Magic: The Gathering • Ein hervorragendes Spiel neu vorgestellt

Heute gibt es einmal keine Rezension zu einem Buch, sondern ich möchte euch ein wunderbares Spiel vorstellen, das ich vor wenigen Monaten für mich neu entdeckt habe: Magic: The Gathering. Ein Spiel hier vorzustellen ist ein Novum auf lesestunden.de, aus meiner Sicht ist das aber eine ganz schöne Idee und auch ein sehr schön nerdiges Thema. Gebt mir also mit einem Kommentar oder Like unbedingt Feedback, wenn ihr mehr solche Themen wollt. Magic: The Gathering hier vorzustellen passt auch deshalb so gut zu diesen Blog, weil es ebenfalls etwas richtig Schönes ist und mit einigen Fotos möchte ich hier wieder die Lust auf ein Spiel wecken, das mit wunderschönem Artwork aufwartet. Was bei Büchern die Prachtausgaben sind, das sind bei Magic bei mir natürlich wieder ein paar wirklich schöne Extras.

Magic: The Gathering ist ein Sammelkartenspiel, das in einer Fantasy-Welt angesiedelt ist und mit einer komplexen Spielmechanik ausgestattet ist. Die Kombination aus sehr kunstvoll gestalteten Karten und einem Regelsystem mit sehr viel Tiefe, macht das Kartenspiel zu einem echten Vergnügen. Seit fast 30 Jahren gibt es Magic bereits, das 1993 veröffentlicht wurde. Es ist auch nach so langer Zeit noch sehr beliebt und angesagt und ich habe es als Teenager damals schon sehr gerne gespielt. Als die Schulzeit endete, habe ich es auch aus den Augen verloren und erst vor ein paar Monaten wieder entdeckt, als ich die Online-Variante MTG Arena ausprobiert habe. Diese hat mich allerdings nur dazu gebracht, wieder ein paar Päckchen für die analoge Papiervariante zu holen. In diesem längeren Beitrag will ich euch das Spiel vorstellen, Lust auf dieses schöne Kartenspiel wecken und ein wenig davon berichten, wie ich nach so langer Zeit das doch sehr große Ökosystem von Magic erkundet habe. Magic kann man auf sehr viele Arten spielen und ich möchte hier zeigen, wie ich das Spiel für mich wieder entdeckt habe, ganz ohne vollends in die Nerdwelt abzurutschen und ohne mich finanziell komplett zu verausgaben.

Was ist Magic: The Gathering

Bei Magic: The Gathering übernimmt jeder Spieler die Rolle eines Zauberers, der mit Hilfe von Zaubersprüchen aus seiner Bibliothek versucht, die Lebenspunkte des Gegners auf Null zu bringen. Die Bibliothek ist eine Auswahl an Karten, welche verschiedenste Typen enthält. Länder, aus denen das Mana, also die Zauberkraft geschöpft wird, um dann Kreaturen, Spontanzauber, Verzauberungen, Artefakte usw. zu wirken. Das hört sich erst einmal sehr gewöhnlich an, das Spiel hat aber ein paar Besonderheiten, die es so reizvoll und erfolgreich machen.

Zum ainen ist da natürlich die schöne Gestaltung der Karten, die immer mit einer sehr hochwertigen Illustration versehen sind, welche von namhaften Künstlern gezeichnet wurden. Jedes Jahr erscheinen mehrere Sets mit neuen Karten mit ganz verschiedenen Settings. Die Welt der Mythologie, die eisige Welt der Vikinger, eine Zauberschule im Stile von Harry Potter sind ein paar Beispiele und der Ideenreichtum der Macher des Spiels und insbesondere der begabten Künstler scheint unerschöpflich zu sein. Ich liebe schöne Fantasy-Illustrationen und diese wunderbaren und sehr hochwertigen Zeichnungen sind schon ein absolut herausragendes Alleinstellungsmerkmal von Magic: The Gathering.

Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass jede Karte die Regeln verändern kann. So wächst das Spiel kontinuierlich um neue Fähigkeiten, aber auch neue Karten, die das gesamte Spielgeschehen verändern und anpassen können. Die sogenannte Bibliothek, auch Deck genannt, welche aus mindestens 60 Karten besteht, stellt sich der Spieler aus dem riesigen Fundus an Magickarten selbst zusammen. Auf diese Weise entstehen unzählige verschiedene Deck-Varianten, die sich völlig unterschiedlich spielen und ganz unterschiedlich anfühlen. Je nachdem, welche Karten man also in seine Bibliothek aufnimmt, entsteht ein ganz unterschiedliches Spielerlebnis.

Das Spannende bei dieser Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten ist die Komplexität, die auf diese Weise entsteht. Magic: The Gathering ist nachweislich das komplexesten Spiel, das es gibt. Das Spektrum der Wissenschaft hat darüber einmal berichtet und eine Studie hat gezeigt, dass Magic: The Gathering sogar Turing-vollständig ist. Das Regelsystem ist also so mächtig, das man damit theoretisch auch komplexe Softwaresysteme entwickeln könnte, beispielsweise ein Android Betriebssystem. Okay, das ist nun ein überzogenes Beispiel, das ist in der Praxis natürlich irrelevant, aber ein Fakt der sich aus der theoretischen Informatik ergibt. Gleichzeitig ist man natürlich als Spieler nicht gezwungen das ganz große Fass aufzumachen und kann in den Genuss des Spiels kommen, ohne stundenlang irgendein Regelwerk zu studieren.

Die Lernkurve ist zu Beginn des Spiels schon erst einmal steil, aber insgesamt kann man es gut erlernen und die Basisregeln sind überschaubar. Für den Einstieg ist das kostenlose Computerspiel MTG Arena zu empfehlen, das sehr gut in die Regeln einführt. Für mich machen aber die schönen Karten viel aus und sie in echt in Händen zu halten und zusammen mit Familie und Freunden zu spielen ist um einiges genussvoller als so völlig anonym vor dem Rechner zu sitzen.

Wie spielt man Magic: The Gathering?

Nachdem es so viele Karten gibt, haben sich über die Jahre verschiedene Formate ergeben, die festlegen, aus welchen Karten das Deck bestehen kann. Das ist besonders dann bei Wettbewerben interessant, im privaten Kreis natürlich nicht, da spielt man ganz entspannt und legt in der Spielrunde fest, was erlaubt ist und was nicht. In jeder größeren Stadt gibt es Läden, in denen neben Fantasy- und Rollenspielartikeln auch Magic Karten angeboten werden und dort gibt es jeden Freitag das Friday Night Magic, bei dem sich Spieler regelmäßig treffen und zusammen spielen. Wer neu beginnt, der kann erstmal auf ein fertig gekauftes Deck zurückgreifen um zu testen.

Sobald man etwas mehr spielt, sind dann die Formate durchaus interessant, weil sie einen Rahmen festlegen. Beim Standard Format dürfen nur Karten aus den letzten sechs Sets verwendet werden, wobei es einmal im Jahr eine Rotation gibt, bei dem die ältesten Sets aus der Auswahl entfernt werden, während gleichzeitig neue Sets erscheinen. Für das Standard-Format gibt es dann auch immer wieder Turniere und Wettbewerbe. Beim Modern Format sind alle Karten ab der achten Edition erlaubt. Also schon sehr viel mehr. Mein absolutes Lieblingsformat ist das Commander-Format. Da muss das Deck aus einer Legendären Kreatur und exakt 99 weiteren Karten bestehen und jede Karte darf auch nur ein Mal im Deck vorkommen. Legacy und Vintage sind die teuersten Formate, da sind dann auch die ganz alten Karten zugelassen. Darüber hinaus gibt es das Draft Format. Die Spieler öffnen dabei Booster mit zufälligen Karten und müssen sich daraus ein Deck bauen. Eine Übersicht über alle Formate ist hier zu finden.

Jedes Jahr erscheinen mehrere Sets, die zumeist aus etwa 300 Karten bestehen. Aus diesen ganzen Sets kann man dann, je nach Format, sein Kartendeck zusammenstellen. Eine ordentliche Vielfalt. Im Netz gibt es zahlreiche Seiten, auf denen es Ideen für Decks gibt und auch sehr starke fertige Decks zu finden sind. Überhaupt hat das Internet Magic stark verändert, wenn ich es mit damals vergleiche. Wer auf Turnieren spielen möchte, der kommt nicht darum herum, zu studieren, was andere Spieler so an Decks haben und welche Kombinationen stark sind und welche nicht. Deckbau ist die große Kunst bei Magic.

