Über Bewertungen und einige andere Gedanken

Nun habe ich in letzter Zeit einige Rezensionen und Beiträge veröffentlicht und jetzt wird es einmal wieder Zeit ein wenig über allgemeine Themen zu schreiben. Das mach ich ja nicht all zu oft, aber ab und an kann es nicht schaden, über Lesestunden und meinem Treiben in der Bücherwelt zu schreiben. So aktiv wie in der Anfangszeit bin ich nicht mehr, weil das von der Zeit her einfach nicht dauerhaft durchzuhalten ist, aber dennoch bin ich mit meiner Aktivität hier ganz zufrieden. Ich habe vor mich ein wenig intensiver in der Buchblogosphäre umzuschauen, das kam die letzten Wochen und Monate doch zu kurz.

Seit ich mit dem Bloggen angefangen habe, hat sich die Struktur und der Aufbau meiner Rezensionen immer wieder geändert. Eine Frage war dabei die Bewertung, welche ich in Form von einem bis fünf Sterne immer ans Ende jeder Rezension gesetzt habe. Damals habe ich das als ganz angenehm empfunden, zu damaliger Zeit aber schon hin und her überlegt. Insgesamt ist so eine Bewertung, wie sie ja auch von anderen Online-Portalen gut bekannt ist, eine recht praktische Angelegenheit. Andererseits wird diese super stark komprimierte Aussage, die so eine Sternebewertung hat, einem Buch auch wieder nicht so richtig gerecht. Für mich ist es über die Zeit immer schwieriger geworden, hier eine angemessene Wertung festzulegen. Bei einigen Büchern geht das ganz gut. Okay, da war eines sehr unterhaltsam, es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, aber es hat mich aber auch nicht vom Hocker gehauen: drei Sterne. Oder ein Buch war der absolute Oberknaller: fünf Sterne. Es gibt aber zahlreiche Bücher, bei denen das nicht so richtig passt, bei denen Nuancen wichtig sind und wo ich nicht pauschal sagen kann, wie ich es auf einer Skala zwischen eins und fünf einordnen würde.

Das Problem ist die Bewertungsskala an sich. Wenn nun ein absolut geniales Buch fünf Sterne bekommt, dann zieht das natürlich den gesamten Schnitt nach unten. Die Wahrnehmung beim Leser ist aber von Amazon & Co. geprägt. Ein Produkt mit drei Sternen fällt da mal schnell durchs Raster, was bei mir dann aber gutes Mittelfeld wäre, also ein lesenswertes und unterhaltsames Buch. Da habe ich oft das Gefühl ein Buch abzuwatschen, was eigentlich doch echt nicht schlecht war. Ähnlich geht es mir mit sehr kurzen Bücher, die meist novellenartig unterhaltsam und oft wirklich schön und lesenswert sind, aber nicht die emotionale Bindung aufbauen, wie es Schmöcker mit tausend Seiten vermögen. Auch das passt irgendwie nicht in das Bewertungsschema.

Einige Blogger haben, um diese Probleme zu umgehen, feinere Bewertungsmaßstäbe entwickelt. Beispielsweise fünf Sterne in mehreren Kategorien. Aber mal ehrlich, da blickt keiner durch, da fehlt ja dann auch wieder jede Vergleichbarkeit. Auch eine Art Legende finde ich eher kontraproduktiv, denn die meisten Besucher lesen hier ein paar Rezensionen und sind dann wieder weg. Wer liest sich da schon eine Anleitung für diesen Blog durch.

Eine andere, ganz schöne Lösung hat sich Saskia überlegt, sie verwendet keine Sterne, sondern Kategorien, wie z.B. „Leseempfehlung“, „Lieblinge“ oder „Geschmackssache“. Das geht schon in die richtige Richtung, aber am Ende sind das auch nur Labels für Noten zwischen eins und fünf.

