Meine schönsten Bücher • Gabriela von Buchperlenblog
Wie ihr bestimmt bereits wisst, bin ich immer auf der Suche nach schönen Büchern und prachtvollen Ausgaben. Deshalb habe ich letztes Jahr eine neue Beitragsreihe Meine schönsten Bücher gestartet, in der Buchblogger und Vielleser ihre schönsten Bücher vorstellen. In diesen Beiträgen nehmen euch also ausgewählte bibliophile Buchmenschen an die Hand und gewähren euch einen Blick ins heimische Buchregal, um dort ihre schönsten und prächtigsten Schätze zu präsentieren.
Diesmal konnte ich Gabriela von Buchperlenblog für einen Beitrag gewinnen. Auf ihren schönen Blog bin ich gestoßen, als ich nach Comics und Graphic Novels gestöbert habe und bin dort dann ziemlich lange hängen geblieben. Sie liebt ebenso den Splitter Verlag und stellt einige wirklich lesenswerte Bücher vor und hat einen angenehm breites Spektrum. Auch viel Fantasy hat sie im Angebot, aber eben auch die verschiedensten Genres, sogar bis hin zu einem Spielbuch, also auch echte Geheimtipps, was ich immer sehr schätze. Viele Beiträge sind kurz und knackig, bringen sehr schön ihre Eindrücke auf den Punkt und irgendwie hat Gabrielas Blog, und auch sie selbst, eine schön positive Ausstrahlung. Ich schaue immer wieder gerne bei ihr vorbei und nachdem ich auch einige sehr prächtige Bücher bei ihr schon gesehen habe, war schnell klar, dass Gabriela perfekt für diese Beitragsreihe geeignet ist. Aber ich will nicht zu viel vorweg nehmen, lest selbst und folgt ihr durch die Welt ihrer schönsten Bücher.
Bücher begleiten mich schon mein ganzes Leben. Das ist keine abgedroschene Formulierung, sondern die schlichte Wahrheit. Die Mama ist Buchhändlerin, das Heim war schon immer mit vielen, tollen Büchern bestückt. Mit der Zeit entwickelten sich meine literarischen Vorlieben in verschiedene Richtungen weiter, aber eines blieb immer bestehen: Die Liebe zu schönen Büchern. Bücher, die eine Geschichte nicht nur durch Worte, sondern auch durch ihre Gestaltung transportieren. Dabei habe ich festgestellt, dass Illustrationen ganz besonders mein Interesse wecken, ganz egal, in welchem Stil sie gehalten werden. Und da mich Tobi nach meinen schönsten Büchern gefragt hat, habe ich mich für euch mal ein wenig genauer in meinem Lesezimmer umgeschaut.
Beginnen wir unsere Reise bei meiner Kindheit. Erinnere ich mich zurück, so sehe ich immer wieder einen kleinen, dünnen Tannenbaum vor mir, dessen Spitze sich unter der Last einer großen Christbaumkugel dem Erdboden nähert. Daneben steht ein traurig dreinblickender Junge, der scheinbar nicht einmal diese einfache Aufgabe zufriedenstellend lösen kann. Diese Szene aus „Fröhliche Weihnachten, Charlie Brown“ steht stellvertretend für all die wunderbaren Kindertage, die ich gemeinsam mit den Peanuts verbracht habe. Umso mehr schätze ich es, dass alle Comicstrips von Charles M. Schulz seit 1950 gesammelt und in doppelbändigen Werkausgaben veröffentlicht wurden.
Heute hat sich meine Comicsammlung erheblich verändert und erweitert. Aus Comicstrips wurden epische Geschichten, historische Dramen oder klassische Adaptionen. Die Welt der Comics hält unglaublich viele Geschichten parat, mit und ohne Superhelden, mit Humor, mit Spannung und vor allem mit ausgefeilten Illustrationen, die ihresgleichen suchen. Mit der Zeit habe ich mein Herz an den Splitterverlag verloren, denn dieser bringt ausgewählte Comics und Graphic Novels als hochwertige Hardcover heraus. Trotzdem stammt meine liebste Comicreihe aus dem CrossCult Verlag: Monstress. Kein anderer Comic, mag er noch so schön sein, kann es meiner Meinung nach optisch mit dem Meisterwerk von Sana Takeda aufnehmen. Hier lernen wir Maika Halbwolf kennen, eine Arkane in einer Welt voller Hexen, Monster und alten Göttern. Maika ist dabei keine klassische Heldin, sie hat Ecken und Kanten, mitunter eine ziemlich derbe Aussprache und beherbergt zu allem Überfluss auch noch ein hungriges Monster in sich.
