Bildungsroman: Was Jugendliteratur und Krieg und Frieden gemeinsam haben

Wer meinen Twitter Account folgt, der weiß, dass ich das BiTS Magazin von Arte liebe. Einen hervorragenden Beitrag gibt es über den Bildungsroman, also Bücher, in denen eine jugendliche Hauptfigur sich in seinem sozialen und gesellschaftlichen Rahmen selbst findet und gewissen Widrigkeiten zum Trotz seine eigene Position finden muss. Es geht also um das Erwachsenwerden, darum, die eigene Identität zu finden.

Arte stellt diese Gattung Bücher, welche sich mittlerweile einer großen Beliebtheit erfreuen (genannt werden hier als Beispiele Harry Potter oder die Tribute von Panem) in den Kontext des Reifungsprozesses von Jugendlichen, welche laut der Meinung von Experten einen weitaus längere Pubertät durchleben, als es bei vorangegangenen Generationen der Fall war. Insbesondere die Abgrenzung von Erwachsenen, welche selbst oft ein sehr jugendliches Verhalten an den Tag legen, verzögern und erschweren den Prozess.

Ich finde die Fragestellung sehr spannend, denn es fällt deutlich auf, wie verbreitet und beliebt auch in der Buchbloggerszene Jugendbücher sind, wozu ich alle verwandten Gattungen wie die Vampirgeschichten, Distopien usw., die als Bildungsromane ausgelegt sind hinzu zähle. Stimmt das also? Sind diese Bücher deshalb so beliebt, weil die Protagonisten das gleiche erleben, was man in jungen Jahren selbst durchmacht? Ich glaube durchaus.

Aber warum lassen sich dann so viele Erwachsene von diesen Büchern begeistern? Weil sie selbst nicht richtig erwachsen geworden sind? Irgendwo dazwischen hängen geblieben sind? Oder weil sie bewusst die Zerstreuung und die Jugendlichkeit in diesen Büchern wieder suchen? Oder sinkt, platt gesprochen, einfach das Bildungsniveau und die breite Leserschaft ist nicht zu anspruchsvoller Literatur fähig? Die Frage ist schon spannender, eine richtige Meinung zu dieser Frage gönne ich mir im Augenblick noch nicht, denn dazu muss ich erst einmal mehr Bücher aus diesem Genre lesen.

Ich kann allerdings sagen, dass der Entwicklungsroman sicher ein herausragende Romanart ist, dessen Lektüre nahezu immer ein Genus ist. Das beste Beispiel hierfür ist aus meiner Sicht „Krieg und Frieden“ von Lew Tolstoi. Wenn man hier die beiden Charaktere Andrej Bolkónski oder Pierre Besúchow betrachtet, dann stellt man recht schnell fest, das sie, geprägt durch die Phasen des Krieges, einen ganz starken Entwicklungsprozess durchmachen. Einen, der nicht die Jugend betrifft, sondern das Erwachsenenalter und Fragen wie der Sinn des Lebens, die soziale Einstellung, die Haltung zu politischen Prozessen und einer philosophischen Grundeinstellung berühren. Der Prozess der charakterlichen Reifung ist aber hier ein ganz zentrales Thema.

Vielleicht ist ein Young Adult Roman im Kern also gar nicht so sehr was neues und vielleicht taucht hier etwas in einem neuen Gewand auf, wenn auch wesentlich leichtgewichtiger und in weitaus verträglicheren Häppchen.

Das Thema ist nicht uninteressant und der Beitrag von Arte zeigt wieder einmal sehr schön, dass diese kulturellen Veränderungen nur sehr schwer greifbar sind.

Was denk ihr zu diesen Thema? Haltet ihr diesen Young Adult Trend für völligen Schwachsinn? Für einen netten Zeitvertreib? Habt ihr diese Bücher bisher irgendwie links liegen gelassen (so wie das bei mir der Fall ist)? Oder seid ihr begeisterte Fans?

Hier ist der wirklich sehenswerte Beitrag (die Folgen gehen immer nur 10 Minuten, ihr müsst also nur wenig Zeit mitbringen):

18 Kommentare

  1. Hallo Tobi,
    spannende Frage. Ich bin kein Leser von Young-Adult-Romanen, kann dazu also nichts sagen. Bislang dachte ich bei Bildungsroman allerdings auch immer an „Wilhelm Meister“.
    Schön verpackt ist das Thema der charakterlichen Reifung natürlich auch in „Königliche Hoheit“.
    Liebe Grüße
    Norman

    1. Lieber Norman,

      hier liegt der Ursprung des Bildungsromans, aber spannend ist das schon, dass gerade diese Elemente immernoch en vogue sind und einfach funktionieren. Das bringt der Beitrag von Arte auch ganz gut rüber. Aus der Sicht hätte ich die Jugendromane bisher auch nicht betrachtet.