Ich habe mich nun zu dem radikalsten Schritt entschieden und die Bewertungen vollständig entfernt. Meine Rezensionen sind im Vergleich recht ausführlich und ich stelle immer ein zusammenfassendes Fazit ans Ende meiner Besprechungen. Darin lege ich in wenigen Sätzen meinen Eindruck von einem Buch dar und schreibe auch sehr deutlich, was mir sehr gut und was mir weniger gut gefallen hat. Das ist nicht viel Text und ich glaube, das zu lesen kann ich meinen Besuchern abverlangen. Diese wenigen Zeilen werden der Bewertung eines Buches wesentlich gerechter, als irgendwelche Sterne oder Noten. Das Ergebnis kann sein, dass mir ein Buch aus einem bestimmten Grund besonders gut oder gar nicht gefallen hat, der für den Besucher meiner Rezension gar keine Relevanz hat oder auf diesen nicht zutrifft.

Eine andere Frage ist, ob es überhaupt notwendig ist, sich eine ganz klare Position abzuringen. Denn das ist ja so eine Bewertung: Eine ziemlich exakte, in Zahlen ausgedrückte Stellungsnahme. Das mag für die zuletzt bestellten Low-Budget-Staubsaugerbeutel bei Amazon noch ganz gut funktionieren, aber ist das für ein Buch wirklich notwendig? Für mich selbst bewerte ich Bücher schon lange nicht mehr, sondern habe stattdessen eine Hall of Fame, also eine Liste mit den großen Knallern, mit Büchern, die mich sehr begeistern und mich in stärkerem Maße beeinflussen konnten. Bei meinen Rezensionen war es mir schon immer wichtig möglichst umfassend meine Eindrücke von einem Buch wieder zu geben, aber erschöpfend kann das nie sein und so stellt eine Rezension immer eine Sammlung von Gedanken dar, die mir als Leser bei der Lektüre durch den Kopf gegangen und aufgefallen sind. Mir ist es wichtiger diese wiederzugeben und mir geht es weniger darum dem Leser eine feste Meinung einzuflößen.

Womit ich beim nächsten Thema bin: Social Media und die Leipziger Buchmesse. In letzter Zeit habe ich wieder etwas mehr in Twitter gestöbert und auch über die Eindrücke von der Buchmesse gelesen. Die Bloggersessions werden ja immer aufgezeichnet und dann online gestellt, was ich jedes Mal super finde. Eine sehr unterhaltsame Session war Buchblogger im Vergleich wo es auch um meine Auswertungen ging. Interessant fand ich auch Tilmanns Vortrag über Schleichwerbung auf Buchblogs. Ein Thema, dass wahrscheinlich nur in Deutschland in so einem Hobby-Nischenbereich so präsent sein kann, wo man Regelungen, Gesetze und Vorgaben so liebt und tunlichst in vorauseilenden Gehorsam und Obrigkeitshörigkeit an jeden Beitrag ein paar Warnschilder hängt um ja kein Risiko einzugehen und 100% politisch korrekt zu sein. Ein ziemlich nichtssagender Talk hören wir auf zu kuscheln kam von drei recht bekannten Blogger, die in einer ziemlich ziellosen Diskussion die Blogger zu mehr Provokation auffordern wollten. Ich hab den Stream nicht ganz durchgehört, aber was hier wesentlich unterhaltsamer ist, das sind die Reaktionen aus der Bloggerwelt. Mareike hat den Talk ordentlich auseinander genommen, sehr unterhaltsam und treffend. Insoweit ist das Ziel erreicht: Zumindest in dem Beitrag wird nicht gekuschelt.

Darüber hinaus werde ich das Social Media Ding nicht mehr lange aushalten, denn die politischen Plattitüden, bestehend aus Stammtischgequatsche, gegenseitiges Bestätigen, gegenseitiges Bashing und ganz viel Newsseitennachgeplappere gepaart mit ganz wenig intellektueller Leistung ist nur schwer zu ertragen. Das geht immer nur kurze Zeit, dann klinke ich mich doch für einige Wochen wieder aus. Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass die Menschen scheinbar tatsächlich Facebook für ihre politische Meinungsbildung heranziehen. Schrecklich finde ich es auch, wie die Leute auf Social Media Plattformen miteinander umgehen. Was man sich in Realität nicht im Ansatz ins Gesicht sagen würde, das wird dort ausgesprochen bzw. geschrieben. Einem Buchblogger folge ich, der recht offen über sehr persönliche Themen schreibt und da muss ich schon immer wieder den Kopf darüber schütteln, welchen Anfeindungen er ausgesetzt ist. Seltsame Umgangsformen.