Auch heute lese ich noch gern schön gestaltete Kinderbücher. Dabei erfreue ich mich allerdings hauptsächlich an nostalgischen Gestaltungen: gedeckte Farben und ein ruhiges Äußeres stehen über kitschig bunten, lauten Geschichten. „Die höchst wundersame Reise zum Ende der Welt“ sowie dessen Nachfolger von Nicholas Gannon sind dabei zwei meiner Favoriten. Entdeckt habe ich diese Dilogie bei dem Besuch einer wunderschönen Kinderbuchhandlung in Erfurt. Kleine und große Illustrationen füllen die Innenseiten, und geben der Geschichte rund um den elfjährigen Archer, der in schönster Familientradition die Welt erforschen will, einen sepiafarbenen Anstrich. Schon wird das Abenteuer, das eigentlich nur in den heimischen vier Wänden stattfindet, zum nostalgischen Trip durch die Weiten der Welt.
Wer meine Liebe zu guten Kinderbüchern mit einer gehörigen Portion Fantasie vermischen und mich damit begeistern kann, ist – und das wird keine Überraschung sein für alle, die mich schon kennen – ganz klar: Neil Gaiman! Und weil er dank seiner populären Sandman-Comicreihe bereits früh Kontakte zu diversen Künstlern knüpfen konnte, finden wir heute zu vielen seiner Werke wunderschön illustrierte Schmuckausgaben. Manche sind nur im englischen verfügbar, wie zum Beispiel die Ausgabe von „Der Ozean am Ende der Straße“ mit den äußerst dynamischen Zeichnungen von Elise Hurst. „Der Fluch der Spindel“ hat es aber glücklicherweise auch bis zu uns geschafft. Chris Riddell, der schon einige Werke Gaimans illustrierte, untermalt hier, in schwarzweißen Federzeichnungen und mit goldenen Akzenten, eine Neuinterpretation des Dornröschenmärchens.
Streife ich weiter an meinen Regalen entlang, fallen mir immer wieder Bücher ins Auge, die alte Geschichten neu verpacken. 2012 veröffentlichte Victoria Frances ihre Neuinterpretation des Märchens der kleinen Meerjungfrau. Im „Klagelied des Meeres“ finden wir neben einer höchst dramatischen Liebesgeschichte auch noch auf jeder Seite eine großflächige Zeichnung der Künstlerin. Auch hier sind die Farben blass und gedeckt und werfen uns Leser in eine Zeit, weit jenseits unserer Erinnerung.
Dass auch bunt schillernde Geschichten beeindrucken können, zeigen die nächsten Bücher deutlich. Benjamin Lacombe ist wohl mittlerweile den meisten ein Begriff. Seine großäugigen Figuren zieren so einige Bücher, und die „Alice im Wunderland“ Ausgaben zählen für mich zu den schönsten Büchern überhaupt. Doch auch die völlig neue Interpretation des „Zauberer von Oz“ hat es mir angetan. Gemeinsam mit Sébastien Perez gestaltete Lacombe das Abenteuer im Lande Oz aus Sicht der Vogelscheuche, und erweckte damit die ursprüngliche Geschichte von Frank L. Baum zu ganz neuem Leben.
Einer der ganz besonderen Schätze in meinem Regal ist außerdem die illustrierte Ausgabe der alten chinesischen Ballade über die Kämpferin Hua Mulan. Nicht nur finden wir hier die originalen Verse im chinesischen wieder, sondern auch, mit großflächigen Zeichnungen versehen, die englische Übersetzung. Wusstet ihr, dass Hua Mulan der Legende nach nicht nur an einer Schlacht teilnahm, sondern an hunderten über viele Jahre hinweg? Ein Blick hinein lohnt sich auf jeden Fall für jeden, der an der Legende Interesse hat.
