Buchumschläge mit dem Affinity Publisher selbst gestalten: Mein Unikat von Joe Devers Einsamer Wolf

Ich liebe schöne Bücher mit allem, was so dazu gehört und bin mit meiner Leidenschaft für hochwertige Buchkunst auf jeden Fall in einer Nische unterwegs. Für mich gab es schon öfters den Anlass, mir selbst einen neuen Schutzumschlag zu gestalten. Wenn es ein Buch nur noch als Antiquariat mit abgegriffenem oder beschädigten Einband gibt. Ich hatte auch schon ein Buch aus den 60er Jahren, da war der Einband zwar intakt, aber so hässlich, dass ich ihn einfach weggeworfen habe. Und ich habe mir auch schon selbst ein Buch binden lassen und dafür einen Einband gebraucht. So ein Buch möchte ich euch heute vorstellen und daran skizzieren, wie man sich wunderschöne Einbände selbst gestalten kann. Dafür braucht es gar nicht so viel und das geht auch mit kleinem Budget.

Hinweis: Ich habe in den Fotos das Cover-Bild unkenntlich gemacht, da ich dafür nicht das Copyright besitze. Im Original ist es also natürlich knackig scharf. Aber man sieht trotzdem ganz gut, wie schick das Buch nun aussieht und es geht mir mit diesem Beitrag um die Idee und nicht exakt um dieses eine Buch.

Ich liebe die Spielbücher von Joe Dever, die damals meine Kindheit und Jugend bereichert haben und auch dieser Tage blättere ich gerne in einem der Bücher. Aus Nostalgie und weil die Abenteuer einfach richtig schön nerdig sind. Leider gibt es die Bücher nur als schnöde Taschenbücher, was natürlich schon auch seinen Charme hat, weil das damals auch nicht anders war. Aber eine schöne Schmuckausgabe ist natürlich nochmal was ganz Anderes.

Während meines Studiums habe ich die Prüfungszeit immer ganz entspannt verbracht. Das lag daran, dass ich über das ganze Semester hinweg mir den Stoff reingezogen habe und am Ende gab es für mich nie die Notwendigkeit zu büffeln. Die Zeit habe ich dann mit ganz entspannenden Dingen verbracht, South Park anschauen, MMORPGs zocken und ähnliche Sachen, die das Gehirn schön durchgelüftet halten. Und an einem Semesterende habe ich die original Bücher aus den 80er, also die ersten zwölf Bände der Einsame Wolf Reihe digitalisiert. Was schon ein bisschen Aufwand war, aber erstaunlich gut und flink vonstatten ging. Die Bücher habe ich dann in einem größeren Format neu gedruckt und mir als Buch binden lassen. Wie ihr auf folgendem Bild seht mit schlichtem schwarzem Einband.

Jahre lang stand das Buch so im Schrank und irgendwie hab ich mich nie dazu aufgerafft einen neuen Einband zu gestalten. Vor gar nicht langer Zeit habe ich mir die Affnity Suite geholt und da ist auch der Affinity Publisher dabei, ein Desktop Publishing Tool, das mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Das Tool ist einfach super, das muss man einfach so sagen. Ich habe damit nun schon einige Sachen ausprobiert. Unter Anderem habe ich mir nun endlich einen schönen Einband für das Buch gestaltet. Und das geht mit dem Publisher schon echt geschmeidig. Gut, ich bin jetzt ein Powersoftwareentwicklungsnerd und brauche da keine Einarbeitung, weil einfach alles intuitiv klar ist und für alles Andere gibt es Google. Trotzdem würde ich sagen, ist der Publisher echt einfach zu bedienen.

Ein großer Vorteil von DTP Software ist, dass man dort nicht mit Pixel oder anderen Einheiten arbeitet, sondern mit Zentimeter und Millimeter und so exakt die Elemente in der Größe erstellen und gestalten kann, wie sie dann auch gedruckt werden sollen. Mit einem Lineal kann man also einfach das Buch abmessen und die Elemente im Publisher anlegen. Das sieht fertig dann so aus:

Die Bilder habe ich mir aus dem Internet gesucht und die Schwierigkeit liegt eher darin, sie in entsprechend großer Auflösung zu bekommen. Natürlich ist aber denkbar hier jede Art von Bild einzufügen und einzupassen. Auch selbst Gezeichnetes oder auch etwas, das mit Vektorgrafiken selbst gestaltet wurde.

