schließlich unter eigenem Namen. Natürlich kommt es, wie es kommen muss: June kommt in einen Strudel aus Ereignissen, um dieses Buch, das irgendwie ihres, aber doch auch ein gestohlenes Werk von Athena ist.
Warum hätte ich vom ersten Blick her nicht nach dem Buch gegriffen? Es geht darin um Cancel-Culture, um Rassismus, um kulturelle Aneignung, um Diversität und all die Themen, die derzeit einfach übermäßig präsent sind. Nichts, womit ich mich dann noch in literarischer Form zusätzlich beschäftigen möchte, besonders nachdem diese Themen hierzulande ausschließlich polemisierend und ohne jegliche Differenzierung diskutiert werden. Auch der Plot erscheint mir abgedroschen, eine Autorin stiehlt ein fremdes Werk und veröffentlicht es unter eigenem Namen und das Spannungselement ist die Frage, ob es auffliegt. Drittes Argument gegen das Buch: Bücher in denen Bücher, die Verlagswelt, kuschelige Bücherläden oder das Schreiben eine Hauptrolle spielen, sind eigentlich immer für die Tonne. Das liegt aus meiner Sicht daran, dass Autoren ja dann über ihr eigenes tägliches Geschäft schreiben und ferner könnte das hinsichtlich Kreativität nicht sein.
Yellowface hat dann durchaus meine Vorbehalte bestätigt. Der Plot selbst ist eher lahm, wenig einfallsreich und wenn ich mir die gesamte Geschichte anschaue, mit dem Ende, dann ist es nichts, woran ich mich längere Zeit erinnern werde. Es fehlt jegliche Aussagekraft. Tatsächlich ist das Buch spannend und es macht sehr Spaß es zu lesen, allerdings ungefähr auf der Ebene einer seichten Serie, die man sich Abends zur Entspannung reinzieht.
Kuang stellt in dem Buch die Verlagswelt sehr überzogen dar, was natürlich der Steigerung der Spannung dient. Alles ist übermäßig kommerziell und der literarische Erfolg wird hier mit einem Momentum beschrieben, den eher Popstars erleben, da die Bücherwelt einfach viel behäbiger ist. Das sorgt aber auch für Spannung und Tempo, ich habe es als fesselnd empfunden, zu lesen, wie June Erfolg hat, wie sie auf Twitter ihren Aufstieg verfolgt, wie kommerziell aber gleichzeitig die Verlagswelt ist. Von vornherein platziert der Verlag ihr Buch über die ungerecht behandelten chinesischen Wanderarbeiter des ersten Weltkriegs als Bestseller. Die ganze Literaturszene wird dargestellt, als ob es nur um den kurzfristigen Erfolg geht, das Scheffeln von viel Geld, gepaart mit Oberflächlichkeit, gierigen Literaturagenten, Rooftoppartys mit Cocktails mit den Lektoren und dem Verlagsmarketing. Ohne tieferen Einblick in die Verlagswelt, sind die kommerziellen Absichten klar, allerdings so extrem geht es natürlich nicht einmal in der USA zu, dafür ist das ganze Geschäft zu träge. Eine gewisse Kritik ist natürlich gerechtfertigt, wenn man sich so anschaut, was für Bücher verlegt werden, dann ist oft klar, dass es genau so ist, wie Kuang in ihrem Buch beschreibt. Da werden von den Verlagen ganz stark Trends bedient, in Deutschland natürlich die Themen, für die man hier, ausgehend von der verzehrt wahrgenommenen deutschen moralischen Überlegenheit, permanent die Keule schwingt, mögen sie nun von so imminenter Wichtigkeit sein, wie sie die Masse wahrnimmt, oder völlig bedeutungslos sein. Sobald ein Markt da ist, gibt es Bücher dazu. Diese überzogene Darstellung der Verlagswelt macht aber natürlich auch den Unterhaltungswert des Buches aus.
Der zweite große Protagonist der Geschichte ist Twitter. Junes primäre Quelle dafür, ob sie nun gerade bei der Öffentlichkeit in Gnade oder Ungnade ist, zieht sie eigentlich primär aus den Twitter-Beiträgen der Menschen. Da geht es auf und ab, sie liest die guten Kommentare, aber auch Verrisse. Und ihre größten Kritiker sind natürlich in Social Media unterwegs, seien es Blogs, Instagram oder allen voran Twitter. Aber es zieht natürlich beim Lesen schon, mit der Protagonistin den nächsten Twitter-Shitstorm zu erleben. Die dort beschriebene Popularität von Büchern auf Twitter ist schon sehr übertrieben. Man merkt aber auch, dass die Autorin intensiv Social Media nutzt und da überrascht nicht, dass sie knapp 100.000 Follower bei Twitter/X hat. Ich denke in weniger intensiven Form, hat sie selbst schon verschiedene Hochs und Tiefs auf Social Media erlebt. Hier schöpft sie sicher aus eigenen Erfahrungen. So wie sich June in dem Buch verhält, sind es genau die bekannten Probleme und Verhaltensmuster bei der Nutzung von Social Media. Besonders viel Tiefe bekommt das Buch dadurch natürlich nicht. Kuang stellt das aber schon insgesamt sehr gut dar, so geht es zu, in den Sozialen Netzen, das hat die Autorin wirklich sehr gut eingefangen.
Sprachlich ist das Buch ein kompletter Reinfall. Es gibt keine poetischen oder schönen Sätze. Alles ist in völliger Alltagssprache verfasst, mit Wörtern, die einfach in keinem Buch stehen sollen. Hier ein Beispiel:
„Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Athena hielt all ihre Ideen in diesen dämlichen Moleskine-Notzizbüchern fest.“ (S. 63)
Die einfache und alltägliche Sprache liest sich wie ein langer Erlebnisbericht, der genau so auf Facebook stehen könnte. Diese einfachen Sätze sorgen natürlich für eine große Nähe zur Protagonistin und wenn man selbst viel in Social Media unterwegs ist, dann wird man sie als authentisch empfinden und dieses Umfeld darin sofort wiederfinden. Hier schließt sich auch der Kreis: Wer findet so eine Cancel-Cultur-kulturelle-Aneignung-Rassismuss-Diversitäts-Geschichte spannend? Die Menschen, die diese Themen permanent durchhecheln und das sind Social Media Nutzer, allen voran Twitter/X Nutzer.
Wer nun in den schlichten Alltagssätzen herumwatet, findet in dem Buch aber noch eine Steigerung dessen: Es wird durchgängig gegendert, was beim Lesen nur schwer zu ertragen ist. Auch in diesem Punkt natürlich eine klare Ausrichtung auf die sensibilisierte Zielgruppe. Es ist der erste gegenderte Roman, den ich gelesen habe und ich war kurz davor, beim ersten „*innen“ das Buch einfach wieder beiseite zu legen. Für den Browser gibt es ja Erweiterungen, die das Gegender wieder entfernen, aber bei einem Buch geht sowas ja leider nicht. Beim Lesen ist mir auch aufgefallen, dass das Gendern auch eine Übertreibung ist, nur in die andere Richtung. Nachdem jedes gegenderte Wort mit einem „innen“ endet, liest man also eher die weibliche Variante. Autor*Innen wird beim schnellen Lesen (und das Buch liest man aufgrund seiner einfachen Sprache wirklich sehr schnell) zu einem Autorinnen. Gerechter wäre es, einen Text zu mischen, also im gerechten Wechsel „Autoren“ und dann „Autorinnen“ zu schreiben.
Werden nun die Themen wie kulturelle Aneignung oder das „Canceln“ thematisch aufgearbeitet oder näher beleuchtet? Aus meiner Sicht nicht. Es werden die üblichen Vorurteile und die Gegenargumente durchgehechelt, Neues erfährt der Leser nicht, hier ist nichts von Gehalt zu diesem Thema zu finden.
Vom Umfang habe ich das Buch als zu lange empfunden. Es wird schon alles ziemlich ausgeschmückt, ich würde sagen, dass man ohne große Verluste die Geschichte um ein viertel oder gar ein drittel hätte eindampfen können, ohne dass irgendetwas Nennenswertes dabei verloren gegangen wäre.
Bis hier liest sich das alles vielleicht wie ein Verriss, aber ich möchte an der Stelle auch nochmal betonen, dass die Lektüre wirklich unterhaltsam war, man wollte beim Lesen dann schon wissen, was bei der ganzen Sache am Ende raus kommt (leider dann nur eine platte Pointe ohne jegliche Aussagekraft). Auch die ganzen Spannungselemente sind Kuang sehr gut gelungen. Die übertriebene Verlagswelt, wie Social Media auf June wirkt und wie man als Leser ihr in Echtzeit ihr über die Schulter schaut, wenn der nächste Shitstorm über sie schwappt, die alltägliche Sprache, die schon dem entspricht, was man gerade im Netz auch so antrifft, die Hater, deren Identität sie aufdecken möchte, all die Elemente ziehen einen als Leser durch das Buch und man merkt, dass sie sich mit dem Handwerk des Schreibens gut beschäftigt hat. Ab Mitte des Buches, wenn es stellenweise an Tempo verliert, bringt sie am Ende der Kapitel immer wieder Cliffhanger, das hatte schon sehr den Stil von Serien, was ich als ganz nettes und stimmiges Element empfunden habe.
Kuang, die in China geboren ist und mit vier Jahren in die USA kam, hat bereits mehrere Bücher geschrieben und war zuletzt mit Babel sehr erfolgreich. Wenn ich Yellowface mit Babel vergleiche, dann war Babel deutlich einfallsreicher und hatte deutlich mehr Tiefe als dieses Buch, dass mir eher als ein Buch erscheint, dass aus kommerziellen Gründen veröffentlicht wurde. Das Buch wird auch aus Marketing-Sicht ganz schön gepusht: Das knallige gelbe Design, die Themen, die behandelt werden, der bedruckte Buchschnitt, der gerade bei jüngeren Leserinnen derzeit sehr beliebt ist, dann natürlich die Bekanntheit von Kuang, die mit Babel einen internationalen Erfolg hatte, das ist alles schon sehr durchoptimiert.
Mir gefällt die Aufmachung von dem Buch schon ganz gut. Der gelbe Umschlag ist zwar eher schlicht, aber zusammen mit dem bedruckten Buchschnitt, der Farbgebung, dem schwarzen Lesebändchen und auch dem Vorsatzpapier, gefällt es mir schon sehr gut. Richtig gelungen finde ich den Buchdeckel, der mit dem Titel von Junes Buch bedruckt ist, wobei der Name von Athena durchgestrichen und mit dem von Junes Pseudonym ersetzt wurde. So ein gestalterisches Element, der den Inhalt von dem Buch aufgreift, finde ich sehr gelungen. Überhaupt macht der Eichborn Verlag bei der Buchgestaltung sehr viel richtig, was mir sowohl bei Washington Black, als auch bei Babel sehr gut gefallen hat.
Fazit: Yellowface ist ein Buch, das mich nur mäßig überzeugen konnte. Der Plot selbst ist eher gewöhnlich, die Sprache sehr alltäglich und wenig poetisch, die Kernthemen, wie die Darstellung des Literaturbetriebs, Cancel-Culture, kulturelle Aneignung und Rassismus, sind für mich abgedroschen und einfach zu präsent. Die Geschichte wird sehr spannend erzählt und es ist schon fesselnd das Buch und ich hab es auch gerne gelesen, gerade weil es immer ein leichtes Spannungselement gibt, sich dabei aber ohne jeglichen Anspruch lesen lässt. Irgendwie wollte ich doch wissen, wie es ausgeht, auch wenn ich dann schlussendlich vom Plot doch eher enttäuscht war. Wer ein gutes Buch von Kuang lesen will, sollte lieber zu Babel greifen. Wer einfach entspannen und abschalten möchte, eine anspruchslose Strandlektüre sucht, oder gerne einen kleinen übertriebenen Blick auf Social Media werfen möchte, für den ist das Buch eine gute Wahl.
]]>Grundsätzlich ist das hier mein Blog und da gilt: mein Blog, meine Regeln. So lange es nicht gegen das geltende Recht verstößt, kann ich hier doch schreiben, was ich möchte. Ganz so einfach ist es nicht. Es kann hier ja potenziell jeder mitlesen. Familie, Freunde und Bekannte, okay das ist unproblematisch. Aber auch Kollegen, Vorgesetzte und auch Menschen, die mir vielleicht so gar nicht gewogen sind. Nicht zu vergessen sind auch Unternehmen. Mit jedem Beitrag, den man veröffentlicht, gibt man also etwa preis, erzeugt man eine Außenwahrnehmung und mit der Entscheidung, was man schreibt und welches Buch man bespricht, ist man ganz sicher nicht völlig frei.
Ein wichtiges Thema ist für mich hier der Datenschutz. Darüber habe ich in der Vergangenheit bereits geschrieben und noch immer habe ich im Hinterkopf, dass dieser Blog, das alles was ich schreibe, auch automatisiert verarbeitet werden kann. In Zeiten von leistungsstarken KIs ist das noch einfacher geworden. Das wäre schon interessant, einmal einen Blog komplett zu scannen, die Beiträge zu speichern, bei ChatGPT als Kontext einzugeben und dann Fragen zu der Person zu stellen. Wer sie so ist, welche Charaktereigenschaften sie so hat, welche politische oder religiöse Gesinnung wohl der Besitzer des Blogs so hat. Was kommt dabei wohl heraus, wenn man Bücher liest, die politisch nicht korrekt sind? Der Bing Chat kennt mich und meinen Blog. Auch beispielsweise zu Uwe von Kaffeehaussitzer kann ich den Bing Chat befragen. Auf sensible Fragen reagiert die KI abweisend, aber das muss nicht zwingend jedes Sprachmodel so handhaben.
Eine zweite Frage ist, was passiert, wenn man politisch völlig inkorrekte Bücher liest? Ich mache das, weil ich einfach sehr neugierig bin. Wenn ich Zuhause auf dem Sofa sitze, unbeobachtet und ein Buch lese, das vielleicht extremistische Ansichten vertritt (egal in welche Richtung und Thema), das gerade deshalb interessant ist, dann bekommt das niemand mit. Es wird also niemand daran denken, mich einem extremen politischen Spektrum zuzuordnen. Was auch nicht richtig wäre, nur weil mich diese Inhalte interessieren, vertrete ich dennoch in keiner Hinsicht extreme Positionen. Wenn ich über so ein Buch nun schreiben würde, dann wäre es wieder etwas anderes. Die Leser dieses Blogs würden erst einmal das Bild von dem Buch sehen, dass ich einem solchen Buch eine Plattform gebe, für dieses Buch implizit Sichtbarkeit schaffe und viele würden annehmen, dass dieser Blog extremistische Inhalte vertritt, weil so ein Buch hier grundsätzlich dargestellt wird. Selbst wenn mein Beitrag das relativieren würde, ein fahler Beigeschmack würde bei den Besuchern meines Blogs bleiben, da bin ich mir sicher und viele Leser würden gar nicht weiterlesen und diesen Blog dann sofort als extremistisch abstempeln. Und wenn man einem solchen Buch vielleicht stellenweise zustimmt, ich glaube dann wäre es ganz vorbei. Aber natürlich liegt in jedem Buch, so extrem und verwerflich es sein mag, auch immer etwas Wahres. Ich bin überzeugt, selbst eine sachliche Buchbesprechung würde sehr schnell einen Shitstorm auslösen. Vielleicht irre ich mich, aber in Zeiten, wo selbst die Abenteuerromane von Karl May ein Problem sind, würde ich das nicht ausprobieren wollen.