Bleiben wir noch ein Weilchen bei alten Geschichten. Klassiker werden heute für neue Generationen wieder zugänglicher gemacht, indem sie von außen und innen hübsch verpackt werden. Allen voran gehen wohl die Ausgaben aus dem Coppenrath Verlag in Zusammenarbeit mit dem Designstudio MinaLima. Egal ob „Peter Pan“, „Alice“ oder „Die Schöne und das Biest“, hier kann gekippt, gedreht, und auf- und wieder zugeklappt werden, womit das Buch zu einem wahren Erlebnis für Jung und Alt wird.
Ein weiteres Schmuckstück eines Klassikers, diesmal aus dem Knesebeck Verlag, ist das von William O’Connor illustrierte „20.000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne. Hier ist jede Seite wie ein altes Tagebuch gestaltet, hier finden wir Bleistiftzeichnungen und farbige Malereien in Hülle und Fülle. Und so begeben wir uns stilvoll an der Seite von Professor Pierre Aronnax auf die Nautilus und in die Hände Kapitän Nemos. Ob wir wohl geheimnisvolle Meereswesen zu sehen bekommen?
Im Aladin Verlag fand ich eine – von Reinhard Kleist schwarzweiß illustrierte – Bearbeitung von Ray Bradburys Klassiker „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“. Diese Geschichte, in der ein wundersamer Jahrmarkt Einzug in einer kleinen Stadt hält, und die Träume der Jungen und Alten an sich reißt und sie verdreht, ja, diese Geschichte bekommt dank der plakativen, holzschnittartigen Zeichnungen eine besondere Tiefe, die ich ihr sonst möglicherweise abgesprochen hätte. Manchmal werten Illustrationen eine Geschichte eben einfach auf.
Sprechen wir von Klassikern, kommen wir unweigerlich irgendwann an den Punkt der Märchen. Ich liebe Märchenbücher, habe sie schon immer geliebt und sammle sie mit ungebrochener Leidenschaft. Dabei ist es völlig egal, ob es altbekannte Märchen sind, oder neue, ob sie aus Deutschland, von der Orchideeninsel oder China stammen. Und was haben all die Märchenbücher meist gemein? Genau, sie kommen mit prächtigen Illustrationen daher! Doch egal, wie oft ich Schneewittchen und ihre Schwestern noch im Regal versammle, mein erstes Märchenbuch wird auch immer mein liebstes sein. Hand hoch, wer noch nie Bekanntschaft mit den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm aus dem Kinderbuchverlag Berlin gemacht hat? Eben. Diese Sammlung gehört in jeden märchenfreudigen Haushalt.
Nun, Märchen werden vorrangig zur Weihnachtszeit aus dem Regal geholt. Dabei fällt mir ein weiteres Schmuckstück auf, welches nur darauf wartet, endlich wieder gelesen zu werden. Maja Lunde kann nicht nur hochaktuelle Themen zu Romanen verarbeiten, sie kann auch Weihnachten zu uns in den Lesesessel bringen. „Die Schneeschwester“ ist eine Adventsgeschichte, bestehend aus 24 Kapiteln, für jeden Tag eine. Hier lernen wir Julian kennen. Julian, dessen große Schwester tot ist, für den es scheinbar kein Weihnachten mehr geben wird. Doch die spritzige, wenn auch ein wenig geheimnisvolle Hedvig taucht in seinem Leben auf und mit ihr ein leiser Hauch vom früheren Weihnachtsgefühl. Dabei sind die Illustrationen von Lisa Aisato malerisch, tragend und ungemein charmant anzusehen.
Zum Abschluss fehlt noch eine Kategorie Bücher, die von vielen immer noch als langweilig, verstaubt und zu schwierig eingestuft wird: Sachbücher! Dass diese nicht nur lexikonartig wie zu schlimmsten Schulzeiten daherkommen können, sondern mitunter auch einfach richtig schön anzusehen sind, dafür gibt es einige Beispiele. Elena Favilli hat 100 Frauen zusammengetragen, die großes in ihrem Leben geleistet haben, und Francesca Cavallo hat sie alle illustriert. Zu „Good Night Stories for Rebel Girls“ hat sich mittlerweile auch noch ein zweiter Band gesellt, außerdem gibt es einen Band über erfolgreiche Migrantinnen und auch für Jungs und ihre Geschichten ist gesorgt.