Die ersten drei Bücher aus den 80ern, die ich als kleiner Junge unzählige Male gelesen bzw. gespielt habe

Die Einsamer Wolf Bücher hatten damals eine ganz typische Umschlaggestaltung. Die sah eigentlich gar nicht so übel aus, aber ich vermute, das liegt an meinen verklärten Blick auf meine Vergangenheit. Auf jeden Fall wollte ich die gleiche Schriftart wie auf den alten Büchern verwenden, da das nochmal einen Wiedererkennungseffekt hat. Also habe ich eines der alten Buchcover eingescannt. In dem Online Tool WhatTheFont habe ich dann das Bild hochgeladen und die Schriftarten identifiziert. Wobei dort die Fonts ausgegeben werden und man sie dort auch kaufen kann, sie aber aberwitzig teuer sind. Wenn man nach den Schriftarten einfach in Google sucht, bekommt man sie alle auch kostenlos zum Download. Das habe ich gemacht und auf diese Weise Schriften gefunden, die zumindest dem Original so ähnlich sind, dass es dem 80er-Jahre-Einsamer-Wolf-Stil entspricht.

Ich habe mir schon einmal Umschläge gemacht. Damals für meine Balzac Gesamtausgabe. Dabei hatte ich den Online-Druckdienst digitaldruck-fabrik.de entdeckt und seit damals habe ich dort schon oft bestellt. Die sind ein richtiger Geheimtipp, besonders weil die Preise sehr günstig sind. Ich habe den Umschlag auf einer DIN A1 Seite gestaltet und das kostet dann ungefähr 5 Euro. Der Versand ist ganz schön teuer, daher lohnt es sich, gleich mehr drucken zu lassen. Ich hab mir dort auch schon Sticker bestellt, die auch echt gut sind. Auf jeden Fall habe ich den Umschlag auf MaxiSilk Bilderdruck mit 135-Gramm-Papier bestellt. Damals habe ich meine Balzac Bücher auch auf dem gleichen Papier drucken lassen und das Ergebnis sah super aus und das Papier ist auch echt strapazierfähig. Hier als Beispiel ein Bild von meinem zweiten Balzac Band, den ich längere Zeit jeden Tag mit in der S-Bahn hatte und mit Ausnahme von einem kleinen Abrieb auf der Rückseite, sieht der Umschlag noch wie neu aus.

Nach etwa einer Woche habe ich dann den großen Bogen zugesandt bekommen. Dann habe ich den Umschlag noch ausgeschnitten und fertig ist er, der individuell gestaltete und wirklich schicke Schutzumschlag.

Wobei ich sagen muss, dass die Balzac-Einbände schöner aussehen, da sie heller sind. Bei diesem Einsamer Wolf Umschlag war das Bild des Covers von der Auflösung schon gerade so an der Grenze des Machbaren. Wenn man sich das Buch aber nicht gerade an die Nase hält, sieht es echt super aus. Ganz oben seht ihr das Ergebnis und der dicke Sammelband sieht einfach richtig schick aus. Und auch der Buchrücken mit der Schriftart und dem Logo macht einiges her.

Und hier noch ein Bild vom Innenleben des Buches. Es verströmt den Stil der Spielbücher der damaligen Zeit, sieht aber schon sehr schön wertig aus. Auf der RPC in Köln habe ich mir damals das Buch von Joe Dever signieren lassen und habe nun auch eine persönliche Widmung darin, was den ideellen Wert für mich nochmal steigert, denn leider ist Joe Dever Ende 2016 verstorben.

Als ich damals das Buch hab binden lassen, habe ich es leider versäumt, mir auch Lesebändchen mit einarbeiten zu lassen. Aber auch die lassen sich leicht nachrüsten. Das habe ich auch damals schon bei meinen gepimpten Balzac Büchern gemacht, aber diesmal wollte ich nicht für ein einzelnes Buch große Lesebändchenrollen holen. Ich habe aber auf Etsy einen Shop entdeckt, der Lesebändchen in allen möglichen Farben für wenig Geld verkauft. Dort habe ich mir zwei bestellt und mit einem Klebeband von innen oben an den Buchblock geklebt. Das hält sehr gut und ist von fest eingebundenen Lesebändchen nicht zu unterscheiden.