Ich will behaupten, es gibt besonders in dem Kosmos der Vielleser, Verlage, Buchblogger und buchbegeisterten Menschen eine vorherrschende Ideologie. Alleine mit der Wahl der Bücher dieser zuwider zu laufen, ist ein Problem. Daraus ergibt sich für mich eine Art Selbstzensur, der sich niemand entziehen kann. Klar, es kann einem auch egal sein, es werden sich schon die Menschen dann auf dem eigenen Blog tummeln, die mit den Inhalten zurecht kommen und sich darin wieder finden. Ich suche allerdings gerade in politischen Themen nur sehr eingeschränkt einen Diskurs, zumal der hierzulande ohnehin nicht mehr sachlich geführt wird und die Debattenkultur in Deutschland nicht sehr gut funktioniert. Bücher, das ist für mich Entspannung, das ist ein Abtauchen in andere Welten und ja, Bücher sind für mich auch Quelle politischer Bildung. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ich mich darüber austauschen möchte. Ebenso wenig über Themen wie Glaube oder Philosophie, die einfach zum absoluten Kernbereich der eigenen Privatsphäre gehören. Dadurch komme ich aber auch immer wieder in eine Situation wie jetzt, dass ich einfach nicht über die Bücher schreiben kann, die ich aktuell lese.
Einen dritten Grund gibt es, über Bücher nicht zu schreiben: Wenn sie mir einfach nicht gefallen. Manchmal mache ich das, manchmal funktioniert es aber auch nicht und wäre falsch. Wenn es sehr persönliche Bücher sind, bei denen man den Autoren nicht verletzen möchte. So ein Buch lese ich aktuell und auch wenn es mir nicht gefällt, wäre es falsch daran Kritik zu üben, da es geschrieben wurde, um die eigene Trauer zu bewältigen. Und ich möchte hier ja schöne Bücher teilen, die mir gefallen und nicht bashen und Bücher mitsamt ihren Autoren herunter machen, nur weil ein Buch mir nicht zusagt. Die Entscheidung ist eine Gratwanderung. Wenn es unausgewogen ist, ein Buch mit stellenweise gefällt, aber insgesamt mir nur bedingt zusagt, schreibe ich oft dennoch darüber. Wenn mich ein Buch ärgert, dann schreibe ich auch darüber, um andere Leser zu warnen. Wenn es für mich ziemlich bedeutungslos ist, dann landet es im öffentlichen Bücherschrank und wird einfach vergessen. Warum sich länger mit einem solchen Buch aufhalten, als nötig?
In einigen Fällen ist es für mich völlig okay, über einige Bücher eben nicht zu schreiben. In anderen Fällen ist es auch ein bisschen schade. Es gibt schon echt schräge Bücher und ab und zu ist es auch sehr interessant von einem Aluhutträger, Extremisten oder Diktator etwas zu lesen. Leider gibt es kein Buch, das von Putin verfasst wurde, das würde mich sehr interessieren. Eine Sammlung an Texten und Reden von ihm gibt es, aber leider auch von einem Autoren und Verlag, die dem sehr russlandfreundlichen Lager zugeschrieben werden. Und daran, wie Texte zusammengestellt werden, kann auch sehr viel aus dem Kontext gerissen werden. Vom Gefühl würde ich sagen, dass auch bei so einem Buch ich mich bei der Leserschaft sehr unbeliebt machen würde. Irre ich mich? Vielleicht. Meine Wahrnehmung ist, dass nur sehr oberflächlich und wenig differenziert und möglichst schnell stigmatisiert wird.
Wie seht ihr das? Schreibt ihr über jedes Buch? Habt ihr Besprechungen zu fragwürdigen Büchern gelesen oder verfasst? Wie würdet ihr reagieren, wenn ich hier ein Buch von einem Nazi, Linksradikalen, Frauenfeind oder aus einem vergleichbaren Lager besprechen würde?
]]>Ohne Zweifel liebe ich es, mich mit schönen Büchern zu umgeben – doch was genau macht ein schönes Buch aus? Bedarf es dazu eines Leinen- oder gar eines Ledereinbandes? Goldschnitt, Farbschnitt oder gar kein Schnitt? Werten Illustrationen ein Buch auf oder schadet zu viel Tand dem Gesamteindruck? Nutzen wir doch einen kleinen Ausflug durch meine Sammlung, um uns dieser Frage zumindest anzunähern.
Den Ausgangspunkt unserer Betrachtungen soll die Hanser Klassiker-Reihe bilden. Rein äußerlich erinnert angesichts der unauffälligen Schutzumschläge zunächst wenig an schöne Bücher. Entfernt man diese jedoch, so offenbaren sich feinste Leineneinbände, Titelschilder mit Prägungen und sorgfältig aufeinander abgestimmte und hochwertige Komponenten. Kurzum: Hochwertige Bücher, die trotz oder gerade wegen ihrer schlichten und zeitlosen Eleganz zu begeistern wissen. Die Bücher werden wahrscheinlich noch Generationen überdauern und bilden damit das ideale Rückgrat einer jeden Buchsammlung.
Was die wenigsten wissen: Einige Jahrzehnte zuvor versuchte sich derselbe Verlag unter Führung eines aufstrebenden jungen Verlegers namens Michael Krüger mit ähnlicher Hingabe am phantastischen Genre. Mit der Bibliotheca Dracula wagte man es tatsächlich, Klassiker der phantastischen Literatur im bibliophilen Gewand zu veröffentlichen. Der größte Unterschied zu den heutigen Klassikern? Die bemerkenswerten und von Uwe Bremer gestalteten Schutzumschläge, die die Reihe bis heute zu begehrten und teilweise gar nicht mehr erhältlichen Sammlerstücken machen.
Ein Stück weit weniger auffällig hält es die Edition Andreas Irle. Ziel des Verlages ist es, das außergewöhnliche Gesamtwerk des – hierzulande immer noch sträflich vernachlässigten – Jack Vance in hochwertigen Liebhaberausgaben zu veröffentlichen. Dazu bedient man sich wiederum feinster Leineneinbände, Goldprägungen und eines zeitlosen und schlichten, dafür aber umso eleganteren Konzepts. Hinzu kommt, dass einzelne Reihen des Autors mit unterschiedlichen Farben bedacht wurden, sodass sich bei einer entsprechend großen Sammlung ein farbenprächtiges Bild ergibt.
In einer Auflistung schöner Bücher dürfen natürlich auch die Werke des Mare Verlages nicht fehlen. Gewissermaßen bilden sie die Schnittstelle zwischen den eleganten, aber auch ein Stück weit uniformen, und den extravaganteren Ausgaben in meiner Sammlung.
Auch wenn schöne Leineneinbände und stabile Schuber auch hier für ein unverwechselbares Erscheinungsbild sorgen, darf der Einband durch etwas mehr Variantenreichtum glänzen – so ist der Einband ab und an auch mal bedruckt und die eine oder andere Prägung verziert mehr als nur das Titelschild. Bei einer so großartigen Auswahl auf ein bestimmtes Buch zu verweisen, erweist sich dabei als so gut wie unmöglich. Da wir uns aber an einem Wendepunkt unserer Betrachtungen befinden, möchte ich insbesondere Die Arbeiter des Meeres von Victor Hugo hervorheben, der sich in Sachen Buchgestaltung nur ein Stück weit vom klassischen Bild entfernt.
Auch der Coppenrath Verlag hat sich in den letzten Jahren verstärkt zu einer Anlaufstelle für schöne Klassiker-Ausgaben gemausert und sorgt mit seiner Titelauswahl immer wieder für Überraschungen. Das prägendste Alleinstellungsmerkmal der Reihe stellen – neben dem Zusammenspiel von klassischen und spielerischen Elementen – die zahlreichen mehr oder weniger aufwendig gestalteten Extras dar. Mir persönlich haben es insbesondere die kleineren Schmuckausgaben angetan – im deutschsprachigen Raum bekommt man wohl kaum schönere Sherlock-Holmes-Ausgaben.
Einen Schritt weiter geht Die Andere Bibliothek – eine Reihe, die jedem bibliophilen Leser ein Begriff sein dürfte. Auch hier geben Format und Papierschuber den Rahmen vor, doch alles weitere kann von Band zu Band stark variieren. Ob es um die verwendeten Materialien oder die Gestaltung im Inneren geht– jeder Band wird von unterschiedlichen Künstlern betreut und stellt ein individuell gestaltetes kleines Kunstwerk dar.
Als Geheimtipp möchte ich euch dabei insbesondere Die Macht des Charlatans von Grete de Francesco ans Herz legen. Dabei konnten mich nicht alleine die zahlreichen hervorragenden Illustrationen begeistern – vielmehr ist es die typographische Gestaltung, die mich zu diesem Urteil bewegt. Die verwendete Schriftart (Sabon) lässt in Verbindung mit der Akzentfarbe (Gold) jede einzelne Seite alleine schon optisch zu einem einzigen Lesevergnügen werden.
Erstmals wirklich abseits klassischer Pfade bewegen wir uns mit Kat Menschiks illustrierten Lieblingsbüchern. Allen Bänden ist zwar auch hier das gleiche Format gemein, doch darüber hinaus variiert die bekannte Illustratorin jedes einzelne Element. Und auch wenn ihr Stil unverwechselbar ist, beweist sie die Fähigkeit, in Sachen Buchgestaltung sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen zu können. Besonders angetan hat es mir dabei ihre Ausgabe von Tschingis Aitmatows Djamila, bei der die Geschichte, die Illustrationen und die gesamte Farbpalette eine unwiderstehliche Symbiose miteinander eingehen.
Illustrierte Ausgaben erfolgreicher Werke gehören mittlerweile zum guten Ton, und so ist es nicht verwunderlich, dass die Harry-Potter-Romane gleich zwei verschiedene Ausgaben spendiert bekommen haben. Das mag übertrieben erscheinen, allerdings ist zu bedenken, dass in den letzten dreißig Jahren wohl kein für die Literatur wichtigeres Buch erschienen ist. Der geneigte Leser hat dabei die Qual der Wahl, ob es die (bislang) von Jim Kay illustrierten großformatigen Schmuckausgaben oder die vom Künstler-Kollektiv MinaLima betreuten, wesentlich verspielteren Ausgaben sein sollen – im Zweifel greift man einfach zu beiden.
Dass wir uns über so schöne phantastische Werke freuen dürfen, ist keine Selbstverständlichkeit. Lange Jahre verlegte die Edition Phantasia als einziger deutschsprachiger Verlag phantastische Literatur in bibliophilen Ausgaben. Und auch wenn die großen Zeiten des Verlages mittlerweile vorbei scheinen, werden die legendären Ausgaben des Verlages in Sammlerkreisen immer noch zu horrenden Preisen gehandelt. Dabei möchte ich insbesondere zwei Werke hervorheben.
Bei meinem ersten Beispiel handelt es sich um die gesammelten Werke von H. P. Lovecraft. Abgesehen davon, dass es sich bei ihm um den noch vor Stephen King einflussreichsten Horror-Autor aller Zeiten handelt, weiß auch diese Ausgabe durch äußere Werte zu überzeugen. Hervorzuheben ist dabei vor allem der Samteinband, der in dieser Größe noch wesentlich eindrucksvoller wirkt als die kleinere Variante in Charles Baudelaires Wein und Haschisch.
Mein wohl schönstes Buch aus der Edition Phantasia stellt jedoch John Bellairs Das Gesicht im Eis dar. Standesgemäß mit einem schönen Schuber ausgestattet dürfen wir uns über wirklich herausragende Illustrationen, Schmuckinitialen auf jeder Seite und darüber hinaus natürlich über eine winterliche Geschichte freuen – ein Buch, das wie geschaffen scheint für einen kalten Winterabend und eine schöne Kanne Tee.
Heutzutage müssen wir uns glücklicherweise nicht mehr nur auf die Edition Phantasia verlassen. Ein ambitioniertes Projekt der jüngeren Vergangenheit stellt etwa die Werkausgabe von Boris und Arkadi Strugatzki dar, die im Golkonda Verlag erschienen ist. Neben obligatorischen Elementen wie einer Fadenheftung, Leineneinbänden und einer angenehmen Typographie ist die Ausgabe vor allem durch die Künstlerin BenSwerk geprägt, deren Handschrift auf jeder Seite durch kleine Details durchscheint.
Einen kleinen Geheimtipp möchte ich noch mit dem Pandora Magazin beisteuern: Das Pandora Magazin war vor einigen Jahren der Versuch, anspruchsvolle internationale Kurzgeschichten und Artikel auf hohem Niveau in einem ansprechenden Format zu veröffentlichen. Die Auflistung der Beteiligten liest sich auch heute noch wie das Who is Who der phantastischen Literatur.
Auch wenn es die Reihe nicht über den vierten Band hinausgeschafft hat, begeistern die einzelnen Ausgaben auch heute noch mit einer beeindruckenden Auswahl an Kurzgeschichten, tollen Artikeln und schönen Illustrationen. Ganz nebenbei stellt die Reihe auch den Beweis dar, dass es keines Farbschnittes bedarf, um ein hochwertiges Paperback zu produzieren.
Dieselben kreativen Köpfe sind mittlerweile zum Carcosa Verlag weitergezogen und dort unter anderem für Ursula K. Le Guins Spätwerk Immer nach Hause verantwortlich. Und auch hier kann der Band aus bibliophiler Sicht von Anfang bis Ende überzeugen. Schon die minimalistische äußere Gestaltung durch BenSwerk ist preisverdächtig und auch das Innere weiß durch die unterschiedlichsten Textformen, Illustrationen und Landkarten zu begeistern.
Den Ausflug durch meine kleine Sammlung möchte ich mit einem Blick auf den Comic und Manga Bereich beenden. Eine Reihe, die mich seit einiger Zeit fesselt, ist Kazuo Koikes und Goseki Kojimas Lone Wolf & Cub. Der Carlsen Verlag hat diesem Klassiker mit wirklich gewaltigen und für den Manga-Bereich sehr hochwertigen Einbänden einen angemessenen Rahmen gegeben. Eine Reihe, die übrigens auch etwas für Leser ist, denen Mangas sonst zu bunt und verspielt sind. Mobil ist man mit diesen gewaltigen Bänden allerdings nicht.