Wer sich mehr für die Natur und speziell unsere Meere und die sich darin tummelnden Lebewesen interessiert, dem muss ich einfach „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ von Annika Siems und Wolfgang Dreyer ans Herz legen. Im Überformat erwarten den Leser nicht nur interessante Fakten über Krill, Wale oder Anglerfische – auch sind die Zeichnungen von Annika Siems einfach umwerfend! Ich habe selten etwas schöneres in Händen halten dürfen, als dieses Prachtstück aus dem Prestel Verlag.
Und nun – last but not least – noch etwas für uns Sprachliebhaber. Dass der Duden Verlag mehr kann, als nur Duden, das wissen noch immer viel zu wenige. Dabei bringen sie Jahr um Jahr amüsante, lehrreiche und vor allem schön gestaltete Bücher heraus, die sich mit der (deutschen) Sprache und ihren Marotten, Eigenheiten, Redewendungen und Kuriositäten beschäftigt. Zwei dieser Bücher sind von Katharina Mahrenholtz geschrieben und von Dawn Parisi illustriert worden. Während sich „Luftikus und Tausendsassa“ mit 100 vergessenen Worten beschäftigt, finden wir in „Allerhöchste Eisenbahn“ 100 Redewendungen, deren Ursprünge mitunter weitaus anders sind, als wir zu wissen meinen.
Ich hoffe, euch hat die kleine Reise durch meine Bücherregale gefallen, vielleicht habt ihr auch das ein oder andere Buch für euch neu entdecken können! Und nun noch eine kleine Frage an euch zum Schluss: Meine Eltern besaßen früher ein übergroßes Buch über Zwerge, die mit einem Boot unterwegs waren. Ich kann mich bis heute nur noch an einige Bildausschnitte erinnern, bin aber immer noch sehr traurig, dass sie dieses Buch weggegeben haben. Wenn es also bei irgendwem im Hinterkopf anfängt zu klingeln, dem wäre ich sehr dankbar über einen Hinweis, um welches Buch es sich hierbei handeln könnte.
Hallo Tobi!
Es war mir eine ganz besondere Freude, diesen Beitrag für deine Reihe zu schreiben, und ich hoffe, das viele tolle Menschen viele tolle Bücher neu entdecken können ❤️
Alles Liebe!
Gabriela
Liebe Gabriela,
ich habe mich sehr gefreut, dass Du mitgemacht hast und Dein Beitrag ist einfach super geworden. Ach „Der Zauberer von Oz“ sieht schon auch echt gut aus. Eine sehr schöne Auswahl und eine wunderbare Fortsetzung der Artikelreihe!
Liebe Grüße
Tobi
Ein schöner Beitrag! Bei Gabriela auf dem Blog schaue ich auch immer gerne vorbei und nehme hier tatsächlich ein paar Buchanregungen mit – wie etwa „Der Fluch der Spindel“ sowie „Der Ozean am Ende der Straße“ von Neil Gaimann. Bisher kenne ich nur sein verfilmtes Werk „Sternwanderer“. Aber auch die Klassiker Ausgaben des Coppenrath Verlages sprechen mich gerade stark an.
Es hat mir auf jeden Fall viel Spaß gebracht, euren Beitrag zu lesen. Die Bilder sind natürlich auch ein schöner Hingucker und lassen das Leserinnenherz höher schlagen. 🙂
Liebe Doreen,
„Der Fluch der Spindel“ habe ich auch schon umkreist. Die Klassiker Ausgaben vom Coppenrath Verlag gefallen mir auch richtig gut, da habe ich auch einige im Schrank stehen. Besonders „Die Schöne und das Biest“ hat mir so richtig gut gefallen. Gabriela hat auch einen echt guten Geschmack und hat hier schon einige echte Geheimtipps vorgestellt. Ich versuche mich, aus Budgetgründen noch zurück zu halten, aber es ist echt schwer 😉
Liebe Grüße
Tobi
Dank dieses Beitrags ist flugs „Der Zauberer von Oz“ bei mir eingezogen und wird den Kindern nun allabendlich vorgelesen 🙂 Und das Märchenbuch der Gebrüder Grimm habe ich auch im Regal zu stehen, als Kind war ich total von den Illustrationen fasziniert und als ich das Buch Jahre später wiederentdeckt habe, ging es mir wieder genauso.