Das Ergebnis ist wunderbar und lässt mein bibliophiles Nerdherz auf jeden Fall höher schlagen. Und ich habe das zum Anlass genommen, ein ähnliches Buch-Projekt umzusetzen. Die Affinity Suite hat sich für mich schon sehr gelohnt. So oft macht man so etwas natürlich nicht, aber wenn doch, dann ist es ein echtes Vergnügen, wenn man so ein Buch dann zur Hand nimmt.

Habt ihr schon ähnliche Änderungen an Büchern vorgenommen? Bücher irgendwie restauriert oder verschönert? Oder ist euch das Aussehen eurer Bücher egal? Habt ihr schöne Unikate? Ich bin natürlich neugierig, also kommentiert hier gerne.

6 Kommentare

  1. Hallo Tobi,

    deine Arbeit ist wirklich sehr beeindruckend. Ich habe deine Werke hier schon öfter bestaunt. Für mich wäre es wohl eher nichts, weil ich immer gerne die Ausgaben so hier habe, wie sie bei den jeweiligen Verlagen erscheinen, daher tue ich mir z.B. auch schwer mit Ausgaben der Büchergilde (obwohl ich diese teils sehr hübsch finde), aber wenn ich ein Buch nicht kennen würde und dann deine Ausgabe sähe, würde ich sie niemals für eine Eigenprodukttion halten. Sehr professionell!

    Liebe Grüße,
    Sandra

  2. Hallo Tobi,
    einige Taschenbücher habe ich mit einem Hardcover-Ganzleinen-Einband versehen, auf die ich das ursprüngliche Pappcover geklebt habe. An anderen Büchern habe ich die Schnitte gefärbt.

  3. Schönen guten Morgen!

    Wow, dass man sowas selber machen kann wusste ich gar nicht! Es sieht aber schon nach einer Menge Arbeit aus, dafür kann sich das Ergebnis aber dann definitiv sehen lassen!
    Die meisten Cover mag ich sehr gerne, aber es gäbe schon das ein oder andere Buch das ich mir in einem selbst gestalteten Cover vorstellen könnte. Aber ich glaube, ich bin für sowas nicht motiviert genug 😀

    Deinen Beitrag hab ich heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt!

    Liebste Grüße, Aleshanee

  4. Hallo Tobi,
    ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Also erstmal finde ich dein Hobby, Büchern ein neues Cover zu verleihen ziemlich genial. Ich finde mich auch in deiner Leidenschaft für Online-Rollenspiele und Abenteuerbücher wieder.

    Das Grafikprogramm sagte mir noch nichts. Ich habe bislang auch noch kein brauchbares Programm für den PC. Der Grund dafür war in erster Linie der, dass ich kein Abo abschließen wollte. Das rentiert sich für meine Arbeiten weniger. Einen Festpreis finde ich da schon viel reizvoller.

    Ich habe mir auch gerade deinen Beitrag zum Programm durchgelesen und bin gerade sehr angetan. Das werde ich mir in nächster Zeit mal genauer ansehen. Vielen Dank für die Vorstellung!

    Ich fand es unglaublich spannend zu lesen, welche Schritte du für die Gestaltung eines Covers unternimmst.

    Ein sehr unterhaltsamer und gelungener Beitrag von dir. Vielen Dank dafür.

    Liebe Grüße
    Tanja

    1. Liebe Tanja,

      vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Wirklich ein Hobby ist es ja nicht, Covers neu zu gestalten und tatsächlich ist das natürlich nur selten notwendig. Es gibt schon auch echt viele wunderbar gestaltete Bücher. Die Affinity Suite ist aber schon echt ein Geheimtipp und wenn man so ein Tool hat, ist es einfach so etwas zu machen. Wenn man einmal die Idee hat und auch einen guten Dienst kennt, wo man sich die Umschläge dann unkompliziert und kostengünstig drucken lassen kann.

      Auf Deinem Blog hast Du ja „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“ rezensiert. Das ist natürlich sehr cool, dieser Spielebuchklassiker und dass Du ihn auf Deinem Blog besprichst. Wobei Dein Urteil natürlich nachvollziehbar ist, das Buch ist schon echt alt und wenig elaboriert. Anders als dann spätere Spielbuchreihen.

      Liebe Grüße
      Tobi

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