Aber selbst diese Bände werden durch Héctor Germán Oesterhelds legendärem Eternauta übertroffen. Auch hier gilt, dass die verwendeten Materialien absolut hochwertig sind. Das Highlight stellt natürlich der absolut genial gestaltete Buchumschlag dar, der einen starken Kontrast zu den großartigen schwarz-weißen Zeichnungen liefert und nur noch von der tragischen Hintergrundgeschichte dieses Comics übertroffen wird.
Damit kommen wir zum Ende unseres kleinen Streifzugs durch meine Regale. Und was lässt sich am Ende festhalten? Etwas eigentlich Banales, darum aber nicht weniger Wahres: Schöne Bücher gibt es verschiedensten Formen und jedes einzelne hat seine Berechtigung, egal ob hochwertiger Klassiker oder mit viel Liebe gestaltete Paperback-Ausgabe. Ich hoffe, ich konnte euch auf das eine oder andere Schmuckstück aufmerksam machen und dabei zumindest ein Stück weit unterhalten. Vielen Dank!
]]>Madanasena, Spross aus wohlhabenden Hause, heiratet die schöne Prabhawati und widmet sein Leben rein der Liebe zu seiner schönen Frau. Sein Vater ist betrübt und beschwört ihn, die drei Lebensziele zu verfolgen, wozu Rechtschaffenheit, Reichtum und Liebe gehören. Besonders dem Punkt Reichtum soll er sich widmen und so beschließt Madanasena längere Zeit sein Zuhause zu verlassen um seinem Vater dienlich zu sein und Handel zu treiben. Zuvor überlässt er seine Frau Prabhawati einem sprechenden Papagei, der nichts anderes als ein verzaubertes Wesen aus dem Himmelsreiche ist und ein wenig auf die verlassene Ehefrau acht geben soll. Prabhawati findet bald einen neuen Verehrer, den Sohn eines Fürsten und möchte aufbrechen um ihn zu besuchen und sich ihm hinzugeben. Jeden Abend, bevor sie aufbrechen möchte, hält sie der Papagei aber auf und erzählt ihr eine Geschichte, deren Pointe sie erraten soll. Das fesselt sie dann aber immer die ganze Nacht, so dass sie ihren Plan, ihren Gemahl zu hintergehen, nie ausführen kann. Diese 70 kurzen Liebesgeschichten sind in dem Buch gesammelt und der Leser lauscht zusammen mit Prabhawati den Erzählungen des Papageis.
Dabei handelt es sich zumeist um sehr kurze Geschichten, die oft nur zwei Seiten umfassen. Nur die fünfte Erzählung ist deutlich länger, untergliedert sich dann aber auch wieder in zahlreiche Untergeschichten, so dass sie wieder zum restlichen Stil passen. Meistens handelt es sich bei den Begebenheiten um Frauen, die ihre Männer betrügen, fast erwischt werden und sich gerade so noch aus der Affäre ziehen. Oder Brahmanen die sich einen Liebesdienst erschleichen, einfache Handwerker, die von ihren Ehefrauen schamlos hintergangen werden, oder auch raffinierte Diebe, die auf frischer Tat ertappt werden und mit Witz sich einen Freispruch ergaunert. Es sind auch einige Fabeln mit Tieren dabei, die sich durch ihre Raffinesse deutlich überlegenen Tieren entziehen. Ich würde aber sagen, dass Ehefrauen, die sich irgendwie aus einer unangehmen Situation herauswinden, das häufigste Sujet der Erzählungen sind. Was auch irgendwie naheliegend ist, denn der Papagei will ja Prabhawati ermahnen und davon abhalten Ehebruch zu begehen, wobei es vermutlich auch nicht zielführend ist, ihr eine Menge erfolgreicher Betrügereien zu präsentieren.
Ich habe viele der Erzählungen als unterhaltsam empfunden und wie so oft bei Kurzgeschichten war ich irgendwann im Flow und wollte immer die nächste Geschichte lesen. Tatsächlich gibt es immer eine Pointe, die ist aber in den meisten Fällen nicht sonderlich raffiniert, lehrreich oder anspruchsvoll. Oft ist es der Aberglaube, der den Frauen hilft, manchmal aber auch Einfallsreichtum, was eine Geschichte dann deutlich interessanter macht. Einer tiefere Moral findet man hier nicht, auch keine guten Lebensweisheiten. Im Text sind immer wieder Passagen rot hervorgehoben, die solche Aphorismen umfassen. Zumeist haben sie aber einen archaischen Charakter, besonders wenn es um die Rolle der Frauen geht. Aber so wie sich das Buch liest, war das vermutlich auch nicht das Ziel, hier einen moralischen Leitfaden zu schaffen. Folgend als Beispiel einen dieser Sprüche, der mir etwas besser gefallen hat:
Die Lehre muss man stets durchdenken,
Seite 204
auch wenn ein Kluger sie erdacht;
dem Fürsten muss man stets misstrauen,
auch wenn man ihn für sich gewann;
die junge Frau muss man stets hüten,
auch wenn sie auf dem Schoß uns sitzt;
Wie sollten unsrer Herrschaft fügen
sich Lehre, Fürst und Frauen sonst?
Aufgrund ihrer Knappheit, sind in den Erzählungen eigentlich keine Beschreibungen von Landschaft, Kunst und Kultur. Der Leser erfährt aber doch Einiges durch die Szenen und Begebenheiten. So gab es damals vier Stände: die Könige, Brahmanen (Priester), Kaufleute und Handwerker. Vertreter jeder dieser Schichten finden in den Erzählungen ihren Auftritt. Vom Alltag, der Verehrung der Götter, den spirituellen Ritualen oder auch dem starken Aberglauben, bekommt man hier einiges im Laufe der Geschichten mit. Die Anmerkungen sind sehr ausführlich und ergänzen mit zahlreichen Informationen über die Mythologie und Religion der damaligen Zeit. So vermittelt das Buch also durchaus diese Zeit, mit ihrer altertümlichen Kultur. Dabei sind die Geschichten sehr leicht zugänglich und lesen sich angenehm und flüssig.
Vom Aufbau erinnert das schon auch an tausendundeine Nacht, auch hier gibt es eine Protagonistin und die vielen Geschichten halten jemanden davon ab, etwas Unvernünftiges zu tun. Sherezade bleibt durch ihre unzähligen Geschichten am Leben und Prabhawati wird vom Ehebruch abgehalten. Auch die Verschachtelung von Geschichten (es gibt einen Erzähler der etwas erzählt und in der Geschichte kommt wieder jemand vor, der etwas erzählt), findet man im Papageienbuch auch immer wieder, allerdings nicht so exzessiv, wie bei tausendundeine Nacht.
Spannend fand ich es auch, dass man damals so gar nicht puritanisch unterwegs war. Die Figuren in dem Buch sprechen dem Liebesspiel durchaus zu und man hat nicht das Gefühl, dass es gesellschaftlich irgendwie ein Problem ist. Auf die untreuen Frauen wird da eher mit einem Augenzwinkern geblickt und nachdem sie klüger sind, als ihre gehörnten Männer, scheint der Autor auf Seiten der Frauen zu stehen. Insgesamt hatten die Frauen natürlich keine Rechte, aber am Ende schimmert das durch, was ich auch in vielen Büchern aus dem 19. Jahrhundert ausgemacht habe: In vielen Familien hatten Frauen trotzdem die Hosen an.
Sehr interessant ist das Nachwort vom Herausgeber und Übersetzer Wolfgang Morgenroth und das ist wirklich sehr gelungen und gibt dem Leser sehr viele Informationen zum Ursprung des Textes. Es gab in den letzten Jahrhunderten zahlreiche Ausgaben und Varianten vom Papageienbuch, in den verschiedensten Sprachen und in den unterschiedlichsten Ländern. Das Original ist verloren gegangen, was vermutlich auch dem feuchtwarmen Klima Indiens zuzuschreiben ist, und auch der Verfasser ist unbekannt. Aus dem Inhalt wird heute abgeleitet, dass das Papageienbuch vermutlich erst gegen Ende des ersten Jahrtausend entstanden ist. Diese Ausgabe basiert auf den beiden ältesten überlieferten Fassungen, einer wohl extrem kurzen Fassung und einer etwas ausführlicheren. Beide überschneiden sich, sind aber auch lückenhaft. Zusammengestellt kommen sie dem Original wohl aber am nächsten, sind aber aufgrund der unsicheren Basis vermutlich auch nur eine ungefähre Annäherung.
Es wird auch darauf hingewiesen, dass das Papageienbuch auch eine Inspiration für das Dekameron war. Wenn man nun wieder überlegt, dass das Dekameron Balzac zu seinem Buch Tolldreiste Geschichten inspiriert hat, dann finde ich es einfach faszinierend, wie dieses Buch seine Spuren über so viele Jahrhunderte hinterlässt.
Das Vorwort fand ich ziemlich unnütz, bis auf den Hinweis auf die Parallelen zwischen dem Papageienbuch und tausendundeiner Nacht, war es eigentlich nur unnötiges Blabla und ich habe mich gefragt, warum man das überhaupt vorangestellt hat.
Die Aufmachung ist ganz typisch im Stil von Die Andere Bibliothek und gefällt mir sehr gut. Die Farben sind wunderschön und gut gewählt. Der Schuber mit dem Papagei sieht einfach schön und farbenfroh aus und verströmt genau das, was man auch in den Geschichten findet. Auf dem gelben Einband ist nochmal der Papagei abgedruckt, wobei es ein einfacher Pappeinband ist, da gab es bei anderen Ausgaben von Die Andere Bibliothek schon eine schönere Aufmachung (beispielsweise das edel schimmernde Blau von Sister Carrie).
Sehr gut gefällt mir auch die klare und feine Typographie, die richtig schön aufgeräumt wirkt. Einige der Aphorismen sind rot hervorgehoben, was dem Text mehr Struktur gibt und damit noch ansehnlicher macht. Für solche Details bin ich einfach empfänglich. Allerdings sind gegen Ende des Buches Passagen rot hervorgehoben, die für mich eher allgemeine Sätze sind, was ich nicht so ganz verstanden habe.
Jeder Erzählung ist eine rote Seite vorangestellt, mit dem Titel und einem Satz, der die Geschichte knapp umschreibt. Das sieht sehr schick aus, vor allem mit der Verzierung und der fein gewählten Schriftart. Das bläht das Buch natürlich aber auch auf. Zudem sind zahlreiche Seiten durch die vielen Kapitelwechsel nicht ganz gefüllt. Als Leser bekommt man also weniger Inhalt als es auf den ersten Blick aussieht. Das Buch liest sich also auch recht schnell, was ich definitiv nicht als Nachteil empfunden habe. Diese Sprunghaftigkeit lockert die Lektüre sehr auf und dadurch bekommt es eine angenehme Leichtigkeit, was bei Texten diesen Alters doch eher selten der Fall ist.
Richtig schön ist natürlich wieder die Fadenheftung, das fein duftende Papier und natürlich fehlt auch das Lesebändchen nicht. Das Buch hat zwar seinen Preis, erfüllt aber auch alle bibliophilen Erwartungen.
Fazit: Das Papageienbuch ist eine sehr außergewöhnliche Lektüre. Alleine schon die sehr alte Textbasis, die inhaltliche Ausrichtung auf über tausend Jahre alte indische Liebesgeschichten und auch der feine Einblick in die damalige Kultur machen es zu einem ungewöhnlichen Buch. Ich fand es sehr unterhaltsam, diese vielen kurzen pointierten Erzählungen zu lesen und darin ein Indien mit stellenweise erstaunlich modern wirkender Moral zu entdecken, was ich so nie erwartet hätte. Der Leser findet hier allerdings keine ausgefeilten Geschichten oder tiefgreifende Inhalte. Immer mit einem leichten Schmunzeln scheint der Erzähler auf die Ausschweifungen der Figuren zu blicken und der Raffinesse zugunsten der Liebe eine Bühne zu geben. Es ist eine angenehme und lockere Reise durch das alte Indien, die viel zu schnell vorbei ist. Die Ausgabe selbst ist sehr schön, bibliophil und mit ihrer feinen Typografie und Buchgestaltung sehr gelungen. Ein Buch, das ich hinsichtlich Inhalt und Optik auch sehr als Geschenk empfehlen kann.
Buchinformation: Das Papageienbuch • Herausgeber und Übersetzer: Wolfgang Morgenroth • Die Andere Bibliothek • 372 Seiten • ISBN 9783847704676
]]>Natürlich ist es schwer jemanden, der schon viele Bücher hat und viel liest, noch etwas in diese Richtung zu schenken. Aber es gibt durchaus ausgefallene Bücher und Geschenkideen, die vielleicht noch nicht jeder Vielleser im Schrank stehen hat. Um solche Tipps habe ich mich bemüht und will hier ein paar Geschenkideen präsentieren. Vielleicht ist ja etwas dabei und ihr findet ein schönes Geschenk für jemanden oder für euch selbst. Über die meisten der hier vorgestellten Ideen habe ich bereits gebloggt. Wenn ihr den dort erwähnten Links folgt, findet ihr also noch einige weitere Informationen und Bilder über die vorgestellten Bücher und Geschenkideen.
Diesen Beitrag habe ich übrigens in ähnlicher Form vor über fünf Jahren bereits veröffentlicht. Seitdem wurde er wirklich sehr oft aufgerufen. Daher habe ich mich entschlossen, ihn zu überarbeiten und mit noch mehr Geschenkideen und noch mehr Bildern neu zu veröffentlichen. Es lohnt sich also nochmal einen Blick auf die Vorschläge in diesem Beitrag zu werfen. Und besonders gut geeignet ist dieser Beitrag natürlich auch für alle, die für sich selbst ein Geschenk suchen.
Die erste Geschenkidee umfasst ganz wunderbare Bücher, die über die übliche Buchform hinaus gehen. Und zwar handelt es sich um Bücher mit Beilagen. Eines der faszinierensten Buchprojekte der letzten Jahre ist definitiv S.- Das Schiff des Theseus, das ich bereits auf diesem Blog vorgestellt habe. Das Buch ist richtig schön aufgemacht und sieht wie ein altes Buch aus einer Bibliothek aus. Wer es aufschlägt, findet darin eine geheimnisvolle Geschichte, die von der Stimmung surreal ist und ein wenig an Kafka erinnert. Das Besondere an dem Buch ist aber, dass es am Rand zahlreiche Notizen gibt, die von zwei Studenten stammen, die über das Buch miteinander kommuniziert haben und es an einer versteckten Stelle in einer Bibliothek immer wieder für den anderen hinterlegt haben. Zudem finden sich zwischen den Seiten zahlreiche Dinge, wie bemalte Servietten, Postkarten, Fotos und andere Dinge, welche die beiden Studenten austauschen. Es gibt also mehrere Erzählebenen und das Buch ist voller Rätsel, die es zu entschlüsseln gilt. Ich fand dieses Buch super kreativ und ausgefallen, denn es zeigt eindrucksvoll, was ein Buch alles sein kann und was mit diesem vermeintlich klassischen Medium noch alles möglich ist. Mittlerweile ist S. – Das Schiff des Theseus bereits vergriffen und man muss etwas mehr Geld in die Hand nehmen, um es noch zu bekommen. Der Kauf lohnt sich aber sehr und als Geschenk ist es kaum zu übertreffen.