Mit meiner Buchauswahl bin ich aktuell sehr zufrieden. Es kommen zwar immer wieder ein paar Bücher rein, aber in Summe schrumpft mein Stapel ungelesener Bücher. Letztes Jahr habe ich einige Fantasy Romane gelesen, dieses Jahr bin ich wieder sehr auf Klassiker fokussiert. Ein Sachbuch und einen letzten Band einer Fantasy Reihe habe ich in der Queue, der Rest sind sehr geschmeidige Klassiker. Da ist die Trefferrate für hervorragende Literatur einfach aktuell am höchsten. Und vor ein paar Wochen hatte ich das Glück ein echt seltenes Buch abzugreifen, nach dem ich schon über ein Jahr gesucht habe. Ich bin noch am überlegen, ob ich darüber bloggen soll.

In nächster Zeit wird es auf jeden Fall mit Rezensionen zu schmucken Klassikern weiter gehen. Eines lese ich aktuell und eine weitere Prunkausgabe sollte bald bei mir eintrudeln. Überrascht bin ich, dass mein Beitrag Pimp my book: Bücher aufbereiten für den kleinen Geldbeutel so beliebt ist. Ich glaube ihr lieben Leser mögt schöne Bücher genauso gerne wie ich. An den Kommentaren merke ich ganz oft, dass ich hier eine ziemlich erlesene Leserschaft habe und will euch für das interessante Feedback sehr danken. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, dass es da doch so einige Buchliebhaber gibt, die ebenfalls einen Blick fürs Detail haben. Also schaut regelmäßig hier vorbei, es wird hier weiterhin hervorragende Buchtipps für bibliophile Buchnerds geben.

24 Kommentare

  1. Hallo Tobi,
    mir gefallen solche reflektierenden Beiträge gut. Überhaupt mag ich an Deinem Blog die Mischung aus Buchbesprechungen, die „Zubehör“-Beiträge (Ex-Libris, Buchbinder, die Bücherbox) die tollen Auswertungen und vor allem auch die gelungenen Fotos.
    Da kommt es dann gar nicht mehr auf Häufigkeit und Aktualität an.
    Letztendlich finde ich es schön, Blicke in anderer Leute Lesetagebücher zu werfen und selbst solche Einblicke zu gewähren. Aber Teil irgendeines Betriebs zu werden, um als Blogger zu reüssieren, halte ich für mich nicht erstrebenswert und das siehst Du wohl ähnlich.
    Deshalb wünsche ich Dir in Zukunft weiterhin schöne Lesestunden und uns, daß Du gelegentlich davon erzählst.
    Viele Grüße
    Norman

    1. Lieber Norman,

      vielen lieben Dank für Dein positives Feedback. Du bist ja ein Leser der ersten Stunde an und das freut mich natürlich sehr, wenn Dir meine Beiträge zusagen. Teil eines Betriebs werde ich wohl nicht werden, auch wenn einige Blogger sehr ambitioniert in der Literaturwelt unterwegs sind. Das finde ich auch ok, aber das muss jeder so machen, wie er sich wohl fühlt . Auf jeden Fall freue ich mich, wenn du vorbei schaust und hoffe, dass da auch ein paar gute Buchtipps für dich dabei sind.

      Herzliche Grüße
      Tobi

  2. Ich mag es eigentlich, wenn ich die Meinung hinter der Kritik erkenne. So etwas wird auch in der Auseinandersetzung mit dem Buch deutlich. Gerade bei Klassikern muss man den Leserinnen und Lesern ja nicht unbedingt erklären, warum es als toll gilt, sondern mehr, was man selbst damit anfangen kann. Wenn dabei spannende Gedanken und Fragen herauskommen, wird für mich das Buch gleich viel reizvoller.
    Und das kann auch in einem Verriss stecken.

    1. Lieber Lapismont,

      so sehe ich das auch. Am Ende sind es immer einzelne Gedanken, die man sich zu einem Buch macht und dann teilt. Ich glaube die Bücher, die ich so lese, könnte man auch aus einem komplett anderen Blickwinkel betrachten. Mein Schwerpunkt liegt ja schon auch immer im Unterhaltungswert. Ich kenne Leute, für die andere Prioritäten gelten. Ich kann mich da an einen Blogger erinnern, der beispielsweise immer frei gespoilert hat, weil für ihn Spannung eine untergeordnete Rolle spielt. Solche Seiten fallen dann recht schnell aus dem eigenen Raster und am Ende liest man doch Leute, die einen ähnlichen Geschmack und Zielsetzung haben.