Welche Magic-Produkte gibt es?

Magic Karten werden auf ganz unterschiedliche Weise angeboten. Für den Einstieg sind die fertigen Decks auf jeden Fall eine sehr gute Gelegenheit das Spiel anzutesten. Das MTG Arena Einsteigerpaket gibt es bei Amazon für 5,99 Euro und besteht aus zwei Decks mit denen man direkt losspielen kann. Zudem gibt es fertige Planeswalker Decks, die nicht sehr stark sind, aber mit denen man ebenfalls sehr gut direkt losspielen kann.

Meine absoluten Favoriten sind die vorkonstruierten Commander Decks, besonders die von Strixhaven oder Forgotten Realms. Die sind schon ganz gut von ihrer Spielstärke, haben ganz unterschiedliche Spielmechaniken und sind sehr gut aufeinander ausbalanciert. Mit den Decks gegeneinander zu spielen ist ein echtes Vergnügen und hinsichtlich Preis-/Leistung finde ich sie am fairsten von allen Magic-Produkten, die es so gibt.

Darüber hinaus gibt es auch Booster. Das sind sozusagen die Vorläufer der Loot-Boxen, wie man sie aus Computerspielen kennt. Man bekommt etwa 12 bis 15 Karten und weiß nicht, was in dem Päckchen ist. Das können also sehr begehrte und seltene Karten sein, oder uninteressante und häufige Karten. Jede Magic Karte hat eine Seltenheit, das reicht von gewöhnlich, ungewöhnlich, selten bis zu sagenhaft selten. Um so seltener, um so stärker ist eine Karte zumeist. Ich finde Booster weitgehend uninteressant, denn man müsste sich schon sehr viele kaufen, um dann aus den Karten ein starkes und gutes Deck zu bauen.

Es gibt aber auch die Möglichkeit Einzelkarten zu kaufen. Wer also sich gezielt ein Deck zusammenstellen möchte, der kann sich im Internet auch die Einzelkarten besorgen. Da reicht die Preisspanne von wenige Cent für häufige Karten, bis zu sehr hohen Preisen für sehr begehrte Karten. Das geht sogar soweit, dass es auch Investoren gibt, die Magickarten kaufen, längere Zeit halten und auf steigende Preise wetten, um die Karten (häufig dann ganze Booster Displays) mit Gewinn wieder zu verkaufen. Aber das ist schon echt abgedreht, kommt wohl aber doch immer wieder vor und scheint auch ganz lukrativ zu sein.

Wo ich Magic-Karten kaufe

Wie die meisten Dinge, habe ich mir meine Magic-Karten im Netz bestellt. Mit Ausnahme des Einsteigerpakets ist Amazon aber zu teuer, also dort kann man das vergessen. Es gibt zahlreiche kleinere Online-Shops, die aber auch oft echt teuer sind und ich frage mich immer, wer dort bestellt, wenn es die Karten woanders deutlich günstiger gibt. Man kann also gerne zu viel ausgeben, aber das geht ja immer.

Der absolute Platzhirsch und größte Marktplatz für Magickarten ist www.cardmarket.com. Cardmarket ist eine Plattform und bietet Verkäufern die Möglichkeit Magic als Neuware (also Booster, fertige Decks usw.) oder auch als Einzelkarten zu verkaufen. Bei Neuware lohnt es sich eigentlich immer erst einmal bei Cardmarket vorbei zu schauen. Und für Einzelkarten ist Cardmarket eigentlich konkurrenzlos. Durch den direkten Wettbewerb, der dort stattfindet, sind auf Cardmarket auch die Einzelkarten immer deutlich günstiger als in anderen Shops.