Eine andere Buchreihe, die ebenfalls mit sehr schönen Beilagen und einer schmucken Aufmachung aufwarten kann, kommt vom Coppenrath Verlag. Einige Kinderbuchklassiker wie Die Schöne und das Biest oder Das Dschungelbuch sind wunderbar illustriert und mit einigen hübschen Elementen versehen und als schmucke Ausgabe neu aufbereitet. Über Die Schöne und das Biest habe ich bereits gebloggt und dort auch ein Video eingebunden, wo ihr euch ein solches Buch mal näher ansehen könnt. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Bücher in der Reihe mit genau der identischen schönen Aufmachung erschienen.
MinaLima, das Designstudio, das die schönen Coppenrath Kinderbuchklassiker neu illustriert hat, ist zudem aktuell dabei die einzelnen Harry Potter Bücher in genau diesem Stil ebenfalls neu zu gestalten. Und die Bücher sehen wirklich wunderbar aus, sie sind einfach prächtig und es ist ein Vergnügen sie zu lesen. Die ersten drei Bände von HarryPotter sind bereits verfügbar. Auf der Seite vom Carlsen Verlag, könnt ihr einen Blick auf die MinaLima Harry Potter Bücher werfen.
Der Coppenrath Verlag ist in diesem Bereich sicher führend und hat noch zahlreiche weitere Schmuckausgaben mit aufwendig gestalteten Extras im Angebot. Dazu gehören Bücher von Jane Austen, mehrere Sherlock Holmes Bände, Dracula, der große Gatsby und noch viele mehr. Hier findet ihr eine Übersicht über alle Coppenrath Prachtausgaben. Wer schöne Bücher liebt, der wird hier auf jeden Fall fündig. Ich habe hier mehr als ein Buch davon im Schrank stehen und es ist ein besonderes Vergnügen diese Bücher zu lesen.
Ich liebe schöne und prachtvolle Bücher, die richtig gut verarbeitet sind und ich glaube jeder, der Bücher liebt, hat zumindest eine Ader für besonderes schöne Ausgaben. Gerade wenn es um das eigene Lieblingsbuch geht, wünschen sich viele eine ordentliche Ausgabe davon im Schrank stehen zu haben. Das Lesen macht einfach noch mehr Spaß, wenn man ein wertiges und optisch ansprechendes Buch in die Hände nimmt. Jetzt gibt es allerdings nicht von jedem Buch auch eine Prachtausgabe. Will man besondere Extras haben, dann sieht es noch viel finsterer aus. Vor dem Problem stand ich (wobei ich in meinen Fall mich selbst mit einer Luxusausgabe beschenken wollte). Bis ich im Netz auf die Handbuchbinderei von Anna gestoßen bin. Anna hat sich darauf spezialisiert Bücher neu in schickes Leder zu binden und mit zahlreichen Verschönerungen zu verzieren. Angefangen von wunderschönem Vorsatzpapier, bis hin zu eingefassten Gemälden auf der Frontseite. Dabei orientiert sie sich an den Wünschen des Auftraggebers und schafft so Unikate, die ganz speziell sind und ganz sicher nur einmal in der Form gefertigt wurden.
Ich habe mittlerweile schon zwei Bücher von Anna neu binden lassen. Einmal Der Graf von Monte Christo und Der Herr der Ringe. Auf den verlinkten Beiträgen könnt ihr euch zahlreiche Bilder von den wunderschönen Büchern ansehen, die einfach prachtvoll aussehen. Ein schöneres Geschenk kann man einen Buchliebhaber nicht machen, wobei man aber schon ein bisschen Budget braucht, denn das Ganze ist echte Handarbeit und es fließt einiges an Zeit in die Fertigung eines solchen Unikats. Preise und zahlreiche weitere Beispiele findet ihr auf Annas Seite annabuchwunder.de.
Diese Bücher hatten in den 80ern ihre große Zeit, sind vielen aus ihrer Kindheit noch bekannt, haben es aber nie zu großer Popularität gebracht. Ich finde die Idee sehr genial und einfallsreich. Als Geschenk sind sie nicht für jeden geeignet, aber durchaus eine nette Idee, denn sie sind doch sehr anders als das klassische Buch. Man schlüpft in diesen Büchern in die Rolle eines Protagonisten und muss für diesen Entscheidungen treffen. Dabei ist das Buch in zahlreiche nummerierte Sektionen unterteilt. Man beginnt bei dem ersten Abschnitt und am Ende einer jeden Sektion muss man sich entscheiden. Je nachdem welche Wahl man trifft, muss man an einer anderen Stelle weiterlesen. Auf diese Weise liest jeder das Buch auf einen anderen Pfad durch. Manche dieser Bücher haben auch Regeln und der Leser bzw. Spieler muss darin auch kämpfen, kann Gegenstände sammeln oder auch sterben.
Ich habe als Kind die Einsamer Wolf Reihe geliebt und verschlungen und in der Vergangenheit bereits darüber gebloggt. Der Mantikore-Verlag ist hier der bekannteste Verlag, der zahlreiche Bücher im Programm hat und unter anderem auch die Einsamer Wolf Reihe neu verlegt. Sehr bekannt waren auch die Fighting Fantasy Bücher von Ian Livingstone und Steve Jackson. Aber auch in den letzten Jahren sind einige neue Abenteuerspielbücher, wie beispielsweise Reiter der schwarzen Sonne, Das Feuer des Mondes und Somorra erschienen. Die alten Bücher aus den 80ern bekommt man als Antiquariat auch zu einem ganz guten Preis. Wer also weiß, dass jemand so etwas in seiner Jugend gelesen hat, kann hier auch ein echt schönes Nostalgiegeschenk machen. Das sind nun alles keine Bücher, die jetzt für die viellesende Großmutter geeignet sind, aber besonders für Jugendliche, Nerds und Fantasy-Fans sind sie eine sehr schöne Sache.
Auf Buchrollen bin ich zufällig gestoßen, als ich nach guten Comics gesucht habe. Die Idee finde ich sehr ausgefallen: Anstatt einem gebundenen Buch besteht eine Buchrolle aus einem sehr langen Blatt, welches horizontal bedruckt ist. Um es zu lesen, muss man das Buch abrollen und am anderen Ende wieder aufrollen. Der kleine Verlag round not square hatte die Idee diese Buchrollen neu zu erstellen und anzubieten. Dort im Shop findet man einige Buchrollen zu bestellen, welche allerdings keine klassischen Bücher sind, sondern zumeist das Format sehr gut ausnutzen. Beispielsweise der von mir erwähnte Comic Shipwreck von Paul Rietzl, welchen ich hier genauer vorstelle. Aber es gibt noch weitere Buchrollen, die Bildbände oder Kinderbücher in dem schönen weiten Format enthalten.
So eine Buchrolle ist nicht unbedingt praktisch, aber eine sehr ungewöhnliche Idee. In der S-Bahn wird man also eher nicht zur Buchrolle greifen und ich glaub für einen klassischen Roman ist einfach ein normales Buch wesentlich komfortabler. Aber Shipwreck ist von der Wirkung her schon genial und die Rolle Catching the Eye ist ebenfalls noch auf meiner Wunschliste. Im Bücherregal ist so eine Rolle auch ein Hingucker und das Format und die Idee dürften Buchliebhaber sicher hinter dem Ofen vor locken.
Diese Geschenkidee ist natürlich für meinen Blog ganz naheliegend, denn ich liebe bibliophile Bücher und besonders Neuauflagen von Klassikern. Viele davon gibt es nicht und man muss schon suchen, um richtig schöne und schicke Bücher zu finden. Einige sehr gute Tipps, wo es schöne Bücher gibt, habe ich in meinem Blogbeitrag Besondere Bücher schon zusammengetragen. Klassiker sind natürlich sehr für eine hochwertige Ausgabe geeignet, da es zeitlose Werke sind, die man immer wieder in die Hand nehmen kann und die auch weithin bekannt sind und geschätzt werden. In der mare Klassiker Reihe sind zahlreiche Bücher zu finden, die mit schicker Ausstattung aufwarten, eher unbekannte Werke wie Tagebücher, Reiseberichte und Erzählungen enthalten und dabei immer das manchmal dezente, manchmal aber auch deutlich im Mittelpunkt stehende Meer als Protagonist haben. Auch der Hanser Verlag hat eine Reihe mit den Triple-A Klassikern im Angebot. Auch diese habe ich in diesem Blog immer wieder rezensiert.
Darüber hinaus gibt es aber auch richtig schöne Kinderbücher und Kinderbuchklassiker als schmucke Neuauflage. Der Knesebeck Verlag hat da immer wieder schöne Bücher im Angebot. Auf der Seite der Stiftung Buchkunst lohnt sich auch immer ein Blick. Dort werden die schönsten Bücher des Jahres gekürt und da findet man auch schicke Bücher der verschiedensten inhaltlichen Ausrichtungen. Der Manesse Verlag und auch die Büchergilde hat auch einige hochwertige Bücher im Programm. Insgesamt ist es aber nicht so leicht, richtig schöne Bücher zu finden. Hier auf meinem Blog findet ihr allerdings sehr viele wunderschöne Ausgaben, denn ich lege immer großen Wert auf eine hervorragende Ausstattung.
Ein Trend der letzten Jahre sind Bücher mit dem Titel „Atlas der …“. Also Sammlungen von besonderen Orten, die gesammelt als kleiner Atlas angepriesen werden. Ich glaube den Anfang hat der mare Verlag mit dem Atlas der abgelegenen Inseln gemacht. Das Buch ist wirklich sehr genial und habe ich hier im Blog auch rezensiert. Danach gab es eine ganze Schwemme an solchen Atlas-der-weiß-der-Geier-was. Zumeist sind diese Atlanten auch recht schön gemacht und auch als Geschenkbuch ausgelegt. Atlas der Länder, die es nicht gibt ist ein weiterer Atlas, den ich mir geholt habe und ganz gelungen fand. Oder Lexikon der Phantominseln, das aber von der Aufmachung nicht an die anderen beiden Bücher heran kommt. Ebenfalls wunderschön ist auch der Atlas der maritimen Geschichten und Legenden und Kleiner Atlas der Leuchttürme am Ende der Welt.
Als Geschenk sind solche Atlanten auch für all jene hervorragend geeignet, die immer sagen, dass sie keine Zeit zum Lesen haben. Diese Bücher laden zum Stöbern ein und man kann darin planlos blättern und kommt trotzdem auf seine Kosten. Zumeist stellen sie den jeweiligen Ort kurz vor, geben einen kurzen Abriss in Zahlen und Metriken und erzählen dann eine unterhaltsame Anekdote zu dem jeweiligen Ort. Das ist kurzweilig, entspannend, unterhaltsam und zumeist reicht ein Abend aus, um so ein Buch durch zu lesen.
Vielleser haben wahrscheinlich ziemlich viel von den üblichen Büchern schon im Schrank stehen. Also mit der Amazon-Top-100-Liste braucht man glaub ich nicht ankommen. Was eher seltener im Schrank steht, dürften schöne illustrierte Ausgaben sein, da sie meist auch entsprechend teuer sind. Es gibt aber wirklich prächtige Bücher, mit wunderschönen Illustrationen. Ein richtig toller Zeichner ist Robert Ingpen. Seine Bücher sind im Knesebeck Verlag erschienen und sehr prachtvoll. Er hat einige Kinderbücher neu illustriert, wie Der Zauberer von Oz oder Die wunderbare Reise des Nils Holgersson mit den Wildgänsen, die ich beide hier im Blog schon vorgestellt habe. Auch 20.000 Meilen unter dem Meer habe ich als von William O’Connor richtig schön illustrierte Ausgabe bei mir im Schrank. Grundsätzlich ist hier der Knesebeck Verlag empfehlenswert.
Sehr schön ist auch die Ausgabe Alice im Wunderland illustriert von Floor Rieder. Das Buch ist wirklich wunderschön und auch wenn mich die Story nicht sehr begeistern konnte, ist die schöne Form, in die dieser alte Kinderbuchklassiker gebracht wurde einfach einmalig. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist der Prestel Verlag. Beispielsweise mit dem Buch Magische Welten oder Der menschliche Körper. Auf jeder Seite sind mehrere Inhalte untergebracht, die mit einer dreifarbigen Lupe sichtbar gemacht werden können. Das ist sehr schön gezeichnet und auch für Erwachsene ein echtes Vergnügen zu entdecken. Jim Curious: Reise in die Tiefen des Ozeans ist ebenfalls ein tolles Buch, das mit einer zweifarbigen Brille ausgestattet ist und so für einen 3D-Effekt sorgt. Ein weiterer empfehlenswerter Illustrator ist auch Benjamin Lacombe. Ich habe von ihm ein Buch über Marie-Antoinette, das ich ebenfalls bereits rezensiert habe und das, mit einem ganz eigenen Stil, die Königin in einer ganz eigenen Interpretation neu zum Leben erweckt. Der Profi für Bücher von Lacombe ist aber Kathrin, die schon viel über ihn gebloggt hat.
Sehr viele illustrierte Bücher habe ich leider nicht im Schrank stehen, weil die auch recht schwer zu finden sind. Schöne Kinderbücher mit wunderbaren Illustrationen gibt es sehr viele, aber für Erwachsene sind sie eher dünner gesät. Wer einen Tipp für mich hat, kann ihn gerne als Kommentar da lassen, ich würde mich sehr freuen.
In der Buchbloggerwelt sind Graphic Novels schon seit einiger Zeit sehr etabliert. Ich selbst habe diese Kunstform erst sehr spät für mich entdeckt und auch Comcis lange Zeit keine Aufmerksamkeit geschenkt. Wohlwissend, dass ich hier ein Fass aufmachen würde, habe ich mich erst vor wenigen Jahren in diese Welt gewagt und mit Begeisterung einige Perlen entdeckt. In Summe sind nicht sehr viele Titel im Raster hängen geblieben, aber diese Bücher sind dafür wirklich großartig.
Wirklich dauerhaft bin ich bei zwei Comic-Reihen dabei geblieben. Das ist einmal Monstress, eine wunderschön gezeichnete und düstere Geschichte, die durch ihre sehr schön ausgestaltete Welt, aber auch der sehr gelungenen Protagonistin auszeichnet. Die zweite Reihe, die mir sehr gut gefällt, ist Lady Mechanika. Ebenfalls wunderschön gezeichnet, handelt sie in einer Steampunk-Welt und besticht durch wunderschöne Portraitzeichnungen, welche die Heldin der Geschichte in immer neuen Kostümen darstellt.