      Liebe Grüße
      Tobi

  2. Lieber Tobi,

    auch lese mit meinen 32 Jahren gerne das ein oder andere Buch aus der Young Adult-Ecke. „Harry Potter“ fand ich seinerzeit (mit Anfang/Mitte 20) z.B. Ganz toll.

    Aktuell lese ich „Allee der Kosmonauten“ von Anne Krüger und bin sehr überrascht, dass auch dieses Buch als Jugendbuch gilt. Die Protagonistinist Ende 20, kurz vor dem 30ten Geburtstag und mitten in der ersten Lebenssinnkrise. Damit kann ich mich als ledige, kinderlose Frau Anfang/Mitte 30 gut identifizieren. Aber als jugendlich empfinde ich mich selbst deswegen noch lange nicht. Ich bin beruflich einigermaßen erfolgreich und fahre ein durchaus erwachsenes Leben.

    Vielleicht sollten wir alle etwas weniger nach den Etiketten sehen und etwas mehr auf den Inhalt achten.

    Alles Liebe
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin,

      die Abgrenzung ist nicht ganz einfach und wahrscheinlich oft auch gar nicht so möglich. Ich denke auch, dass man hier differenzieren muss. Viele Erwachsene zocken auch gerne am Computer und ich glaube dass hier durchaus etwas in einem angesprochen wird, das wohl aus der Kindheit herrührt. Das hat aber keine Aussage darüber, wie jemand sein Leben lebt und ob jemand infantil ist oder völlig in der Welt der Erwachsenen angekommen ist. Schön an dem Thema finde ich die Tatsache, dass ein Stilmittel, hier der Entwicklungsroman generationsübergreifend begeistert.

      Das mit den Etiketten ist so eine Sache. Natürlich werden mit dem Rahmen Erwartungen geweckt und ein bunt schillernder Einband schreckt mich schon immer ein bisschen ab. Zu oft habe ich bei solchen, sehr kommerziellen Büchern daneben gegriffen. Das es auch in dem Genre hervorragende Bücher gibt, daran zweifle ich nicht.

      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Lieber Tobi,

    ich habe mir nun den Arte-Beitrag angeschaut und die Literaturwissenschaftlerin in mir würde jetzt sehr gern alle Beteiligten in ein ausführliches Seminar zur Gattungsgeschichte schicken. Die Begrifflichkeiten werden sehr schwammig verwendet, teilweise wird vermischt und verallgemeinert. Ja, mir ist klar, dass wir uns hier im Bereich der Populärkultur bewegen und nicht im wissenschaftlichen Rahmen, trotzdem möchte ich kurz etwas anmerken.
    Einige wichtige Punkte sind: Entwicklungsroman ist nicht deckungsgleich mit Bildungsroman, Bildungsroman ist nicht gleich Gesellschaftsroman, Entwicklungsroman ist nicht gleich YA.
    Ja, es gibt hier durchaus Überschneidungen und natürlich zählt Harry Potter ohne Zweifel zu den Entwicklungsromanen, doch nicht jeder Roman, der als YA eingeordnet wird, fällt ebenfalls in diese Kategorie. Wirklich nicht!
    Krieg und Frieden ist eher ein Gesellschaftsroman, der versucht, eine Gesellschaft umfassend und im Zusammenspiel miteinander dazustellen. Natürlich enthält er durchaus Bildungsroman- und Familienromanzüge, doch um dieses komplexe Werk einzufangen, reicht eine Gattung einfach nicht aus.
    Anders sieht es bei anderen Klassikern aus, die sich bereits früh gezielt an Jugendliche gewandt haben. Mein liebstes Beispiel ist da wohl „Little Women“. Es gibt viele weitere Beispiele aus der Zeit um 1900 herum, die zeigen, dass Entwicklungsroman und Jugend eng miteinander verknüpft waren. Es ist ja auch irgendwo logisch, dass sich die Jugend für den Übergang von Kind zum Erwachsenen interessiert. Entwicklungsromane waren schon immer auch als moralischer Leitfaden gedacht.
    Die genannten YA-Dystopien fallen weniger in den Entwicklungsroman (sie sind ja auch Dystopien –> eigene Gattung). Sie sind eher symbolträchtige Verarbeitungen des sogenannten Rites de passages. Sie beschreiben den Übergang von behüteten Kind zum (deillusionierten, gesellschaftskritischen und selbstbewussten) Erwachsenen in Form von Kämpfen, Aufständen und Ausbrüchen aus dem bekannten System. Selbst Twilight beschreibt den fortwährenden Versuch Bellas aus ihrem sterblichen Sein zum Vampir hin, wobei sie nicht nur sich selbst, sondern auch Edward und seine Gemeinschaft überzeugen muss, dass sie aufgenommen werden soll.
    Wie gesagt: Definitionsunschärfe macht mich wuschig und natürlich kann man sich alles so zurecht interpretieren wie man gern mag. Von Arte hätte ich da aber mehr erwartet.
    YA ist eine Kategorie, die in den letzten Jahrzehnten vom Buchhandel erfolgreich dazu genutzt wurde, um sich stark auf eine kaufkräftige und lesehungrige Leserschaft zu fokussieren. Ich denke nicht, das die Bücher in diesem Bereich bahnbrechend neu sind. Sie bekommen nun einfach ein sehr eindeutiges Etikett und das Sortiment wurde entsprechend erweitert. Sprich: Der Name ist neu – die Bücher dahinter nur bedingt. 😉
    Ich entschuldige mich für meinen doch sehr langen Beitrag
    Mareike