      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Hallo Tobias,

    das mit den Bewerten habe ich auch schon seit einiger Zeit ad acta gelegt. Allerdings schreibe ich gleich zu Beginn mein Fazit zum Buch und erst dann die eigentliche Besprechung. So hat jemand, der sich nur kurz über das Buch informieren möchte, einen kurzen Überblick und diejenigen, die es schon gelesen haben, den Beitrag vertieft lesen können. Hat sich gut bewährt bisher.

    Das Social Media gedöns nutze ich für den Blog eigentlich fast ausschließlich zur Verbreitung der Beiträge. Twitter nutze ich gar nicht und Meinungsbildung über Social Media ist mir echt zuwider.

    Liebe Grüße
    Marc

    1. Lieber Marc,

      ich bin scheinbar echt nicht alleine damit, keine Bewertungen in Sterneform zu vergeben. Mir fällt aber auf, dass ich selbst bei anderen Blogs nie darauf geachtet habe und das viele der Blogs, die ich lese, so etwas gar nicht haben. Mal sehen wie die Wahrnehmung bei meinen Lesern so sein wird. Aber es würde mich wundern, wenn das jemanden abgeht.

      Bei mir ist das Social Media Ding mittlerweile auch nur noch zum Teilen. Das war auch immer mein Fokus, sonst wäre ich gar nicht bei Facebook. Twitter finde ich da schon etwas besser, das ist übersichtlicher, aber von der inhaltlichen Qualität auch echt unterirdisch. Ich kann dich nur zu gut verstehen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  4. Hey,
    Wie ich finde hast du hier einen sehr schönen und deutlichen Text zum Bewertungssystem geschrieben.
    Ich habe meine Bewertungen, auf dem Blog auch wieder gestrichen. Da mir einfach auch aufgefallen war, daß es sogar mir schwer fällt einige Bücher damit zu bewerten. Einige fand ich deutlich besser als andere Bücher vorher mit fünf Sternen, bei anderen habe ich immer lange überlegen müssen, ob es okay ist wenn ich nur zwei oder drei Sterne vergebe.
    Aber von mir wird es dazu auch (in den nächsten Wochen), einen Beitrag geben, wo ich das noch mal alles genau erkläre.

    Liebe Grüße
    Christin von RaspberryBooks

    1. Liebe Christin,

      ist das einem deiner Leser abgegangen, dass du die Bewertungen entfernt hast? Das würde mich interessieren. Oder hat das kaum jemand wahrgenommen. Ich bin gespannt was Du darüber schreibst, verlinke Deinen Beitrag ruhig hier, wenn Du ihn verfasst hast.

      Bei RaspberryBooks muss ich gleich an den RaspberryPi denken, gibt es da etwa einen Zusammenhang? 😉 #Nerdgedanken

      Herzliche Grüße
      Tobi

  5. Hallo Tobi,

    ein toller Beitrag. Ich habe mich von Anfang an gegen ein Bewertungssystem entschieden und finde es auch immer sehr schwer bei Amazon und Co. die passende Bewertung zu finden. Es achten viele zu sehr darauf wieviele Sterne vergeben werden und achten dann nicht auf die richtige Meinung, deshalb werden Bücher dann ignoriert die es wert sind gelesen zu werden. Aus diesem Grund, wollte ich das nie auf meinem Blog haben.

    Liebe Grüße
    Nicole

  6. Lieber Tobi,

    ich kann dir, was die Bewertung von Büchern angeht, absolut zustimmen. Ich habe das mit den Sternebewertungen auch kurzzeitig ausprobiert, es aber dann ganz schnell wieder sein gelassen. Für solche oberflächlichen Bewertungen sind die meisten Bücher (und meine Meinung zu denen) einfach zu komplex.
    Und ich verstehe nur zu gut, was du mit den sozialen Medien meinst. Obwohl sie mich auch immer wieder inspirieren, habe ich manchmal das Gefühl, dass sie alle Energie aus mir herausziehen. Es ist so eine kleine Hassliebe, auf die ich mich nicht ganz einlassen, die ich aber auch nicht loslassen kann.