Es gibt aber noch weitere sehr schöne lesenswerte Comics. Eine einbändige Ausgabe über Victor Hugo beispielsweise. Grundsätzlich lohnt es sich, hier ein bisschen zu stöbern. Je nach Geschmack und Stil ist eine andere Graphic Novel oder Comic geeignet. Der Splitter Verlag ist auf jeden Fall die beste Anlaufstelle. Es gibt wirklich alle möglichen Genres, von Science Fiction über Western, bis hin zu Klassikern. Und sehr viele Buchliebhaber dürften Comics oder Graphic Novels bisher nicht so auf dem Schirm haben. Das könnte also durchaus eine positive Überraschung sein, erfordert aber auch ein bisschen Fingerspitzengefühl hier was Passendes zu finden.
Vor einigen Jahren bin ich schon auf Duftkerzen gestoßen, die angeblich den feinen Geruch von alten Büchern, kleinen antiken Bücherläden und Bibliotheken mit zahlreichen alten Büchern verströmen sollen. Damals gab es sie nur in der USA und mit den hohen Versand- und Zollkosten hat es sich nie gelohnt die Kerzen zu testen. Immer wieder habe ich aber gesucht und tatsächlich gibt es solche Kerzen mittlerweile auch in Deutschland. Auf diesem Blog habe ich bereits die Kerzen von IndigoFox ausgetestet. Der Duft konnte durchaus überzeugen und besonders „Old Books“ hat einen sehr angenehmen Duft der tatsächlich an alte Bücher oder eine Bibliothek voll mit altem ledergebundenen Antiquariat erinnert.
Auf Etsy sind auch einige Bücher-Duftkerzen zu finden. Getestet habe ich A Night at the Library und auch diese Kerze hat einen sehr angenehmen Duft. Alle diese Kerzen sind aus Sojawachs hergestellt und enthalten Sandelholz, Teak und Eiche. Oft ist den Kerzen auch eine süße Komponente beigemischt. Ich finde den Duft sehr angenehm. Er ist dezent und niemand wird beim Betreten des Zimmers nun ausrufen, dass es wie in einer alten Bibliothek riecht, aber einen entspannten Leseabend bereichert der angenehme Duft auf jeden Fall. Als Geschenk für einen Vielleser finde ich es eine wunderbare Idee.
Seit einigen Jahren gibt es Aboboxen für alle möglichen Dinge und so natürlich auch für Bücher. Die Boxen gibt es in den unterschiedlichsten Varianten mit den verschiedensten thematischen Ausrichtungen. Ich habe vor einiger Zeit die Büchergilde Abobox getestet, die mit bibliophilen Büchern bestückt wird und alle drei Monate erscheint. Neben einem Buch enthält so eine Box noch zusätzliche thematisch passende Beigaben. In Summe bekommt man hier also ein schönes Überraschungspaket.
Ebenfalls sehr bekannt ist die Bücherbüchse, wobei es hier gleich eine ganze Reihe verschiedener Boxen im Angebot gibt. Das reicht von Kinderbüchern bis hin zu Liebesromanen oder Young Adult Büchern. Die Bücher kommen dabei oft auch in einer speziellen Ausgabe mit farbigen Buchschnitt, besonders gestalteten Cover und Vorsatzpapier. Also Bücher, die hervorragend als Geschenk geeignet sind, da sie auch optisch etwas Besonderes sind. Ähnlich wie die Bücherbüchse ist auch Chest of Fandoms, auch mit dem Fokus auf Literatur für jüngere Leserinnen. Häufig kann man dort auch die vergangenen Buchboxen einzeln bestellen.
Wer ein wenig auf Google sucht, der findet zahlreiche weitere Anbieter von Bücherboxen. Wenn man es also mit einem Vielleser zu tun hat, der sich gerne literarisch überraschen lässt oder sehr gerne Young Adult Bücher liest, dann könnte da schon etwas dabei sein.
Exlibris sind etwas sehr Spezielles und Buchnerdiges. Exlibris sind eingeklebte Zettel oder Stempel, die den Eigentümer eines Buches kennzeichnen. Das Ganze ist nicht gerade eine neue Idee und Exlibris sind laut Wikipedia schon im 15. Jahrhundert das erste Mal aufgetaucht. Exlibris können Stempel, Etiketten oder Prägezangen sein.
Auf dem Bild oben seht ihr meinen Exlibris Stempel. Natürlich wollte ich keinen Stempel von der Stange und habe mich gründlich im Netz umgesehen. Dabei bin ich auf eine begabte Künstlerin aus Stockholm gestoßen, die für ihre Schwester ein Schiff als schönen Exlibris Stempel gemacht hat. So einen ähnlichen habe ich mir von ihr auch fertigen lassen. Tian Gan heißt die Künstlerin und hat mittlerweile eine neue Webseite (leider auch mit höheren Preisen). Der Stempel ist wunderschön und ich habe ihn nun schon einige Jahre.
Auch auf Etsy und Amazon findet man zahlreiche Stempel oder Prägezangen. Eine Suche im Netz offenbart noch mehr Online-Shops, wo man Exlibris in verschiedenster Ausführung und Preisklassen findet.
Lesebändchen in Bücher sind mittlerweile nur noch in höherpreisigen und den besseren Ausgaben zu finden. Oft sind Bücher zwar gebunden, haben oft sogar einen schönen Einband, aber für ein Lesebändchen hat es dann nicht mehr gereicht. Was ich immer sehr schade finde. Wer sich für ein Buch trotzdem ein Lesebändchen wünscht, der kann das auch sehr einfach nachrüsten. Ich habe das schon sehr oft gemacht und ein Lesebändchen mit einem Klebeband zwischen Einband und Buchblock befestigt. Das hält wunderbar und ist von einem normalen Lesebändchen nicht zu unterscheiden.
Die Frage ist, woher man Lesebändchen bekommt. Die teuerste aber als Geschenk am geeignetsten Variante kann man auf lesebaendchen.com zu finden. Dort kann man selbstklebende Lesebändchen in den verschiedensten Farben in einem Etui bestellen. Für deutlich weniger Geld bekommt man Lesebändchen auch bei Etsy, wo ich schon einige Bändchen bestellt habe. Längere Rollen mit Lesebändchen findet man im Fachhandel für Buchbinderei. Ich habe mir eigene Bücher bei Blurb fertigen lassen und dort Lesebändchen nachgerüstet und das funktioniert hervorragend. Auf jeden Fall ist es ein Geschenk, mit dem ein Bücherwurm sicher nicht rechnet.
Eine weitere Geschenkidee ist ein Buchposter, das zugegebenermaßen jetzt schon eher in die Kategorie Trash fällt. Aber irgendwie ist es auch eine lustige Idee und ich wurde selbst einmal mit dem Poster beschenkt. Auf dem Poster sind 99 Bücher zu finden, die man gelesen haben sollte. Immer wenn man ein Buch gelesen hat, kann man es freirubbeln.
Okay, wer kann schon sagen, was für Bücher man unbedingt lesen sollte? Natürlich niemand und so sind auf dem Poster auch Bücher zu finden, die ich nie lesen werde. Es ist aber eine schöne Quelle für gute Bücher, denn es sind auch zahlreiche wunderbare Klassiker darauf zu finden. Und es hat den ToDo-Listen-Effekt, man würde schon ganz gerne die Liste abarbeiten und freut sich, wenn mal ein Buch dabei ist. In Summe also eine ganz nette Beigabe, die aber natürlich nicht mit den anderen Ideen in dieser Liste konkurrieren kann.
Wer Bücher liebt, hat auch zumeist ein paar alte Werke im Schrank stehen. Bücher, welche die Kindheit geprägt haben, oder vielleicht in einer aktuellen Ausgabe im Schrank stehen, aber schon einige Jahre alt sind. Für solche Bücher ist es einfach ein Vergnügen die Erstausgabe in Händen zu halten und ganz in den Genuss des Erlebnisses zu kommen, das die aller ersten Leser damals haben mussten. Oft haftet diesen Büchern etwas sehr Stimmungsvolles an. Auf dem Bild oben seht ihr meine Erstausgabe von „The Hobbit“. Okay, sie ist nicht ganz echt, davon gab es lediglich 1.500 Stück und eine der Ausgaben wurde erst für 12.000 Euro versteigert. Meine Ausgabe ist ein Faksimile, die dem Original nachempfunden wurde. Mir gefällt das richtig gut, denn das Buch hat einfach diese altmodische Ausstrahlung.
Ich habe mir aber auch mehrere andere alte Ausgaben geholt. Besonders alte Abenteuerromane haben einfach etwas für sich. Und viele Leser haben gerade diese Bücher in ihrer Kindheit gelesen. Manche Erstausgaben sind auch gar nicht so teuer wie man glaubt. Es lohnt sich, auf Plattformen mit Antiquariat zu stöbern. Am besten ist hier Abebooks und Booklooker. Wer im Internet ein bisschen sucht, findet auch Übersichten, welche alten Abenteuerromane es damals gab. Auf den Fotos seht ihr auch meine Ausgaben von B. Traven, die ursprünglich bei der Büchergilde erschienen sind und die mir einfach nochmal besser gefallen, als die aktuellen Drucke. Ein altes Buch kann etwas sehr Besonderes sein und auch wenn ich schöne und aktuelle Neuauflagen liebe, kann ich auch so einem alten viel gelesenen und besonderen Buch einiges abgewinnen. Ich kann mir vorstellen, dass es da vielen Bücherwürmern ähnlich geht.
Als Gamer-Nerd habe ich schon einige Spiele gezockt und mich von den oft prachtvollen, stimmungsvollen und einfallsreichen Orten verzaubern lassen. Bei einigen Spielen konnte mich das so fesseln, dass ich mir die Artbooks dazu geholt habe. Tatsächlich gibt es zu zahlreichen aufwendig umgesetzten Computerspielen Bücher mit der Konzeptkunst und den Illustrationen, die bei der Entwicklung dieser Spiele entstanden sind. Wer nun glaubt, dass das irgendwie öde Skizzen sind, der wird sich wundern, wenn er einmal in so ein Buch einen Blick geworfen hat. Es erwarten einen oft sehr hochwertige, künstlerische und fantastische Malereien, die in der absoluten Premiumliga angesiedelt sind.
Ein wunderbares Artbook gibt es zu dem Spiel Black Flag. Mit sehr stimmungsvollen Szenen aus der Karibik zur Zeit der Piraten. Von Havanna, Nassau, versteckten Buchten in der Südsee bis hin zu richtigen Piraten, findet man hier wunderschöne Zeichnungen. In meinem Schrank ist auch ein Buch zu Bioshock Infinite, das ebenfalls eine sehr dichte Atmosphäre hat und mit sehr ausdrucksstarken Elementen aufwartet. Eine Stadt in den 20ern mit den Problemen dieser Zeit, wie Rassismus oder den mangelnden Rechten der Arbeitnehmer, bis hin zu Propaganda und Religion. All das gibt natürlich viel Stoff für einen längeren Entwicklungsprozess, den man in dem Buch zu Bioshock Infinite sehr gut verfolgen kann. In der Charakterentwicklung für dieses Spiel steckt viel Tiefe und die Skizzen und Gemälde in dem Buch zeigen sehr eindrucksvoll, wie das Spielestudio sich langsam an das finale Ergebnis herangetastet hat. Auch für einige MMORPGs gibt es hervorragende Bücher.
Wer also jemanden beschenkt, der gerne Spiele zockt, sollte das in Erwägung ziehen. Diese Artbooks sind oft nicht sonderlich populär und viele Spieler ahnen nicht, dass es sie überhaupt gibt. Wer aber viel Zeit mit so einem Spiel verbracht hat, der wird so ein schönes Buch sehr zu schätzen wissen, denn es weckt Erinnerungen, Gefühle und auch die Neugierde zu sehen, wie diese fiktive Welt entstanden ist.
Artbooks gibt es auch zu anderen Themen, wie beispielsweise Reise durch Mittelerde von John Howe. Oder auch von bekannten Illustratoren, die beispielsweise sehr viele Covers von Büchern gezeichnet haben. Michael Whelan oder Luis Royo sind bekannte Beispiele. Hat also ein zu beschenkender Vielleser eine absolute Lieblingsreihe, dann recherchiert mal zu den Illustratoren der Cover. Manchmal verbirgt sich dahinter eine ganze Welt. Auch hier ist Tolkiens Der Herr der Ringe oder auch Game of Thrones ein gutes Beispiel, wenn ich an den Maler Tad Nasmith denke. Oder das Sammelkartenspiel Magic bietet auch ein schickes Artbook: Magic The Gathering The Visual Guide.
In der Buchbloggerwelt ist es ja nicht unüblich, dass nicht nur viel gelesen, sondern auch selbst viel geschrieben wird. Es gibt wohl kaum ein persönlicheres Geschenk, als einen schick als Buch gebundenen eigenen Text. Tatsächlich lassen sich auch Einzelauflagen zu guten Konditionen im Netz bestellen. Dazu bieten sich einige Ideen für den Inhalt an. Ich habe beispielsweise meiner besseren Hälfte einmal einen dicken Bildband mit Fotos unserer gemeinsamen Unternehmungen erstellt. Sozusagen als ein dickes Fotoalbum, zum gemeinsam durchblättern. Ich selbst hab auch immer ganz gerne für mich geschrieben und einmal einen solchen Text als schönes, in Leinen gebundenes Buch, mit wertigen Schutzumschlag drucken lassen. Das macht eine Menge her, ist natürlich auch mit Aufwand und Zeit verbunden, aber das Ergebnis ist natürlich nicht zu toppen.
Seit Jahren bestelle ich meine Fotobücher und auch normale, selbst erstellte Bücher, bei Blurb. Vor ein paar Jahren habe ich über Blurb schon einmal gebloggt. Die Software von Blurb zum Erstellen von Büchern ist sehr gut und ich hab schon so einige Bücher im Schrank stehen. Die Druckqualität konnte mich immer überzeugen und wer etwas Edles haben möchte, kann auch besonderes Papier wählen. Mir gefällt der schöne Leineneinband und die hochwertige Bindung sehr gut und zusammen mit dem Schutzumschlag stehen diese Bücher einem kommerziellen Bildband in nichts nach. Von einigen Urlauben habe ich so richtig prächtige Bildbände, die ich auch immer wieder gerne in die Hand nehme.
Zuletzt habe ich mir mit dem Affinity Publisher ein vollständiges Buch neu gestaltet und mit Blurb drucken lassen. Das ist natürlich sehr aufwendig und als Geschenk nur bedingt geeignet, aber es ist möglich, Einzelanfertigungen in hoher Qualität zu machen. Neben gebundenen Fotobüchern gibt es es auch Taschenbücher oder Zeitschriften. Hier sind der eigenen Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Blurb ist bei großen Fotobüchern auch nicht gerade billig. Ich würde bei Blurb nie ohne Gutschein bestellen. Und eigentlich dauert es nie länger als zwei bis drei Wochen, bis es dort wieder eine Aktion mit satten 35% gibt. Es gibt auch zahlreiche andere Anbieter für Fotobücher, aber Bücher mit so schönen Leineneinband und Schutzumschlag habe ich nicht nochmal gefunden. Btw: Ich werde nicht von Blurb gesponsert und bekomm auch für diesen Text keine Bezahlung. Die Bücher sind tatsächlich einfach empfehlenswert.