Ich finde Cardmarket sehr genial. Man merkt einfach, dass hier schon lange gefeilt wird. So hat man die Möglichkeit Want-Listen zu erstellen und sich so erst einmal eine Wunschliste zusammen zu stellen. Bei Einzelkarten gibt es das Problem, dass auch immer die Versandkosten anfallen. Wer also eine Karte für 2 Cent kauft, der muss natürlich auch das Porto einrechnen, das dann oft höher als die Karte ist (immerhin kann man die Karten gut im Brief verschicken). Bei Cardmarket gibt es dafür einen Einkaufshelfer (Shopping Wizard). Basierend auf einer Wunschliste, die man sich zuvor zusammengestellt hat, versucht er die günstigste Konstellation zusammenzustellen und die Karten so von den Verkäufern zu bündeln, dass der Preis so niedrig wie möglich ist. Ich vermute, dass das IT technisch betrachtet ein Optimierungsproblem ist, das exakt zu berechnen zu teuer ist, weshalb das Ergebnis des Einkaufhelfers oft dann doch daneben liegt. Ich musste immer wieder korrigieren und nochmal prüfen, aber als Basis nimmt einen da Cardmarket echt schon viel Arbeit ab.

Cardmarket ist als zentraler europäischer Marktplatz für Einzelkarten eine gute Quelle um den Wert eigener Karten zu ermitteln. Wer mehrere Karten (beispielsweise ein Deck) bewerten möchte, dem ist deckstats.net zu empfehlen. Dort kann man Decks oder auch die ganze Sammlung hinterlegen und bekommt den Gesamtpreis für alle Karten von Cardmarket angezeigt.

Ein zweiter Shop, den es gefühlt auch schon 100 Jahre gibt, ist Miracle Games. Besonders die Commander Decks und Booster gibt es da zu echt guten Konditionen und geliefert wird schnell und auch auf Rechnung. Aus meiner Sicht ist der Shop ein echter Geheimtipp, denn auf den ersten Blick wirkt er eher unauffällig und hat dann doch eine echt gut sortierte Auswahl mit guten Preisen.

Die schlechteste Option ist der Spielzeugladen ums Eck. Ich war mal im Müller in der Spielzeugabteilung und da zahlt man satte Aufschläge. Ein Strixhaven Collector Booster kostet da knapp 30 Euro, statt um die 18 Euro (inkl. Versand) auf Cardmarket. Aber dieser Effekt beim stationären Einzelhandel ist ja nicht neu.

Wer auf Masse statt Klasse setzt, der bekommt auf Ebay ganze Kisten von gewöhnlichen und ungewöhnlichen Magic-Karten und das für wenig Geld. Denn das ist sozusagen die Ausschussware, die natürlich Sammler und ambitionierte Spieler in großen Mengen aus den Boostern ziehen und nicht gebrauchen können. Allerdings lohnt sich das nicht, denn um ein Deck zu bauen, benötigt man eben eine gute Mischung aus allen Seltenheitsstufen. Natürlich sind gewöhnliche Karten ebenso für ein gutes Deck notwendig, aber eben nicht nur. Soweit ich gelesen habe, sind Sammlungen auf ebay ein Glückspiel. Ich vermute, da ziehen sich die Leute regelmäßig gegenseitig über den Tisch und verkaufen vermeintlich wertvolle Sammlungen mit vielen gewöhnlichen Karten. Für mich ist das keine Option.

Kritik an Magic: The Gathering

Ein Spiel mit der Komplexität, Tiefe und dem großen Umfang an Sets hat natürlich auch seine Nachteile, die ich nicht verschweigen will. Man muss wissen, dass Magic: The Gathering die große Cashcow für den Hasbro-Konzern ist. Damit wird viel Umsatz gemacht, entsprechend ist das Produktportfolio so aufgebaut, dass den Spielern so viel Geld wie möglich aus der Tasche gezogen wird.

Wie oben erwähnt, gibt es zahlreiche Formate. Je nach gewählten Format, entstehen hohe Kosten für die Einzelkarten, sofern man denn kompetitiv spielen möchte (z.B. auf Turnieren oder in ambitionierten Magic-Spielegruppen). Bei Standard-Decks kommt man auf etwa 300 Euro, bei Modern Decks schon so um die 800 Euro und wer die alten Legacy oder Vintage-Formate spielt, der kann auch mal 20.000 Euro für ein Deck ausgeben. Das Prinzip ist also Buy-to-Play, wer mitspielen will, der muss erstmal ordentlich löhnen oder tritt mit einem schlechteren Deck an und bekommt entsprechend oft eine auf den Deckel und verliert. Jemand der gut und spitzfindig ist, der kann wahrscheinlich auch mit günstigeren Karten ein gutes Deck auf die Beine stellen, aber das ist dann schon eine ziemliche Kunst und eher unwahrscheinlich.