    Liebste Grüße
    Cora

    1. Liebe Cora,

      bei Deinem Blog ist mir das auch nie abgegangen. Eigentlich bei keinem Blog den ich lese. Aber du hast ja auch immer ein zusammengefasstes Fazit am Ende der Beiträge. Und einen hübschen Blog, den ich auch schon echt lange lese.

      Das mit der Hassliebe trifft es echt gut. Ich kann mich Twitter und Co. auch nicht ganz entziehen. Alleine aus technischer Sicht möchte ich wissen, was sich da so tut. Aber nach ein paar Tagen regelmäßigen schauen bin ich dann auch wieder echt einige Zeit weg.

      Liebe Grüße
      Tobi

  7. Hey Tobias,

    mir geht es ähnlich: Ich bin kein Fan von diesen Sterne-Bewertungen. Manchmal sind es feine Nuancen, die etwas ausmachen und dann gibt man einen Stern mehr oder weniger. Das ist für andere immer nicht wirklich nachvollziehbar. Da lese ich lieber eine ganze Rezension und erfahre, was dem anderen gefallen hat oder was ihn an diesem Buch eben gestört hat o.ä. So etwas sagt für mich viel mehr aus als ein Punktesystem.

    Viele Grüße
    Britta

  8. Hallo Tobi,

    ich selbst habe von Anfang auf Sterne und dergleichen verzichtet, weil ich darin keinen Mehrwert sah. Anfangs habe ich Rezensionen gelegentlich noch auf Amazon, buecher.de, lovelybooks u.ä. geteilt, bin daran aber nicht nur dem zum Teil arg begrenzten Wortkontingent, sondern vor allem an den Sternebewertungen gescheitert – in den meisten Fällen schienen mir solche Reduzierungen dem Buch nicht gerecht zu werden. Und dann die von dir genannten Probleme: 3 Sterne wird von vielen als schlecht empfunden, für andere sind aber 3 Sterne gut – würde in einem Onlineshop ein Produkt durchschnittlich 3 Sterne statt 5 erhalten, würde ich aber vom Kauf absehen. Also für alles, was überzeugt hat, 5 Sterne geben? Aber wie unterscheidet man dann zwischen den Büchern, die zwar gut und lesenswert sind, und jenen, die richtig „geflasht“ und nachhaltig beeindruckt haben (z.B. „Krieg und Frieden“ 😉 )?

    Am Ende bleibe ich bei der Überzeugung, dass Punkte für reine Gebrauchsgegenstände wie Haushaltsgeräte praktisch sind, also für alles, was sich an objektiven Kriterien messen lässt und ein grundsätzliches zu erfüllendes „Muss“ mit sich bringt; für Bücher, Filme, Serien und Musik, was alles viel mit persönlichen Vorlieben zu tun hat, sind Punktesysteme und ähnliches aber wenig hilfreich.

    Auf Blogs oder anderen Artikeln habe ich übrigens nie auf die Punktewertung geachtet, sondern nur auf das, was im Text stand und somit weiß ich auch gar nicht, wer überhaupt auf ein Punktesystem zurückgreift. ^^

    Liebe Grüße und hoffentlich sonnige, entspannte Ostertage im Kreis deiner Lieben wünscht dir
    Kathrin

    1. Liebe Kathrin,

      „Krieg und Frieden“ ist eines der Bücher, die so eine Sternebewertung kaputt machen. Wenn man dem Buch 5 Sterne gibt, dann ist es halt schwer, einem Roman der nicht in der Liga ist, 5 Sterne zu geben. Und mal ehrlich: Es gibt nicht so viele Bücher, die in der Klasse mitspielen können 😉

      Die Unterscheidung in Gebrauchsgegenstände und Bücher/Filme/Musik ist in dem Fall sehr treffend. Bei irgendwelchen Gegenständen kann man auch gut objektiv urteilen und werten, aber bei einem Buch ist das schon echt schwer. Die Frage ist also, ob man an der Stelle überhaupt die Vergleichbarkeit braucht oder nicht. Ich glaube eher nicht.

      Bisher habe ich nicht so richtig darauf geachtet, ob ein Blog so eine Wertung hat oder nicht. Aber ich merke, dass glaub ich kein Blog den ich lese, so etwas hat.