Seit vielen Jahren liebe ich schöne Infografiken und Visualisierungen. Daten und Fakten schön bildhaft und transparent darzustellen ist einfach eine Kunst für sich. Einige kennen ja meine Auswertungen zur Buchblogosphäre (wer nicht, sollte sie sich unbedingt ansehen). Darin mache ich fleißig Gebrauch von schönen Grafiken, die zum Teil komplexe Zusammenhänge greifbar machen. Wer ein bisschen nach „data visualization“ googelt, findet eine ganze Menge. Legendär ist für mich die Infographik Creative Routines, die den Arbeitsalltag berühmter Autoren visualisiert.
Einige Bücher greifen diese Infografiken auf und nutzen sie, um Wissen einfach und verständlich, aber auch unterhaltsam zu vermitteln. Eine sehr bekannte Reihe bietet der DK Verlag, woraus ich mir Das Literaturbuch geholt habe. Aber es gibt die verschiedensten Themen, die hier schön gerafft und bildlich dargestellt werden. Beispielsweise Kunst, Wirtschaft, Politik, Soziologie usw. Ich habe noch ein älteres Buch von National Geographics im Schrank, das ebenfalls zahlreiche wunderbare Darstellungen verwendet. Richtig schön finde ich die Bücher vom Prestel Verlag, die einem Museumsbesuch nachempfunden sind. Am besten gefällt mir hier Das Planetarium und Das Museum des Meeres. Die großformatigen Bücher enthalten wunderschöne große Farbtafeln und es ist einfach ein Vergnügen durch diese Bücher zu blättern. Ähnlich aufgebaut ist das Buch Bienen vom Gerstenberg Verlag. Ebenfalls sehr gelungen ist das Buch Reise durch die Geschichte vom DK Verlag. Darin findet man zu den verschiedensten historischen Ereignissen und Entwicklungen immer eine ganz unterschiedlich gestaltete Zeitleiste, anhand derer man die Entwicklungen nachvollziehen kann. Die gebundenen und großen Bücher sind auch immer für Kinder gut geeignet, unterhalten aber auch den erwachsenen Leser sehr gut. Für solche Bücher lohnt sich ein Besuch einer gut sortierten Buchhandlung.
Okay, ein Trash-Gadget muss jetzt doch in diese Aufstellung, sonst ist der ein oder andere Leser hier noch enttäuscht. Schon vor vielen Jahren habe ich eine wunderschöne Bücherbürste entdeckt. Damit lässt sich der Staub, der sich auf den Büchern ablagert, leicht entfernen. Und mal ehrlich, jeder der größere Mengen Bücher hortet kennt das Problem. Die Bücherbürste sieht sehr schmuck aus, ist aber mit über 20 Euros aber auch ganz schön bonzig. Wesentlich günstiger geht es mit einem Swiffer Staubmagnet und wer es noch günstiger will, der nimmt die Aldi-Kopie vom Swiffer Staubmagnet, die es ab und an bei den Frühjahrsputzwochen gibt. Letztere Armeleutebücherbürste habe ich mir vor vielen Jahren gekauft. Da ist ein ganzer Sack von Aufsätzen dabei und das Staub entfernen dauert bei meinen sieben Ikeabilliregalen keine Minute. Mittlerweile habe ich mir aber die Luxus-Bonzen-Bürste geholt, aus edlem Birnbaumholz und echtem Ziegenhaar, praktisch der Porsche unter den Bücherbürsten, womit das Entstauben zu einem extravaganten Vergnügen wird. Etwas günstiger ist der moses libri_x Buchbesen. So banal das mit den Bürsten ist, sie sind doch erstaunlich praktisch und nützlich. Wer also einem Vielleser etwas Gutes tun möchte, der sich über den Staub beklagt, der kann hier, je nach finanzieller Situation, leicht für Abhilfe sorgen.
So, das war sie, meine kleine Geschenketippsaufstellung. Ich hoffe ihr findet hier Inspiration und findet etwas, auch wenn ihr hier meistens weiter selbst auf die Suche gehen müsst und ein richtig gutes Geschenk noch ein wenig Arbeit bedeuten. Natürlich sind die Interessen und Schwerpunkte unterschiedlich, aber ein richtig schönes Buch, das vielleicht auch Ideen für Neues weckt, ist nie eine schlechte Idee.
Was habt ihr für Tipps? Welche schönen buchigen Geschenke habt ihr schon gemacht oder bekommen? Habt ihr hier eine Geschenkidee gefunden oder ist das alles Käse?
]]>Hochwertige Neuauflagen von Klassikern bieten neben einer aktuellen Übersetzung oft auch einen umfangreichen Anhang mit zahlreichen Anmerkungen. Diese dienen dazu, dem Leser zusätzliche Informationen zu liefern und den Text und seine Hintergründe zugänglicher zu machen. Es gibt Bücher, da ist das eine angenehme Ergänzung, aber nicht zwingend notwendig. Und dann gibt es Bücher wie Ulysses von James Joyce. Der Text ist derart schwer zugänglich und sperrig, dass die üblichen Anmerkungen hier völlig versagen und der Leser weiterhin im Dunklen tappt und mit wenigen Randnotizen ist hier wenig geholfen.
Es gibt eine kommentierte Fassung von Ulysses, ein dickes Monster, das auf jeder Seite, um den Originaltext herum, Erläuterungen und Erklärungen enthält. Allerdings macht das die Lektüre zusätzlich anstrengend. Wäre es da nicht viel besser, ChatGPT zu befragen? Immerhin kann man da ganz explizit Fragen stellen, sich einzelne Textpassagen erläutern lassen oder ein ganzes gelesenes Kapitel erklären lassen. Und ChatGPT sollte Ulysses schon sehr gut kennen, denn an dem Werk kauen und kneten Literaturwissenschaftler schon seit über hundert Jahren herum. Da dürfte doch die ein oder andere Abhandlung inklusive dem ganzen Buch ziemlich sicher in der Trainingsmenge von ChatGPT sein. Anders ist es vielleicht bei unbekannteren Büchern, aber Ulysses sollte eigentlich das perfekte Buch für so ein Experiment sein.
Ich habe also das erste Kapitel gelesen und das habe ich als ganz gut verständlich empfunden. Das zweite Kapitel ist schon zäher gewesen, aber auch da konnte ich einigermaßen folgen. Das dritte Kapitel ist dann komplett verwirrend. Darin unternimmt Stephen einen Spaziergang am Meer und der Leser erlebt seine sprunghaften Gedanken, Erinnerungen, den eigentlichen Spaziergang und taucht voll ein in den Gedankenstrom von Joyce Protagonisten. Das ist völlig verwirrend für den Leser und dieses Gemenge ist beim einmaligen Lesen kaum zu durchschauen. Extrem ist auch das siebte Kapitel, wo Bloom zwischen Journalisten und Zeitungsleuten unterwegs ist und zahlreiche Figuren, ohne dass sie eingeführt werden, ein Gespräch führen. Schön deutlich wird der lockere, respektlose und oft zynisch wirkende Ton der Journalisten, wie man ihn auch bei anderen Romanen antrifft, welche dieses Gewerbe kritisch betrachten. Aber inhaltlich ist das schwer zu begreifen, was hier diskutiert wird. Es gibt in den Kapiteln Passagen, die sind ganz gut zu verstehen, wenn Bloom tatsächlich unterwegs ist, beispielsweise das sechste Kapitel Hades, aber auch da hat man das Gefühl, dass einem beim normalen Lesen ganz viel entgeht. Es gibt einfach sehr viele Abschnitte, wo man einfach nichts versteht, die völlig verwirrend sind.
Fängt man nun an ChatGPT nach dem Inhalt der einzelnen Kapitel zu befragen, so bekommt man dort durchaus brauchbare Antworten. Allerdings sind diese sehr stark gerafft. Sieht man sich den Wikipedia Artikel zu dem Buch an, so findet man auch dort eine sehr detaillierte Auflistung der einzelnen Kapitel mit ihren zentralen Themen und Aussagen. Auf dieser Ebene ungefähr bewegen sich die ChatGPT Aussagen, wenn man einfach nach den einzelnen Kapiteln fragt. „Worum geht es im ersten Kapitel von Ulysses?“ kann man also ChatGPT ohne Bedenken stellen und bekommt eine kurze Antwort. Wenn man das nun für das sehr schwer verständliche dritte Kapitel macht, ist das ganz nett, aber bringt einen nicht viel weiter.
Also habe ich weiter gefragt. „Welche fremdsprachigen Passagen kommen im dritten Kapitel vor. Übersetze sie mir.“. ChatGPT listet mir drei Zitate auf, beispielhaft, die ich im Kapitel nicht finden kann. Wenn ich mir alle französischen Zitate auflisten lassen möchte, bekomme ich zwei genannt (die ich wieder nicht finden kann) und die Aussage, dass es keine Weiteren gibt. Hier scheint ChatGPT zu versagen und wenn ich das mit einer Liste im Netz vergleiche, dann ist die menschliche Recherche hier deutlich vertrauenswürdiger und vollständiger.
Dann wollte ich wissen, worüber die Figuren in dem siebten Kapitel (das mit den Journalisten und ihren verwirrenden Dialogen) genau besprechen. Auch hier kommt eine sehr oberflächliche und abstrakt formulierte Aussage, die mir unvollständig erscheint und wenig erhellend ist. Wenn ich um Beispiele bitte, dann wird auf ein paar einzelne Wörter Bezug genommen, insgesamt wird aber wieder abstrahierend argumentiert. Wer von dem Kapitel nahezu nichts versteht, der findet hier keine Hilfe oder Orientierung.
Auf diese Weise habe ich versucht ChatGPT weitere Informationen zu entlocken. Und das war dann erstaunlich mühsam, denn man muss der KI alles aus der Nase ziehen und man merkt, dass sie darauf optimiert ist, zusammenfassende Antworten zu geben. Auch wenn einem die KI bei anderen Fragen als zu geschwätzig vorkommt, ist sie bei einem Text wie Ulysses viel zu knapp in ihren Antworten. Auf sehr detaillierte Fragen nahmen allgemeine abstrahierte Aussagen einen großen Raum ein, beispielsweise kommt zu einer Detailfrage: „Es ist wichtig zu beachten, dass „Ulysses“ ein sehr komplexes Werk ist und viele Schichten und Bedeutungsebenen hat, weshalb es von vielen Lesern und Literaturkritikern als eines der bedeutendsten Werke der modernen Literatur angesehen wird.“. Der Versuch die einzelnen Kapitel inhaltlich gruppieren und diese Abschnitte sich erklären zu lassen, hat auch nur mäßig funktioniert. So wurde der gedachte Besuch der Tante im dritten Kapitel gar nicht erwähnt, spätere Abschnitte werden so abstrakt erklärt, dass man den Bezug zum Text nur schwer herstellen kann (z.B. blieb der Hund und andere wichtige Elemente völlig unerwähnt).
Ich gebe zu, Ulysses ist eine harte Nuss. Für den menschlichen Leser und damit auch für eine KI. Aber die Auskünfte von ChatGPT haben so gar nicht geholfen, die Kapitel besser zu verstehen oder ihre Details zu durchdringen. Ich habe auch versucht nach einzelne Abschnitte zu fragen. Also beispielsweise „Wie lautet der vierte Absatz im dritten Kapitel und worum geht es darin?“. Aber da kommen dann schnell falsche Antworten, mit falschen Textabschnitten, die so im Buch nicht zu finden sind (auch nicht, wenn man die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche berücksichtigt). Ich war mir auch nie sicher, ob das, was ChatGPT schreibt auch korrekt ist. Nachdem ChatGPT nie mit richtigen Textausschnitten argumentiert hat, ist auch nie klar, woher die Informationen kommen, ob sie vollständig sind und ob sie auch wirklich korrekt sind. Das ist natürlich ein grundsätzliches Problem mit ChatGPT, das hier sehr deutlich in Erscheinung tritt. Besonders dann, wenn zahlreiche Passagen in Folge beim Lesen sehr unverständlich und undurchsichtig sind.
Die Lektüre von Ulysses ist mühsam und wer das Buch in großen Teilen verstehen und nicht einfach nur runterlesen möchte, der muss es durcharbeiten. Abschnitt für Abschnitt, Satz für Satz, muss es auf sich wirken lassen und entsprechendes Vorwissen mitbringen, um subtile Anspielungen und die zahlreichen humorvollen Spitzen zu verstehen. ChatGPT erschien mir als Quelle und als Hilfsmittel hier wenig hilfreich. Wenn man in die Tiefe gehen möchte, dann muss man hier schon sehr genau nachfragen, die Antworten sich immer weiter ausdetaillieren lassen und kann sich am Ende nicht sicher sein, ob das auch stimmt, was da geschrieben wird. Für eine oberflächliche Betrachtung erschien mir ChatGPT gut geeignet, aber auch hier fand ich den Wikipedia-Artikel oder die Ergebnisse einer kurzen Google Recherche deutlich übersichtlicher und hilfreicher.
Ich muss dazu sagen, dass ich diesen aktuellen Hype um künstliche Intelligenz sehr spannend finde und ChatGPT ist einfach ein geniales Werkzeug. Zahlreiche Dinge lassen sich damit einfach wunderbar lösen und ich habe auch für ein privates Projekt schon die OpenAI API mit wirklich hervorragenden Ergebnissen angebunden. So wie bei allem gibt es Anwendungsfälle, die sich mit ChatGPT sehr gut umsetzen lassen und andere, wo es aktuell noch weniger gut geeignet ist. Man merkt aber auch, dass ChatGPT immer besser wird und der Datenbestand laufend erweitert wird. So wurde erst vor ein paar Tagen berichtet, dass ChatGPT nun Zugriff auf das Internet hat und nicht mehr ausschließlich auf Informationen bis September 2021 beschränkt ist. Und diese Verbesserungen merkt man auch. Kurz nach dem öffentlichen Release von ChatGPT habe ich nach „Welche Völker gibt es in Tad Williams Osten Ard?“ gefragt und dabei kam völliger Käse raus. Nun wird die Frage korrekt beantwortet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ChatGPT irgendwann auch mit aktuellen Büchern trainiert wird. Ich habe beispielsweise eine der Liebesgeschichten von Lagerlöf in ChatGPT kopiert (in mehrere Happen, denn das Eingabefeld ist von der Länge begrenzt) und habe dann Fragen zu der Geschichte gestellt. Das hat hervorragend funktioniert.