    1. Liebe Mareike,

      ich danke dir für dein ausführliches Kommentar und insbesondere deine literaturwissenschaftlich geprägte Sicht. Für Arte muss ich an der Stelle allerdings eine Lanze brechen, denn die Folgen des Bits Magazins haben immer einen Umfang von 10 Minuten und da leidet die Exaktheit sehr oft, dennoch sind die Denkansätze sehr spannend. Das Krieg und Frieden primär ein Gesellschaftsroman ist, das ist ziemlich klar, dennoch finde ich den Vergleich sehr gut, denn zum einen hat er sehr viele Elemente anderer Genres (Wikipedia würde Krieg und Frieden beispielsweise eher als historischen Roman einstufen), zum anderen kommt hier eine scheinbare Gegensätzlichkeit zwischen diesem sehr bekannten Klassiker und neuen Young Adult Bücher zum tragen. Die Frage hier ist die der Abstraktionsebene und für die primären Fragen, die sich aus dem Bits Beitrag ergeben, werden diese durch eine unscharfe Einordnung der Gattungen nicht berührt. Und zwar welche Bedeutung Bücher mit Elementen des Bildungsromans für jugendliche und junge Erwachsene hat und meine darauf aufbauende Frage, was diese Art der Literatur für euch bedeutet.

      Dass Young Adult Dystopien mit Harry Potter in einen Topf geworfen werden, das ist wahrscheinlich schon eine ziemliche Ungenauigkeit, die dem versierten Leser sicherlich sauer aufstößt. Ich kann das an der Stelle nicht so richtig beurteilen, da ich diese Romane bisher nicht gelesen habe. Was ich allerdings spannend finde, ist die Tatsache, dass du auch nach der Auseinandersetzung mit diesen Kategorien zu dem Ergebnis kommst, dass Altes wohl doch im neuen Kleid daher kommt. Das Entwicklungsroman != Bildungsroman != Gesellschaftsroman ist, das war mir klar, aber das Genre Young Adult, das kann ich nicht so richtig greifen und ich habe das Gefühl, dass es hier keine so richtige Abgrenzung gibt. Oder liege ich hier falsch?

      Vielen Dank auf jeden Fall für deinen Beitrag, der mich sehr freut und der auf keinen Fall zu lange ist, denn deine Richtigstellung ist definitiv lesenswert