      Herzliche Grüße und auch dir ein schönes Osterfest
      Tobi

  9. Huhu,

    ich finde das Thema „Rezensions-Sterne“ muss man etwas differenzierter sehen. Man sollte hier zwischen den „Massen-Rezensionen“ (Amazon und Co) und Rezis auf Blogs schon unterscheiden. Du hast die Vergleichbarkeit angesprochen – das ist durchaus ein Punkt, allerdings ist dieser nur bei den „Massen-Rezensionen“ auf Amazon und Co wirklich relevant. Ob man allerdings bei Amazon-Kommentaren teilweise wirklich von Rezensionen sprechen kann.. ich weiß nicht. Aber ich geb dir recht: Wenn man in diesem Kosmos seine Rezensionen verfasst, sollte man sich irgendwie an den „Sterne-Standard“ anpassen um seine gewünschte Wertung auch im Amazon-Kosmos zu repräsentieren. Ob man das mag ist jetzt wieder was anderes – aber es ist ja niemand gezwungen dort seine Bewertungen zu hinterlassen.
    Das Amazon-Sterne-Level seh ich auch durchaus kritisch – aber für einen schnellen „taug das was“ Blick ist es vielleicht auch gar nicht so unpassend.

    Etwas anders kann man aber durchaus auf dem eigenen Blog mit dem Sternesystem umgehen – denn hier ist man ja selber Herr im Haus. Ich denke auch nicht, dass man sich hier den allgemeinen Standards anpassen muss. Wenn ich für mich „3 Sterne“ als gut definiere, und nur überflieger darüber hinaus kommen, dann ist das halt so – auch wenn bei Amazon alles unter 4 schlecht ist. Das mag für den „kurz über google Vorbeigucker“ etwas komisch sein – aber dann ist es halt so.

    Ich persönlich lese sehr oft Blog-Rezis und bin eigentlich auch durchaus froh, wenn der Betreiber ein „Sternesystem“ verwendet. Weniger als absolute Wertung, sondern dass ich seine persönliche Meinung abschätzen kann. Wenn ich eine Rezi lese, guck ich mir eigentlich auch immer den Rest des Blogs, und vor allem auch Buch-Rezis ähnlichen Genres an, eben um diese persönliche Sternewertung einschätzen und (für mich persönlich) vergleichbar zu machen.
    Nach ein paar Posts kristallisiert sich ja schon raus, ob der Betreiber mit den persönlichen Vorlieben einhergeht oder nicht – und seinen wir ehrlich, eine Buchrezi ist immer eine persönliche, subjektive Meinung und kann niemals ein rein sachliches Urteil, losgelöst von jeder persönlichen Vorliebe, sein. Wenn man aber diesen „persönlichen Kosmos“ des Betreibers einschätzen kann, sind seine persönlichen 5-Sterne-Vergaben in meinen Augen durchaus hilfreich (und sei es nur, dass ich im Geiste x-Sterne abziehe oder addiere).

    Eben deshalb finde ich Punktesysteme eben schon hilfreich – man muss halt ein Gefühl für den Maßstab des Erstellers bekommen. Dieses „Gefühl bekommen“ ist natürlich die Arbeit des Lesers – aber in der Blogwelt, wo es doch viele Stammlesern und „Fans“ gibt, kann man das schon etwas voraussetzen denke ich.

    1. Lieber Tharos,

      auf Amazon habe ich nie Rezensionen veröffentlicht und habe das auch nicht vor. Also von der Seite aus besteht kein Druck oder ein Zwang doch eine Sternewertung abgeben zu müssen.

      Das was du beschreibst, der individuelle Blick auf einen Blog und sozusagen einen relativen Blick auf diese Wertung je Blogger zu haben, ist ein Vorgehen, dass natürlich einiges an Zeit abverlangt und voraussetzt, dass ein Besucher ein Stammleser ist. Ein sehr großer Teil meiner Besucher kommt aber auch über Google und wird wahrscheinlich nur ein paar Rezensionen lesen und dann wieder abspringen. Da ist natürlich die Amazon-Sternewertungsdenke im Hinterkopf. Und du musst natürlich sehen, die Zeit die du investierst, bzw. der Blick fürs Detail, mit dem du dann die Beiträge liest, die für dich Relevanz haben, machen eine Sternebewertung wieder hinfällig. Aber ich weiß was du meinst: Für den ersten Blick, wenn man einen Blogger gut kennt, ist das immer eine ganz nette, sehr abstrakte Einschätzung. Das war für mich auch immer der Antrieb eine solche Wertung abzugeben. Aber eben auch mit vielen Kompromissen, denn nicht jeder Leser betrachtet den eigenen Blog so differenziert wie du das machst.