Fazit: Natürlich habe ich es mir sehr leicht gemacht und die Erwartungen waren zu hoch. Der Wunsch wäre gewesen, dass ChatGPT ein Kapitel nimmt und im Detail ausführt worum es geht, schwierige Abschnitte von sich aus erläutert, fremdsprachige Zitate von sich aus übersetzt, inhaltlich zusammenhängende Passagen gruppiert und gesammelt erläutert. Diese Informationen bekommt man vielleicht irgendwie auch aus ChatGPT heraus, aber es ist mühsam und mit der Unsicherheit behaftet, ob da nicht doch falsche Schlussfolgerungen enthalten sind. Die Lektüre von Ulysses bleibt also ein anstrengendes Unterfangen und wer ein tiefes Verständnis für den Text entwickeln will, der bekommt das nicht geschenkt, der muss sich intensiv mit den einzelnen Kapiteln auseinandersetzen, recherchieren, weiterführende Quellen in Anspruch nehmen und viel Geduld mitbringen.
]]>Das Buch der Abenteuer handelt von Elinor Mordaunts Reise, die sie von London aus über den Panamkanal nach Tahiti, nach Samoa, zu den Fidschi-Inseln und dann schließlich nach Sydney führt. Dabei erkundet sie besonders die Insel Atolle und verbringt viel Zeit auf Tahiti, beschreibt aber auch, wie sie die einzelnen Inseln erreicht, was mitunter tatsächlich sehr abenteuerlich sind, wenn sie sogar auf einem kleinen und schäbigen Schiff anheuert, um ihre gewünschten Reiseroute folgen zu können. Oder wenn sie im strömenden Regen abgelegene Eingeborenen-Dörfer der Inseln besucht. Es ist also alles andere, als eine entspannte Tourismustour mit maximalen Komfort und Mordaunt erwähnt auch immer wieder, dass ihr Geld nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.
Mich hat das Buch sehr an Deephaven erinnert, das einen ganz ähnlichen Ton hat und Mordaunt schreibt mit einem angenehm leichten und lebhaften Stil, mit viel Esprit und Weltoffenheit über all die Dinge, die sie sieht und entdeckt. Man spürt einfach wie sie das Reisen liebt und ihre Beschreibungen sind einfach schön zu lesen. Besonders Farben hebt sie immer wieder hervor, aber auch die Düfte und das Meer, das wunderschöne weite Meer, fasst sie sehr schön in Worte. Und das in einer angenehm knappen Form und so haben die Kapitel ein angenehmes Tempo. Sie verharrt an schönen Orten, beschreibt bemerkenswerte Momente, springt aber dann auch rasch wieder weiter, zum nächsten Erlebnis. Mit 280 Seiten ist das Buch von seiner Länge perfekt gewählt.
Ich hätte von dieser frischen weltoffenen Art her vermutet, dass Mordaunt deutlich jünger war, als sie die Reise unternahm. Tatsächlich war sie schon über fünfzig Jahre alt, gesundheitlich schon ein wenig angeschlagen und hatte bereits einen erwachsenen Sohn. Die einzelnen Kapitel veröffentlichte sie zuerst in der Daily News (London) in mehreren fortlaufenden Artikeln. Das merkt man dem Buch an und sie erwähnt immer wieder, wo sie gerade sitzt und schreibt, was dem ganzen noch mehr Nähe gibt und mir richtig gut gefallen hat.
Mordaunt unternahm die Reise von 1923 bis 1925 und traf dabei also auf Inseln, die bereits erschlossen aber noch immer von vielen der ursprünglich dort lebenden Menschen bewohnt wurden. Die Häuptlinge, die sie dort also trifft, sind keine unzivilisierten Wilden, transportieren aber dennoch noch sehr viel, von ihrer traditionellen Lebensweise. Was mich überrascht hat, ist eine alleine reisende Frau, die sich unerschrocken frei bewegt hat, was auf mich sehr modern gewirkt hat und sich eher nicht nach den 20er Jahren angehört hat. Wie sie zwischen den ruppigen Seemännern, ohne zu jammern, sich den Widrigkeiten einer oft wenig komfortablen Reise ausgesetzt hat, das ist auch sehr unterhaltsam und zeugt von ihrer Liebe zum Reisen.
Evelyn May Clowes, wie Elinor Mordaunt mit echtem Namen hieß, wurde 1872 in England geboren. Ihr Leben war durchaus bewegt und 1898 heiratete sie und wanderte nach Mauritius aus. Nach zwei Fehlgeburten trennte sie sich schon sehr schnell wieder von ihrem Mann. Kurz darauf wanderte sie nach Australien aus und lebte in Melbourne, wo sie acht Jahre verbrachte und ihren Sohn bekam. Dort ging sie den verschiedensten Tätigkeiten nach. Sie nähte, entwarf Stoffe und Tapeten und schrieb. Kurzgeschichten und Artikel über Kochrezepte und Küchentipps. Später nahm sie dann eine gut bezahlte Stelle als Redakteurin einer Frauenzeitschrift an. 1908 kehrt sie nach England zurück und lebte vom Schreiben. Reiseberichte, Kinderbücher, Romane und Erzählbände. Damals wurden ihre Veröffentlichungen sehr viel gelesen und über die Jahre hatte sie über fünfzig Bücher veröffentlicht und wurde von heute sehr bekannten Autoren rezensiert (Virginia Woolf und Katherine Mansfield). Dieser Tage ist sie in Vergessenheit geraten und diese Ausgabe ist die einzige und erste Übersetzung ins Deutsche.
Dieses Buch ist für mich erneut ein Beispiel dafür, wie wichtig und wertvoll die Arbeit von Verlagen ist. Dieses Buch zu entdecken, neu zu übersetzen und in so schöner Form aufzubereiten, das ist eine Leistung, die man nicht genug würdigen kann. Die hunderttausendste Neuauflage von Jane Austen, ja das ist keine Kunst. Aber so einen verschollenen Schatz zu heben, das ist einfach eine Leistung. Natürlich passt das Buch wieder hervorragend in die mare Klassiker-Reihe, die sich über all die Jahre treu geblieben ist. Auch hier stößt der Leser auf das Meer, das überall ist, an jedem Fleck, an jeder Stelle und wenn die Autorin ihre Liebe und Sehnsucht für das Meer teilt, dann weiß ich, warum ich auch in Zukunft keinen der mare Klassiker auslassen möchte.
Erwähnen möchte ich auch die Übersetzung und das Nachwort von Alexander Pechmann, der bereits zahlreiche Bücher für den mare Verlag übertragen hat. Und auch in diesem Buch bekommt der Leser eine hervorragende Qualität. Richtig gut hat mir das Nachwort gefallen, genau so und nicht anders soll ein Nachwort sein. Kurz und knapp fasst es hervorragend und informativ zusammen, was es über die Autorin zu sagen gibt und geht auf alle offenen Fragen ein, die sich mir beim Lesen gestellt haben (z.B. dass eben eine Frau in den 20er Jahren so alleine reist). Wirklich top.
Die Ausgabe selbst hat die übliche mare Klassiker Qualität, die richtig gut ist. Mit Leineneinband, Lesebändchen und sehr hochwertigem Papier. In das Vorsatz- und Nachsatzpapier ist eine Karte von der Reiseroute gedruckt, die farblich sehr stimmig ist, schön aussieht und anhand der ich mich auch immer wieder orientiert habe. Das Buch hat auch eine Fadenheftung, die bei meiner Ausgabe nicht ganz so sauber gearbeitet ist, was für mich nach einem Einzelfall aussieht. Und trotz dieser kleinen Macke ist es stabiler und hochwertiger als so manch andere Bücher. Es ist einfach ein schönes Buch, mit all seinen Details, von den Farben, der Verarbeitung, der Abbildung auf dem Einband bis hin zur Typographie.
Fazit: Für mich fällt ist dieser Reisebericht in die Kategorie mentaler Urlaub. Besonders wenn man im Spätsommer auf der Terrasse sitzt, die Sonne genießt und einem eine schwache Brise umweht, was bei meiner Lektüre der Fall war, dann kann man einfach voll versinken, in die Erzählungen von schönen Südseeinseln, von der Harmonie, den prächtigen Farben, den angenehmen Düften und dem unendlich weiten Meer. Die Kapitel haben ein angenehmes Tempo, sind abwechslungsreich und insgesamt ist es kurzweilig genug, so dass es nie langweilig wird. Wenn die Autorin berichtet, wie sie auf einem schäbigen Schoner anheuert, wenn sie von den verschiedenen Begegnungen mit dein Einheimischen berichtet, oder auch Richtung Ende, wo sie eine Geschichte eines Schiffbruchs nacherzählt, die sie von einem anderen Seemann aufgeschnappt hat, dann ist das ein Vergnügen zu lesen. Die erfrischende und weltoffene Art von Mordaunt, ihre Erlebnisse wiederzugeben, hat mir sehr gut gefallen und die Aufmachung von dem Buch ist ebenfalls wieder perfekt und lässt keine Wünsche offen. Wem das Fernweh packt, gerade in den kommenden dunklen Herbst- und Wintermonaten, für den ist das Buch einfach perfekt geeignet.
Buchinformation: Das Buch der Abenteuer • Elinor Mordaunt • mare Verlag • 288 Seiten • ISBN 9783866486652
]]>Die Prinzessin von Clèves spielt am französischen Hof von Heinrich II, ist von der Handlung also im 16. Jahrhundert angesiedelt. Die Geschichte handelt von Mademoiselle de Chartres, die von ihrer Mutter, wie damals üblich, früh verheiratet wird, sich dann aber in einen Herzog verliebt. Diese Liebe wird erwidert und so kommt es zu einem Ringen zwischen Vernunft und Gefühl.
Wie für die französischen Autoren üblich, habe ich mich auf ordentlich viel Leidenschaft und starken Gefühlen eingestellt und wurde auch nicht enttäuscht. Wenn es auch nicht so rasant zugeht, wie bei anderen Romanen aus französischer Feder, so ist es doch beachtlich, sieht man den Roman im Kontext seiner Entstehungszeit. Der Roman spielt in aristokratischen Kreisen und so beginnt La Fayette den Roman, indem sie die zahlreichen verschiedenen adeligen Akteure einführt. Das ist Eingangs etwas unübersichtlich, im Verlauf lichtet sich das aber sehr schnell. Der Leser bekommt einen groben Einblick, wie es damals zuging und wie es zur Verheiratung der Prinzessin kommt. Ebenso wird dann das Verlieben der Protagonistin und das Hin und Her mit dem Herzog sehr schön beschrieben. La Fayette gibt einen sehr schönen psychologischen Blick auf die Gedankenwelt der Protagonisten und als Leser fühlt man sehr gut mit den Figuren mit und die Gedanken und Handlungen sind gut nachvollziehbar.
Das Besondere an dem Buch ist die Entstehungszeit. Ich dachte zuerst, dass es im 19. Jahrhundert entstand, aber tatsächlich erschien das Buch 1678. Zuerst anonym und es wurden damals zahlreiche Verfasser hinter dem Text vermutet. Es wurde ein großer Erfolg und der Roman wurde damals auch sehr intensiv diskutiert. Er gilt als erster historischer Roman, einer der ersten psychologischen Romane und hatte einen großen literarischen Einfluss auf die Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter auch auf Werke wie Manon Lescaut oder Gefährliche Liebschaften. Und auch dieser Tage liest sich diese Geschichte sehr angenehm und hat nichts von ihrem Reiz verloren.
Marie-Madeleine de La Fayette wurde 1634 in Paris geboren und entstammte selbst adeligen Kreisen. Ihr Vater ermöglichte ihr Zugang zu den intellektuellen Kreisen von Paris und sorgte für eine hohe Bildung bei seiner Tochter. Ihrem Lebenslauf nach hatte sie durchaus ein bewegtes Leben und später sogar Zugang zum Hof von Ludwig XIV. Bereits 1659 war sie literarisch aktiv und verfasste mehrere Novellen. Die Prinzessin von Clèves ist ihr bekanntestes Werk, dass nun zu einem der besten Texte dieser Epoche zählt. Etwas von einer weiblichen Autorin zu lesen, hat mich besonders gefreut, denn gerade das 17. Jahrhundert war natürlich sehr von Männern dominiert.
Für mich kommt der Roman nicht an die großen Klassiker der 19. Jahrhunderts heran, aber das ist auch naheliegend und wenn man liest, dass selbst Stendhal von diesem Buch inspiriert war, dann ist klar, dass es ein Wegbereiter dieser zahlreichen wunderbaren Klassiker war. Vordergründig geht es um den Kampf zwischen der Vernunft, der Tugend, dem Glauben gegen die Neigungen der Liebe. In Bezug auf die Epoche der Aufklärung, in welcher das Buch entstand, birgt es aber auch ein weiteres zentrales Sujet: Es geht darum, ein Leben zu führen, das vom eigenen Willen bestimmt wird, dass vom Menschen selbst geformt, geprägt und bewusst gestaltet wird. Glaubt man dem Nachwort von Alexander Kluge, so kam im Zuge des aufsteigenden Bürgertums dieser Gedanke auch in Bevölkerungsschichten zum Tragen, die nicht dem Adel entstammten.
Wer das Buch zur Hand nimmt und zu lesen beginnt, der hat nicht das Gefühl, sich in ein Werk zu vertiefen, dass schon so viele Jahre alt ist. Das mag auch an der Übersetzung von Ferdinand Hardekopf aus dem Jahre 1957 liegen. Laut editorischer Notiz hat sich dessen Übersetzung, wie damals nicht unüblich, durchaus weit vom Original entfernt, was in dieser Ausgabe allerdings nochmal überarbeitet wurde. Vom Stil und dem Lesefluss unterscheidet es sich hinsichtlich seiner Lesbarkeit nicht maßgeblich von Klassikern, die ein- oder zweihundert Jahre später entstanden sind. Auch das ist bemerkenswert und spricht sehr für dieses Buch.
Zu der Ausgabe will ich gar nicht so viel schreiben. Es handelt sich um ein Buch aus der alten Manesse Bibliothek der Weltliteratur, es hat also den typischen roten Leineneinband, eine Fadenheftung, ein Lesebändchen, ist handlich und in der hervorragenden Qualität, wie man es von der Reihe kennt. Das Nachwort von Alexander Kluge fand ich eher von mäßiger Qualität. Es hat einige interessante Gedanken, ist aber zu schwurbelig und abgehoben und geht nicht ausreichend auf die Autorin und den Hintergrund des Romans ein.
Fazit: Eine Liebesgeschichte, die am französischen Hof des 16. Jahrhunderts spielt und bereits 1678 von einer französischen Aristokratin geschrieben wurde, in der Premium-Klassikerreihe des Manesse Verlags erschienen ist und das mir dazu von einer künstlichen Intelligenz empfohlen wurde. Was soll da schief gehen? Nichts, gar nichts, denn der Roman ist wunderbar, ein Genuss zu lesen, kommt mit dem Esprit und der Leidenschaft, die allen französischen Autoren der letzten Jahrhunderte zu eigen ist. Wer eintauchen möchte, in die alte Welt des Adels, der Liebschaften, Intrigen und Schönheit, der wird dieses Buch lieben. Auch nach 350 Jahren ein Buch, das noch sehr lesenswert ist. Und in der Ausgabe vom Manesse Verlag bekommt der Leser ein schönes und handliches Buch, das in jeder Hinsicht sehr empfehlenswert ist.
