Der Schatz der Sierra Madre • B. Traven

Die guten alten Abenteuerromane sind eigentlich immer ein Garant für ein richtig schönes Lesevergnügen und so greife ich regelmäßig zu solchen Büchern. Meistens gibt es sie für wenig Geld im Online-Antiquariat und so habe ich mir auch mit Der Schatz der Sierra Madre eine Low-Budget-Ausgabe geholt. Der Autor und Roman war ein Tipp von einem nerdigen Freund von mir, der eigentlich bei allem immer völlig abseits von Mainstream ist und der einen echt guten Geschmack hat. Das Totenschiff habe ich schon von ihm gelesen und fand gerade die unverblümte Art zu schreiben und die eingestreuten kapitalismuskritischen Seitenhiebe sehr gelungen. Um so gespannter war ich auf ein weiteres seiner bekanntesten Bücher.

Der Schatz der Sierra Madre handelt von drei mittellosen US-Amerikaner, die es nach Mexiko verschlägt, wo sie sich schließlich auf die Suche nach Gold machen. Dabei zeigt Traven die Verhältnisse in Mexiko und unter welchen harten Bedingungen die Arbeiter für große Ölunternehmen schuften mussten. Traven porträtiert die mexikanischen Wildnis, die rauen Sitten der einfachen Arbeiter und natürlich die kapitalistische Gier nach Gold, welche die Sitten und Moral der Menschen untergräbt. Von seiner Struktur erinnert der Roman an Jack Londons Geschichten von den Goldsuchern im wilden Alaska. Den Leser erwartet hier also eine ordentliche Abenteuergeschichte.

Das Buch ist mit 280 Seiten nicht sehr umfangreich und liest sich schnell und angenehm. Ich mag die direkte und unverblümte Art, mit der Traven schreibt, seine Figuren sprechen lässt und wie seine Romane auch immer die Einfachheit der Arbeiterschicht ausstrahlen. Das ist schon sehr authentisch und er schreckt nicht vor groben Reden zurück. Ich mag das sehr gerne, wenn jemand direkt und ohne umschweife sagt, was Sache ist. Traven nimmt kein Blatt vor den Mund und übt ganz offen Kritik an den Kapitalismus, aber auch am Sozialismus und er beschreibt die Menschen genau so, wie sie sind. Darüber, dass es mit dem Gewissen nicht so weit her ist, wie grausam und herzlos Menschen häufig sind und wie sie sich gegenseitig in die Pfanne hauen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Die Art und Weise, wie seine Charaktere agieren ist sehr authentisch und genau darin liegt natürlich auch die Gesellschaftskritik, denn er untermauert mit diesem beispielhaften Handeln die ein oder andere These, die er immer wieder einstreut.

Der hat so viel und so wenig Gewissen wie wir alle, wenn er denkt, daß er die Ellbogen gebrauchen muß, um raufzukommen. Wo kein Ankläger zu erwarten ist, da schweigt es wie eine leere Schnapsflasche, die in einem verstaubten Winkel liegt. Das Gewissen wird nur lebendig, wenn es unterstützt wird. Dafür sind ja die Zuchthäuser, die Henker, die Höllenstrafen.“ (S. 278)

Die Geschichte fand ich an einigen Stellen sehr spannend, habe sie aber als nicht so rund empfunden, wie das bei anderen Abenteuerromanen der Fall ist. Es fehlt ein wenig die klare Linie und so gab es dann auch einige Passagen, die zwar unterhaltsam waren, die aber irgendwie unstimmig gewirkt haben. Traven führt den Leser nicht zu einer bestimmten Pointe oder hat einen ganz geradlinigen Geschichtenverlauf, sondern es wirkt dann doch immer wieder episodenhaft.

Wer hinter dem Autorennamen B. Traven steht, war lange umstritten. Mittlerweile geht man davon aus, dass es sich um Otto Feige handelte, der 1882 in Schwiebus, der preußischen Provinz Brandenburg, bzw. den heutigen Polen geboren wurde. Nach mehreren Stationen landete er in München und musste 1919 fliehen, nachdem er bei den Revolutionstagen 1918 in der Räterepublik dabei war und ihm eine Gerichtsverhandlung mit einer Erschießung als Urteil drohte. Es gelang ihm unter neuer Identität in Mexiko einzureisen, wo er dann auch sehr lange lebte. Sein Verlag war die Büchergilde, wo er seine zwölf Bücher, aber auch einige Erzählungen veröffentlichte. Zumeist spielen seine Romane in Mexiko und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und etwa 30 Millionen Mal verkauft.

B. Traven hatte zahlreiche Identitäten und erst in den 1970er Jahren konnte der britische BBC-Journalist Will Wyatt anhand von Polizeiakten diese aufdecken und seine Identität offenlegen. Trotzdem wurde weiter spekuliert und ausgehend von Wyatts Recherchen konnte Jan-Christoph Hausschild mit viel Arbeit den gesamten Lebensweg von B. Traven rekonstruieren und es gibt nur noch wenig Zweifel darüber, wer er war.

Nachdem die Büchergilde Travens Hausverlag war, ist natürlich auch klar, dass ich mir auch eine Ausgabe aus diesem Verlag geholt habe. Allerdings nicht die Erstausgabe, sondern eine etwas spätere, denn die war schön günstig zu bekommen. Und die Büchergilde-Bücher von damals hatten alle noch eine ordentliche Fadenbindung und sind so gefühlt für die Ewigkeit gemacht. Gerade bei Abenteuerromanen mag ich die alten Ausgaben immer sehr gerne.

Fazit: Der bekannteste Roman von B. Traven ist wieder sehr spannend und ganz in der Tradition der alten Abenteuerromane. Seine deutliche Sprache, die Kritik an Gesellschaft und dem Menschen und auch das gesamte Setting ist sehr lesenswert und unterhaltsam. Vom Verlauf der Geschichte wirkt der Roman immer wieder episodenhaft und ist nicht ganz so rund, wie ich das von anderen Abenteuerromanen gewohnt bin. Die Lektüre macht Spaß, es ist aber kein Roman, den man unbedingt gelesen haben muss. Wer Lust auf einen schönen Klassiker hat, der liegt mit dem Buch aber sicher nicht falsch und bekommt angenehm lesbare Kost.

3 Kommentare

  1. Ich habe dieses Buch geliebt, selten so was Spannendes gelesen (wenn auch schon vor langer Zeit). Es ist eben nicht bloß ein Abenteuerroman (auch wenn es Travens am wenigsten Kritisches ist). Was die Ausgaben bei Traven betrifft, muss man sehr aufpassen: Neuauflagen seiner Romane wurden von ihm immer wieder bearbeitet, stellenweise erweitert und gekürzt, allein schon, um seine Herkunft noch gewissenhafter zu verschleiern (denn in den Erstausgaben war er relativ „unvorsichtig“ und hat Bezüge zu Deutschland erkennen lassen). — Traven ist heute fast vergessen, sehr schade!

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