Wer nun, wie ich, nicht auf Turnieren spielt und dem familiären Spieleabend den Vorzug gibt, für den sind faire Startbedingungen ganz entscheidend. Was man sozusagen bei Mensch-ärgere-dich-nicht geschenkt bekommt, das ist bei Magic: The Gathering schwer herzustellen. Man kann sich zwar am Wert der Karten, die in einem Deck sind, grob orientieren, sobald aber jeder selbst sein Deck zusammenstellt, ergibt sich schnell ein Ungleichgewicht, was dann natürlich zu Frust führt, denn dann ist ein Deck dem anderen überlegen und entsprechend oft verliert einer der Spieler. Aus meiner Sicht ist das schon der Fall, wenn beispielsweise zwei jugendliche in der Schulpause gegeneinander antreten und einer der Spieler ein wesentlich höheres Budget für Karten zur Verfügung hat, denn er wird über weitaus mehr seltene oder sagenhaft seltene Karten verfügen. Ich habe eine ganz schöne Lösung für das Problem gefunden und ich glaube, daran denken viele der ambitionierten Magic Spieler bei der Produktauswahl eher nicht.

Ein weiteres Problem ist der Glückspielcharakter, den die Booster haben. Das verführt natürlich zum Kauf, denn die Chance gute Karten zu ziehen, triggert das Unterbewusstsein. Da gibt es auch Studien dazu und selbst bei Tieren funktioniert das Prinzip ganz gut ein Suchtverhalten zu evozieren, wenn es nur eine Gewinnwahrscheinlichkeit gibt und keine absolute Sicherheit. Gerade bei Jugendlichen sehe ich das, ganz analog zu den Lootboxen in Computerspielen sehr kritisch.

Auch der Onlineableger MTG Arena konnte mich nur bedingt überzeugen. Er ist zwar sehr schön umgesetzt, allerdings so auf das Generieren von Einnahmen ausgerichtet, dass es absolut an der Schmerzgrenze dessen ist, was die Spieler gerade noch so mitmachen. Die Wahrscheinlichkeiten legt Wizard of the Coast offen und darauf basierend habe ich mir das einmal durchgerechnet. Für ein gutes Deck kommt man hier auch auf etwa 200-300 Euro, zumindest für die ersten beiden Decks, danach wird es günstiger, wenn man viele Karten in seiner Sammlung hat. Aber trotzdem, dafür, dass man die Karten nur virtuell besitzt ist das schon frech. Ich habe mir in der letzten Saison zwei gute Decks erspielt und für Standard 2022 habe ich auch ein ganz schönes Deck aufgebaut, aber eben nur aus den Belohnungen, die man für kostenloses Spielen so bekommt. Alles andere ist mir zu teuer und für zwischendurch ist es ganz nett, aber richtig Spaß macht es einfach mit den Karten, die man in der Hand hat und wenn man natürlich zusammen das Spieleabendvergnügen hat.

Wie ich Magic: The Gathering spiele

Bei Magic: The Gathering gibt es für mich, wie oben bereits geschrieben, zwei große Probleme. Einmal die hohen Kosten, wenn man kompetitive Decks spielen möchte und das Problem gleich starke Decks zu haben. Deshalb finde ich die vorkonstruierten Commander-Decks am besten. Für Strixhaven und für das Forgotten-Realms-Set gab es hier mehrere und die sind einfach super. Für etwa 30 Euro bekommt man hier ein Deck mit 100 Karten, die in Einzelkarten ungefähr so viel Wert sind, wie das gesamte Deck kostet. Die Decks sind sehr gut ausbalanciert und es macht einfach Spaß gegeneinander zu spielen, denn es geht immer hin und her und in jedem Zug schafft es jeder Spieler das Spielgeschehen wieder zum eigenen Vorteil zu wenden. Das macht einfach Spaß und bei uns gibt es jedes Mal viel zu lachen, wenn jemand sich schon als Sieger wähnt und dann werden vom Gegner alle Kreaturen zerstört, oder es wird eine super starke Kreatur ausgespielt, die das Blatt wieder komplett wendet. Spiele im Commander-Format dauern auch etwas länger und sind perfekt für eine Spielesession am Abend geeignet.