      Liebe Grüße
      Tobi

  4. Lieber Tobi,

    das Problem, das ich hier sehe ist, dass ein Genre des Buchhandels auf wissenschaftliche Romangattungen stößt. Es gibt wissenschaftlich gesehen nicht DEN Jugendroman. Es gibt Gesellschaftsromane, Bildungsromane, Dystopien usw. usw. Das YA-Genre nimmt all diese Gattungen und wendet sich damit gezielt an ein jugendliches Publikum.
    Es ist quasi ein wirtschaftliches Etikett, das sich als sehr erfolgreich erwiesen hat, weshalb es immer mehr ausgeweitet wird. Da es eben keine wissenschaftliche Kategorie ist, ist sie entsprechend unscharf, vielleicht manchmal sogar willkürlich gesetzt.
    Wenn du es so willst, ist es wie spezielle Kosmetikprodukte für Jugendliche : Inhaltlich nichts neues, aber explizit an eine neue (kleinere) Zielgruppe gerichtet und somit wird wirtschaftlich ein neues Bedürfnis erschaffen. Wenn vorher Mama und Tochter die selbe Creme benutzt haben, benutzt nun die Tochter die für Teens. Und mit den YA-Büchern ist es eigentlich genauso. (Ich habe mit 13 direkt den Sprung in die Erwachsenenliteratur gemacht und habe nichts vermisst – heute gibt es da ein spezielles Produkt)
    Dass es eindeutig eine künstlich geschaffene Kategorie ist, zeigt, dass so viele Menschen abseits der Teenagerzeit diese Inhalte interessant finden. Das Phänomen wird zum Selbstläufer.
    Interessant ist es doch, ob die Bezeichnung „Young Adult“ dieser Form der leichteren, jugendlichen Lektüre auf lange Sicht gerecht werden kann. Wir befinden uns mitten in der Entwicklung und es bleibt spannend.
    Liebe Grüße
    (Prof. Dr. Dr. ich kann manchmal nicht aus meiner Wissenschaftlerhaut heraus) Mareike

    1. Liebe Mareike,

      dann kann ich gut verstehen, dass dir diese Vermischung von Gattungen und Genres aus der bunten Welt des Marketings sauer aufstößt. Wobei man hier tatsächlich literaturwissenschaftlichen Hintergrund haben muss. Bei Literatur fällt es mir immer sehr schwer Bücher in Schubladen zu stecken. Klar, man kann grob unterteilen in Klassiker, Schmonzetten usw., aber vielen Büchern wird man damit nicht gerecht. Ob man es mit der korrekten wissenschaftlichen Einordnung wird, das lass ich an der Stelle mal offen. Für die Fragen, die dieser Bits Beitrag aufwerfen reicht aus meiner Sicht diese grobgranulare Einordnung aus, für jeden der sich intensiver mit dem Young Adult Genre beschäft wahrscheinlich nicht. Aber als Softwarenerd denke ich wahrscheinlich mittlerweile auch in anderen Bereichen zu pragmatisch 😉

      Liebe Grüße
      Tobi

  5. Ich selbst bin ein großer Fan der Jugendbücher, auch wenn ich mit fast dreißig Jahren wohl eher zu den Erwachsenen zähle. Warum genau mir Bücher für diese Altersgruppe so gefallen, kann ich gar nicht klar benennen. Einerseits, weil mich die Themen ansprechen, vielleicht auch, weil sie etwas „leichter“ geschrieben sind als Bücher für die erwachsene Altersklasse. Wobei ich vor ein paar Jahren aber fast nur letztere gelesen habe. Am Schwierigkeitsgrad oder Anspruch kann es also eigentlich nicht liegen. Und ich kann mich genauso mit einem Teenie aus einem Jugendroman identifizieren wie mit einer Figur aus einem „Erwachsenenroman“.
    Vermutlich sind es wirklich einfach die Themen und der Stil, denn ich lese fast nur zur Unterhaltung, und die Themen in der Jugendbuchbranche sind zwar oft ähnlich zu denen aus Erwachsenenromanen (Tod, Krankheit, Liebe), aber einfach leichter verdaulich geschrieben.

    1. Huhu Friedelchen,

      mir geht es oft auch so, dass es erstmal nicht so klar ist, warum einen ein Buch oder eine gewisse Gattung so gut gefällt. Gerade einfache Literatur finde ich auch oft super entspannend und liebe es z.B. auch mal zwischendurch Schmonzetten zu lesen. Ich glaub ich muss mir jetzt mal die Selection Bücher reinziehen, die sind ja momentan super angesagt und ganz gute Stellvertreter aus dem Genre. Mal wieder was komplett Neues ausprobieren, das ist immer gut.