      Herzlichen Dank für Deinen Kommentar, sehr interessant auch die Gegenmeinung und Deine Argumente zu hören.

      Liebe Grüße
      Tobi

      1. „auf Amazon habe ich nie Rezensionen veröffentlicht und habe das auch nicht vor. Also von der Seite aus besteht kein Druck oder ein Zwang doch eine Sternewertung abgeben zu müssen.“

        Nicht angegriffen fühlen – ich hab meine Antwort nicht auf dich und dein Blog bezogen, sondern auf das ganze Konglomerat an Bücherblogs (das du ja eigentlich auch ansprichst).

  10. Moin,
    ehrlich gesagt, hat sich bei mir die Entscheidung ein Buch ebenfalls zu lesen schon beim studieren der Rezension gebildet. Da brauche ich keine Sternchen mehr. Ich weiss was mir gefällt, ziehe meine Erfahrung hinzu, lasse die Rtension wirken und entscheide dann. Ist ja ähnlich wie beim Kochen: ich kann Fenchel nicht ausstehen, daher gibt es bei mir keine Fenchelrezepte, egal ob * oder *****. Oder konkreter: Mit Henry James werde ich einfach nicht warm. Das weiss ich und egal wieviel Sterne du vergeben würdest, ich würde es nicht auf meinen Sub legen. Trotz alledem lese ich deine Rezension darüber, evtl steht ja was drin, was mich noch einen Versuch wagen läßt. 5 Sterne würden das bestimmt nicht erreichen.
    Tja – und Social media… FB schon lange gelöscht. Alleine schon die Nachfragerei, ob man denn nich den Artikel gelesen habe und erstaunt antwortete: „Ach du hast ihn gelesen- wieso hast du denn kein Like gesetzt“ hat mich entnervt meinen FB Account löschen lassen. Twitter habe ich noch, aber ich weiss weder den Usernamen geschweige denn das Passwort. Möge der Account weiter friedlich vor sich hindschimmeln 🙂

    //Huebi

    1. Lieber Huebi,

      so geht es mir auch, wenn ich auf anderen Blogs stöbere. Mareike und Maike auf herzpotenzial.com mögen beispielsweise Hemingway recht gerne und das ist so gar nicht mein Fall. Da könnte eine Top Bewertung auch nichts daran ändern. Bei Rezensionen über Bücher, die mich interessieren schaue ich meistens auf ein zusammenfassendes Fazit am Ende. Da ist dann die Spoilergefahr auch recht klein. Und erst wenn ich dann noch unsicher oder neugierig bin, lese ich die gesamte Rezension. Irgendeine Sternewertung würde dann keine weiteren Informationen bringen. Aber ich glaube kein Blog, den ich lese, hat so eine Sternebewertung und sie ist mir auch noch nicht abgegangen.

      Huebi, mit deiner Social-Media-Abstinenz machst Du nichts falsch, da versäumst Du gar nichts, das kann ich Dir versichern! 😉

      Liebe Grüße
      Tobi

  11. In meinen älteren Rezensionen finden sich noch Sterne, aber ich habe auch irgendwann damit aufgehört. Mich hat auch niemand danach gefragt, warum, es scheint also nicht so, das die vermisst werden.
    Ich schwankte oft zwischen zwei Punkten hin und her – hat das Buch jetzt vier Sterne verdient? Oder doch nur drei? Oder noch weniger? Oft habe ich im ersten Moment positiver bewertet und mit Abstand das Buch kritischer gesehen – und nun? Nochmal ändern?
    Zu Social Media – ich nutze weiterhin nur Twitter. Bei Facebook war ich nur ganz kurz, in den paar Wochen wollten sich dann zum einen Verwandte, zu denen ich sonst auch keinen Kontakt wünsche „anfreunden“ und sogar Angehörige von Patienten, die ich betreut habe – das war mir dann schnell zuviel und so habe ich für mich entschieden, das ich das Intermezzo schnell beenden muss. Twitter mag ich weiterhin, ich nutze es zum Beispiel auch, mich mit Kollegen aus ganz Deutschland zu vernetzen und manchmal finde ich auch Buchtipps. Aber teilweise ist das Niveau unterirdisch.