Darüber hinaus mag ich auch die Challenger Decks gerne. Wie die Commander-Decks verfolgen sie eine bestimmte Spielmechanik, sind von der Stärke her gut aufeinander abgestimmt und bilden ganz gut die Decktypen ab, die auch in der Magic-Szene so gespielt werden. Nur eben nicht mit der hohen Spielstärke, so dass man hier außerhalb der entspannten Spielesession Zuhause tendenziell eher verlieren würde. Im Netz findet man Anleitungen, wie man diese Decks ertüchtigen könnte, allerdings eben auch wieder mit entsprechend teuren Karten, so dass man hier wieder auf die etwa 300 Euro pro Standarddeck kommen würde.

Ich habe mir ein paar Decks nachgebaut, die ich in MTG Arena gespielt habe und die ich einfach sehr schön gelungen finde. Allerdings ist es hier wieder schwer, denn sie sind nicht mit den Challenger-Decks kompatibel, denn sie sind viel zu stark und gewinnen eigentlich immer. Das lohnt sich unterm Strich nicht und werde ich auch nicht mehr machen. Allerdings hat man natürlich immer den Vorteil, dass man die starken begehrten Karten über cardmarket.com auch wieder gut los wird.

Wie schon bei Bücher oder Platten zelebriere ich das mit Magic: The Gathering natürlich. Ich liebe das Piraten-Setting und habe mir ein eigenes Piraten-Commander-Deck gebaut. Beziehungsweise eher eine Box mit vielen Piraten-Karten aus denen ich mir mehrere Decks bauen kann. Dafür habe ich mir eine richtig schöne Leder-Deckbox geholt, mit eingravierten Piratenzeichen, was einfach ein Genuss ist, wenn man aus so einer edlen Lederbox seine Karten holt. Da kommt man natürlich gleich sehr in Fantasy-Spieleabend-Stimmung.

Darüber hinaus habe ich eine alte Weinkiste gefunden und als Magic-Karten-Spielekiste umgestaltet. Dazu habe ich den Aufdruck der Winzerei abgeschliffen. Zusammen mit meiner besseren Hälfte, die zufälligerweise einen Plotter hat, habe ich dann den Deckel der Box neu bedruckt. Natürlich mit einem passenden Piratenaufdruck und den Magic-Symbolen. In der Kiste hat die schmucke Piratendeckbox, zusätzliche Karten, aber auch Würfel, Token und Lebenspunktezähler Platz. Die Box fällt für mich in die Kategorie schöne Dinge, genauso wie meine schmucken Bücher und das hat einfach Stil und ist sehr stimmungsvoll.

Als ich mich vor ein paar Monaten das erste Mal wieder mit Magic: The Gathering beschäftigt habe, da war ich ganz überrascht, wie viel sich hier getan hat. Es gibt wirklich viele Webseiten und Onlinetools um Decks zu bauen oder zu entdecken. Und es gibt sogar Menschen, die in Magic-Karten ihr Geld investieren. Sie kaufen ganze Booster Displays und auch Einzelkarten, um diese dann später für mehr Geld zu verkaufen. Entsprechend gibt es Webseiten, auf denen der Benutzer sein Magic-Karten-Anlage-Portfolio verwalten kann, ganz ähnlich dem Aktien-Depot bei der Bank. Das fand ich schon sehr abgedreht, aber irgendwie auch wieder cool, denn scheinbar fahren hier einige ganz schöne Gewinne ein. Allerdings ist sowas natürlich mit viel Vorsicht zu genießen, denn der Hersteller behält sich natürlich vor, selbst von diesem Kuchen zu nehmen. So veröffentlich Wizard of the Coast regelmäßig sogenannte Secretlair Superdrops. Das sind Boxen mit wenigen aber wertvollen Einzelkarten, die sonst auf dem Sekundärmarkt für viel Geld gehandelt werden. Diese Karten werden also neu gedruckt und dann sinkt der Wert natürlich auch wieder. Insgesamt ist das also eher nichts für die Altersvorsorge.