      Liebe Grüße
      Tobi

        1. Die Selection Reihe wurde ja gefühlt im jedem zweiten Blog besprochen, was mich schon neugierig macht. Irgendwas muss schon dran sein, an den Büchern. Aber großen Tiefgang erwarte ich nicht. Wahrscheinlich Soap-Niveau in Literaturform?! 😉

          Liebe Grüße
          Tobi

          1. Soap-Niveau trifft es haargenau! Klischeehafte Charaktere, wenig Tiefgang, aber irgendwie kommt man trotzdem nicht davon los.
            Und, hast du es mittlerweile schon versucht? 🙂

          2. Ich bin noch mit meinem aktuellen Buch beschäftigt (schon ziemlich lange) und mein SuB ist unverändert. Aber bald geht es mit dem SuB weiter. Schätze aber, bis Selection mal dran kommt, das dauert noch. Aber ich werde hier dazu bloggen und dich auf den Laufenden halten. Sozusagen als Experiment, wie das so ist mit Soap-Distopie-Literatur 😉

            Liebe Grüße
            Tobi

  6. Hey Tobi!

    Ein sehr schöner Beitrag!

    Ich persönlich bin ein sehr großer Fan von Jugendbüchern, was wohl damit zusammenhängt, dass man in ihnen meist den phantastischsten Geschichten begegnet. Ich liebe einfach phantastische, außergewöhnliche Elemente. Natürlich findet man solche auch in der Romantik und anderen Epochen, doch gerade im Licht der Moderne nehmen diese Elemente noch einmal eine völlig andere Gestalt an. Vor allem Dystopien sind in den letzten Jahren sehr beliebt geworden, was nicht direkt einen Blick auf den jugendlichen Reifungsprozess lenkt, sondern eher auf die allgemeine Entzeitstimmung vieler Menschen, die durch globale Katastrophen und ähnliches bedingt wird. Zugleich gibt es natürlich auch genügend Jugendbücher, in denen der Fokus auf der charakterlichen Entwicklung liegt. Meist begegnet man in diesem Zusammenhang Stereotypen, was mein persönlicher Kritikpunkt an Jugendbüchern ist. Zugleich ist es leichte Kost, mit der sich jugendliche Leser gut identifizieren können.

    Für mich ist es besonders interessant, solche Motive und Klischees aus Jugendbüchern herauszufiltern, was ein weiterer Grund ist, weshalb ich sehr gerne zu solchen Geschichten greife. Sie sind nicht nur leicht und spaßig zu lesen, sondern geben gleichzeitig Aufschluss über eine Generation. Natürlich wäre es für die Bildung von größerem Vorteil, sich mit Tolstoi und Konsorten zu beschäftigen, doch gerade für junge Leser ist die Lektüre solcher Klassiker häufig sehr anstrengend und langweilig. Jugendbücher stellen also eine sehr gute Zwischenform dar, mit der man an das Lesen heranführen kann und die auf die spätere Lektüre von klassischer Literatur vorbereitet.

    Ich denke nicht, dass die breite Leserschaft nicht dazu fähig ist, sich mit solcher Literatur auseinanderzusetzen. Die meisten wollen es wohl einfach nicht. Im Zeitalter der Technik und des Internets werden Bücher ja auch gerne mal links liegen gelassen, während das Lesen früher eine wichtige Beschäftigung darstellte. Es gibt also auch eine gesellschaftliche Umstrukturierung, die dafür sorgt, dass weniger Menschen zu Büchern greifen.

    Huch, jetzt habe ich einen halben Roman geschrieben. 🙂 Aber es gibt einfach so viel, was man zu diesem Thema sagen kann!

    Liebe Grüße

    Saskia

    1. Huhu Saskia,

      der Jugendbuchtrend ist bei mir bisher irgendwie an mir vorbei gezogen. Auch was Dystopien angeht habe ich erst sehr spät festgestellt, dass der Markt voll mit Büchern aus diesem Genre ist. Mir geht es da wie dir, ich mag es auch, wenn eine Geschichte nicht im Hier und Jetzt spielt, sondern einen phantastischen und meistens dadurch auch irgendwie spannenderen Hintergrund hat. Allerdings habe ich festgestellt, dass auch Russland im 19. Jahrhundert einen solchen Rahmen bietet. Am Ende darf man sich einfach nicht einschränken.

      Mit dem Internet und Technik Argument hast du sicher recht. Wenn ich mir den Gaming Markt so ansehe, dann ist da schon echt viel geboten. Inbesondere was viel leichter zugänglich ist, als ein Buch. Wenn ich mir aber das TV Programm so ansehe, dann wundert es mich wieder hingegen, denn bei dem ganzen Trash, da sollte doch jeder händeringend nach einer Alternative suchen 😉

      Das Thema ist auf jeden Fall spannend. So wie das immer ist, wenn man sich über eine kulturelle Entwicklung Gedanken macht.

      Liebe Grüße
      Tobi

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