  12. Huhu Tobi!

    Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, wie ich bewerten, beziehungsweise was ich daran ändern möchte. Sternebewertungen sind für so etwas Komplexes wie Literatur im Grunde wirklich viel zu simplistisch, und ich habe öfter das Problem, dass ich mir zum Beispiel denke: du hast so etwas Bewegendem wie „Menschenwerk“ 5 Sterne gegeben, dann kannst du diesem leichten, unterhaltsamen Krimi doch nicht auch 5 Sterne geben… Andererseits, verglichen mit anderen leichten, unterhaltsamen Krimis ist es ein Meisterwerk seines Genres, also wären weniger Sterne ebenfalls unpassend.

    Ich glaube, im Grunde muss man meine Sternebewertungen immer mit dem Nachsatz „für das, was es ist“ lesen. Ich erwarte von unterschiedlichen Genres, Verlagen und Themen unterschiedliche Dinge, deswegen wird ein Thriller von Bastei Lübbe zwangsläufig weniger Abzug für einen belanglosen Schreibstil bekommen als ein Titel aus dem Genre Gegenwartsliteratur von Hanser. Umgekehrt kreide ich „Lied der Weite“ von Kent Haruf nicht an, dass es nicht mit nervenzerfetzender Spannung daherkommt. Nun weiß ein Leser natürlich nicht, was ich erwarte, und kann daher anhand der Sternebewertung nicht nachvollziehen, ob Buch xyz jetzt Abzüge in gewissen Kriterien haben könnte oder nicht. (Auch wenn ich natürlich versuche, das in meinen Rezensionen näher zu erläutern.)

    Ein Teil meiner Misere: ich teile meine Rezensionen auch auf Seiten, die Sternebewertungen erfordern. Natürlich könnte ich auf meinem Blog darauf verzichten und Sterne nur im Amazonas und ähnlichen Gebieten vergeben, aber irgendwie widerstrebt es mir noch ein bisschen, meinen Lesern nicht etwas an die Hand zu geben, was ihnen einen schnellen Grundeindruck davon vermittelt, wie mir ein Buch gefiel. Ich habe schon über ähnliche Bezeichnungen wie die, die Saskia verwendet, nachgedacht, aber wie du schon sagst, das gibt dem Ganzen nur einen anderen Anstrich.

    Übrigens bin ich immer wieder erstaunt, wenn Autoren entrüstet oder zutiefst verletzt reagieren, wenn ihr Buch eine 3-Sterne-Bewertung bekommt (oder sich sogar auf den Sozialen Medien lautstark darüber aufregt). Auf der Bewertungskala ist 3 die Mitte und damit für mich ein durchschnittliches Buch, das weder besonders gut noch besonders schlecht ist, aber vereinzelte gute und schlechte Aspekte haben kann.

    LG,
    Mikka

  13. Sternebewertungen finde ich einfach zu undifferenziert. Ich schreibe lieber einfach darüber, wie ich das Buch wahrgenommen habe.
    Mein Hauptproblem mit den Bewertungen ist, dass meiner Meinung nach Bücher nicht in ein Schema gepresst werden können. Nur weil mir ein Buch vielleicht durch die Umsetzung oder Thematik nicht so gut gefallen hat, heißt das ja noch lange nicht, dass es schlecht ist. Wem anders könnte gerade dieser Aspekt gefallen. Oder die Sprache hat mich so mitgerissen, dass ich ganz begeistert bin, aber der nächste achtet vielleicht auf einen anderen Stil und findet es kaum weltbewegend.

    Viele Grüße, Anja

  14. Sternebewertungen sind zweifellos zu oberflächlich, aber ein zusammenfassendes Fazit am Ende der Rezension finde ich äußerst hilfreich – auch zur Schnellorientierung. Evelin Brigitte Blauensteiner

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