Buchinformation: Die Prinzessin von Clèves • Madame de La Fayette • Manesse Verlag • 365 Seiten • ISBN 9783717522249
]]>Washington Black, ein Sklavenjunge, etwa um die zehn Jahre alt, arbeitet unter harten Bedingungen auf einer Zuckerrohrplantage auf der Insel Barbados. Durch einen Zufall wird er der Diener von Christopher Wilde, dem Bruder des herzlosen Plantagenbesitzers. Dieser ist Erfinder und im Verlauf der Geschichte fliehen beide in einem von Wilde entwickeltem Luftschiff von der Insel. Für Washington Black ist es eine Flucht vor der Sklaverei, aber auch die Suche nach der eigenen Identität.
Vorneweg muss ich sagen, dass es natürlich Beschreibungen der Grausamkeiten gegenüber den Sklaven gibt, diese aber nicht sehr ausführlich sind und eher als tragischer Lebensalltag geschildert werden. Das macht sie nicht minder schrecklich, aber sie sind kein Vehikel, um der Geschichte Spannung zu verleihen, was ich der Autorin hoch anrechne. Von der Werbung auf der Rückseite ausgehend, die auf Jules Verne verweist, hatte ich die Hoffnung, dass es in die Richtung wie Fünf Wochen im Ballon geht, immerhin wird im Klappentext prominent das Luftschiff erwähnt. Da wurde ich aber leider enttäuscht. Stellenweise mutet das Buch schon an wie ein Abenteuerroman, der Protagonist umreist auch die Welt, es wird aber dann doch immer wieder von längeren Abschnitten unterbrochen, wo der Fokus auf die Menschen und ihre Beziehung zueinander gelegt wird.
Wie erwartet ist die Sklaverei, deren moralische Verwerflichkeit und auch stellenweise deren Aufarbeitung, ein zentrales Thema. Darin was der Protagonist über seine eigene Herkunft und Vergangenheit herausfindet, was Wilde gegen die Sklaverei unternimmt und auch durch die zentrale Fragestellung des Buches, was Washington Black denn aus seinem Leben machen möchte. Was für ihn Freiheit bedeutet und welche Möglichkeiten er in einer Welt hat, die erst im Begriffe ist, die Sklaverei abzuschütteln. Hier findet der Leser Gedanken, die ganz interessant sind, aber meinem Empfinden nach nie besonders in die Tiefe gehen. Sie fokussieren sich immer auf Washington Black als konkrete Figur, es wird aber eigentlich nicht sehr abstrahierend.
Die Beschreibungen der Handlungsorte haben mir sehr gut gefallen, hier findet Edugyan oft sehr schöne und treffende Worte, um die Atmosphäre und die Landschaften zu beschreiben. Oder auch Detaileindrücke, wenn sie beispielsweise beschreibt, wie Washington Black das erste Mal zu Christopher Wilde kommt und dabei einen Eisennagel umklammert. Das weckt oft Bilder, die sehr schön ausgestaltet sind und mir von ihrer Wirkung gut gefallen haben.
Auch vom Spannungsverlauf ist das Buch gut gelungen, es gibt immer ein Element, dass das Buch voran bringt und den Leser bei der Stange hält. Besonders ausgefeilt ist das zwar nie und oft hat es auf mich einfach zu konstruiert gewirkt, aber insgesamt ziehen einen diese Spannungselemente durch die Geschichte und lassen sie nicht langweilig werden. Es ist klar, dass Edugyan mit Washingtons Leben und den einzelnen Etappen Fragen aufwerfen und stellenweise beantworten möchte und das ist ihr mit dieser Struktur auch gut gelungen, wenn sie auch sehr auf den Protagonisten zentriert sind.
Was die Figuren angeht, bin ich hin und hergerissen. Es gibt einige Charaktere, die Edugyan sehr gut gelungen sind. Tanna beispielsweise. Oder auch Washington Black selbst, der schon eine differenzierte Persönlichkeit hat. Obwohl das Buch aus der Ich-Perspektive erzählt wird, habe ich aber zu ihm nie eine starke Bindung aufgebaut und nie so richtig mit ihm mit gefühlt. Einige der anderen Figuren fand ich einfach zu stereotyp. Beispielsweise Wilde oder auch später Tannas Vater. Jeder Wissenschaftler in dem Buch ist gefühlt ein verschrobener und verwirrter Erfinder, mit einem selbstlosen ergebenen Diener und Gehilfen. Das war schon auffällig und wirkt eintönig und unrealistisch. Man merkt den Figuren an, dass sie eben Figuren sind, ein Effekt, den ich bei Nicht-Klassikern oft habe.
Ich habe mich beim Lesen des Buches immer gefragt, was das Buch sein möchte, was es zum Ausdruck bringen möchte. Es ist keine richtige Abenteuergeschichte, kein richtiges Buch über Sklaverei, keines über die Aufarbeitung der Ungerechtigkeiten der Sklaverei, es ist kein Roman über Wissenschaft und wissenschaftliche Entdeckungen, kein richtiger Reisebericht, es ist keine Charakterstudie oder keine fiktive Biografie. Irgendwie ist es eine Mischung aus Allem und Nichts. Es hat von allem einzelne Elemente, aber mir war es dann in Summe zu ziellos und das Buch wurde keinem der Elemente wirklich gerecht. Vielleicht ist das alles so gewollt, aber für mich ist das Buch nichts Halbes und nichts Ganzes.
Die Sprache ist angenehm lesbar, besonders wenn das Setting beschrieben wird, wartet Edugyan immer wieder mit schönen Sätzen und Formulierungen auf. Die Ich-Perspektive passt sehr gut zu der Lebensgeschichte, die hier erzählt wird, entfaltet aber nur bedingt ihre Wirkung.
Optisch finde ich die Ausgabe sehr gelungen. Der Umschlag mit der goldenen Verzierung, dem schönen Luftschiff im Steampunk-Stil und die Farben, das sieht schon prächtig aus. Auch im Zusammenspiel mit dem illustrierten Vorsatz und Nachsatzpapier, wo die Insel Barbados mit Blick auf das Meer skizziert ist, sieht das einfach stimmig und schön aus. Es sollte mehr Bücher mit einer so wunderbaren Gestaltung geben, da hat der Eichborn Verlag ganze Arbeit geleistet.
Fazit: Das viel gelobte Buch konnte mich nur mäßig begeistern. Die Geschichte ist zwar unterhaltsam, sprachlich liest es sich gut und auch die Gestaltung ist wunderschön. Allerdings hat die Geschichte für mich keine klare Linie. Ich hatte mir deutlich mehr eine Abenteuergeschichte gewünscht, wie es der Klappentext versprochen hat, aber das ist das Buch nicht. Es ist auch kein richtiger Reisebericht und auch wenn die Sklaverei ein zentrales Element ist, so bietet es in dieser Hinsicht wenig Bemerkenswertes. Auch die Figuren fand ich von der Ausgestaltung durchwachsen und oft zu stereotyp oder uninteressant. Das Buch liest sich angenehm, es hat Unterhaltungswert, man muss es aus meiner Sicht aber sicher nicht gelesen haben. Ich bin noch unschlüssig, ob ich es behalte oder nicht doch lieber in den öffentlichen Bücherschrank hinaus stelle.
Buchinformation: Washington Black • Esi Edugyan • Eichborn Verlag • 512 Seiten • ISBN 9783847906650
]]>Mich schreckt es ja immer eher ab, wenn ein Buch kommerziell sehr erfolgreich ist, genauso wie ich in der Regel um die Spiegel-Bestseller einen großen Bogen mache, da ich dort nur extrem selten einen Treffer gelandet habe. Der Herr der Ringe habe ich gelesen, als Fantasy Literatur als Genre noch nicht so breit gefächert war, wie das dieser Tage der Fall ist und es auch die Unterscheidung in verschiedene Subgenres, wie High Fantasy, Urban Fantasy usw. noch nicht gab. Ich fand die Geschichte schon immer sehr schön und mochte dieses ganz klassische Fantasysetting, besonders aber auch die wunderschöne atmosphärisch dichte Kulisse. Trotzdem hat das Buch nicht den Stellenwert bei mir eingenommen, dass das Buch bei anderen Menschen hat. Da hat eine andere Fantasyreihe bei mir das Rennen gemacht.
Der Herr der Ringe umfasst mittlerweile ja nicht nur das Hauptwerk und die Vorgeschichte Der Hobbit, sondern es erschienen zahlreiche weitere Bücher, viele davon wurden von J. R. R. Tolkiens Sohn Christopher Tolkien veröffentlich, der seinen Nachlass sorgsam verwaltete. Hinzu kamen dann die berühmten aufwändigen Verfilmungen von Peter Jackson und zuletzt gab es eine Serienverfilmung von Amazon.
Vor einigen Jahren habe ich Der Herr der Ringe dann erneut gelesen. Das schöne an so vielgelesenen Büchern ist, dass man sie häufig als prächtige Ausgabe bekommt. Entsprechend habe ich mich umgesehen und schließlich entschlossen, mir basierend auf der hochwertigen einbändigen Ausgabe, welche von der viel gelobten Margaret Carroux übersetzt wurde, eine Prachtausgabe neu binden zu lassen. Damals habe ich dann das Buch natürlich auch gleich gelesen und habe die Lektüre sehr genossen. Ja, Der Herr der Ringe ist ein super Buch, mit seinem wunderschönen Setting und der fein ausgestalteten Welt ist es einfach ein zeitloser Klassiker, der von seinem Reiz nichts eingebüßt hat.
Später habe ich mir dann auch Der Hobbit geholt und zwar in einer wunderschönen limitierten Lederausgabe, vom Klett-Cotta Verlag, die mittlerweile vergriffen und im Wert ganz schön gestiegen ist. Mir hat tatsächlich Der Hobbit ein bisschen besser gefallen, denn es ist eine wunderschöne Geschichte mit einem angenehmen runden Bogen, die alles enthält, was man sich von einem gelungenen Fantasybuch erwartet. Wer nicht so viel Zeit investieren möchte und unschlüssig ist, dem ist das auf jeden Fall sehr zu empfehlen.
Vor gar nicht so langer Zeit, habe ich dann ein Faksimile der Erstausgabe von The Hobbit entdeckt. Ursprünglich umfasste die Erstauflage 1.500 Exemplare. Vor wenigen Monaten wurde eines der originalen Exemplare für 12.000 Euro versteigert. Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte, aber trotzdem in den Genuss der Aufmachung der Erstaufgabe kommen möchte, kann ein Replikat davon im Buchhandel kaufen. Das habe ich gemacht und ich muss sagen, ich finde diesen klassischen und einfachen Stil einfach wunderbar. Mit schlichten aber sehr stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die Tolkien selbst gezeichnet hatte. Die Lektüre von diesem schönen und so klassisch wirkenden Buch war schon ein echter Genuss, das muss man einfach sagen, da kommt man voll in diese altertümliche aber wunderschöne Welt hinein und kann sich gut vorstellen, wie Tolkien das einmal seinen Kindern vorgelesen hat.
Über die Jahre sind zahlreiche weitere Bücher entstanden. Beispielsweise drei kleine Bände, die ebenfalls eine wunderschöne Aufmachung haben und Gedichte und Märchen von Tolkien enthalten. Oder Beren und Lúthien, eine Geschichte, die in ihren verschiedenen Versionen vorgestellt wird. Auf diese Weise kann der Leser nachvollziehen, wie Tolkiens Geschichten entstanden sind.
Besonders berühmt sind die Verfilmungen von Peter Jackson. Ich hab sie mir schon lange lange nicht mehr angesehen und hätte da schon echt wieder Lust darauf, allerdings machen dann Abends doch immer Bücher das Rennen. Es gibt einige bekannte Illustratoren, die zahlreiche Gemälde zu Tolkiens Geschichten gemalt haben. Am bekanntesten sind Alan Lee und John Howe. Diese wunderschönen Zeichnungen wecken einfach stimmungsvolle Szenen zum Leben, welche die Atmosphäre der Romane einfach perfekt wiedergeben. Beide Künstler wurden dann auch Illustratoren für die Filmtrilogie von Peter Jackson und haben die Kulissen maßgeblich mit gestaltet. Es gibt die fünfteilige Dokureihe Auf den Spuren der Hobbits von Arte, in der man vieles über die Entstehung der Filme, aber auch über Tolkien selbst erfährt. So war Nordengland Inspiration von Tolkien und er war immer wieder Wandern und hat so die Vorlage für seine Welt gefunden. Mit Reise durch Mittelerde gibt es ein Buch, dass zahlreiche Skizzen und Entwürfe von John Howe sammelt und vorstellt. Ein wunderschönes Buch, dass zum Blättern und Träumen einlädt.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Produkte die Tokiens Welt als Hintergrund haben. Das reicht von einem Replikat des einen Rings bis hin zu Brettspielen oder eine spezielle Monopoly-Version im Herr der Ringe Setting. Sogar die Pfeifen von Bilbo oder Gandalf kann man erstehen. Die meisten Dinge finde ich einfach nur kitschig und es handelt sich um nutzlose Merchandising-Artikel, mit denen ich nicht viel anfangen kann.
Bemerkenswert ist aber das Herr der Ringe Set des Sammelkartenspiels Magic The Gathering. Ich liebe ja dieses Sammelkartenspiel, einfach weil es auch ein Relikt aus meiner Kindheit ist. Als das Set erschien, kam ich nicht darum herum, mir die Commanderdecks zu bestellen. Mit neuen und sehr hochwertigen Illustrationen, sind die Karten einfach wunderschön, sehr stimmungsvoll und kommen mit einer eigenen visuellen Interpretation der Romane. Leider sind sie sehr hochpreisig und ich warte auf einen Reprint, dann werde ich mir noch ein paar der schönen Karten holen.
Fazit: Der Herr der Ringe ist noch immer eine wunderschöne und sehr lesenswerte Geschichte. Das klassische aber stimmungsvolle Setting, die spannende Geschichte, die zauberhaften und auch märchenhaften Figuren und Völker, alles lässt den Leser in eine faszinierende Welt eintauchen. Ich brauch nicht mehr als die schönen Bücher und kann auf die Filmadaptionen und zahlreichen Produkte rund um Der Herr der Ringe durchaus verzichten (mit Ausnahme der Magic The Gathering Karten, damit haben sie auch mich gekriegt). Den kommerziellen Zirkus muss man aber sicher nicht mitmachen. Wunderbare Klassiker der Literatur kommen nie aus der Mode, sie sind es immer wert gelesen zu werden, egal ob jetzt oder in hundert Jahren.
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