Fazit

Magic: The Gathering ist auch nach fast 30 Jahren noch immer ein sehr gelungenes und spielenswertes Kartenspiel. Es ist ein Vergnügen am Abend ganz entspannt ein paar Runden zu spielen, die wunderschönen Karten mit dem aufwendigen und stimmungsvollen Artwork in die Hand zu nehmen und in die verschiedenen Settings abzutauchen. Für mich schwingt da auch immer ein Gefühl von Nostalgie und Kindheit mit. Auch wenn es angesichts der riesigen Menge an Karten, an Sets und Produkten erst einmal anders aussieht, kann man auch ohne den Bausparvertrag aufzulösen sein Spielvergnügen mit Magic haben, muss aber auch wissen wie und wo die Grenzen liegen. Wer Turniere spielt oder richtig starke Decks haben möchte, der muss natürlich tief in die Tasche greifen. Wer allerdings wie ich ganz entspannt Zuhause eine Runde mit seinen Lieben spielen möchte, der bekommt mit den vorkonstruierten Decks schon sehr viel Spielspaß. Ein Kartenspiel, dass ich euch sehr empfehlen kann. Für euch selbst, als Geschenk oder um den trägen Teenager hinter dem Monitor hervorzulocken, um einmal ganz oldschool eine Runde am Küchentisch zu zocken.

Wie ist es bei euch? Kennt ihr Magic: The Gathering? Spielt ihr es oder habt ihr es schon einmal gespielt? Oder nennt ihr ein anderes Spiel dieser Art euer Eigen? Oder fällt dieser Beitrag automatisch in die Kategorie Störrauschen und ihr greift nun gleich mal lieber zu einem schönen Klassiker?

2 Kommentare

  1. Ich habe das Spiel früher gespielt. Magic Runden machen wirklich Spaß. Was ich allerdings mit zunhemendem Alter kritisch sehe ist der Sammelkartenvertrieb und die Gruppenpsychologischen Effekte, die derartige Spiele auslösen. Als Jugendlicher habe ich das Karten und Bundle Erwerben noch als Teil des Deck buildings bzw. des Spaßes gesehen, aber vom Prinzip her ist es total mies, wie das angelegt ist. Klar – man kann sagen: „betrifft mich nicht“ und seinen Spaß haben. Man kann aber halt auch ein Mensch mit Prinzipien sein und sagen. Es sind Sammelkarten, ich rühre das nicht an. Es gibt tausende andere Tisch Spiele die Spaß machen.

    1. Liebe Joana,

      ich sehe das auch kritisch, wie hier die Hersteller ihre Spiele auf Gewinnoptimierung ausrichten. Bei Magic ist das schon auch echt extrem. Es wird auch klar, dass das Spiel sich primär an Erwachsene richtet. Welches Kind oder Jugendlicher kann sich das annähernd ein spielstarkes Deck leisten? Ich kann mir allerdings schwer vorstellen, dass es bei Jugendlichen zu sehr starken psychologischen Effekten kommt, weil einfach das Geld dafür nicht da ist. Welcher Jugendliche kann sich für 200 Euro Collector Booster Displays leisten? Oder Einzelkarten für 50 Euro? Die bekommen doch den Fuß schon gar nicht in die Tür. Kritischer ist es dann eher bei jungen Erwachsenen, die schon über ein Einkommen verfügen und dann damit nicht klar kommen. Als Erwachsener kann man das schon sehr gut kontrollieren und steuern, wie man das Spiel spielen möchte und was es einem Wert ist. Ich für meinen Teil hab da eine sehr gute Balance gefunden, so dass es ein Vergnügen ist. Den kapitalistischen Zirkus, den die Firma da so vorgeben möchte, den mache ich ganz sicher nicht mit. Insoweit kann ich gut verstehen, dass Du für Dich zu dem Entschluss gekommen bist, Magic nicht mehr zu spielen.

      Liebe Grüße
      Tobi

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