Vom alten und neuen Bücherjahr

Mein letzter Beitrag ist schon wieder einige Zeit her und dieser Tage glänze ich auf Lesestunden nicht gerade mit viel Aktivität. Mein Lesepensum ist aktuell überschaubar, es fehlt noch immer einfach die regelmäßige feste Lesezeit auf dem Weg zur Arbeit. Zudem haben mich die letzten Wochen nur wenig Bücher gelockt. Ich habe einige Sachbücher gelesen, wobei ich diese nicht rezensiere, wenn sie für mich sehr private Themen umfassen, zu denen ich philosophische und religiöse Ansichten beispielsweise zähle. Grundsätzlich bin ich aber aktuell nicht so richtig viel am Lesen und daher gibt es auch nicht so viel hier zu bloggen.

Die Adventszeit und Weihnachten waren natürlich gut gefüllt mir viel Familienzeit. Tatsächlich haben wir am Abend wieder den ein oder anderen Film angesehen. Allerdings waren das dann immer Weihnachtsfilmklassiker. Hin und wieder habe ich auch Magic gezockt bzw. verfolge ganz gerne die kleine und überschaubare Magic-Szene auf YouTube. Und natürlich gebe ich mich immer mal wieder Abends dem Genuss einer schönen Platte hin. Auf diese Weise vergehen die kurzen Abende oft sehr stimmungsvoll aber lesetechnisch sehr unproduktiv.

Aktuell lese ich von Das Chagrinleder von Honore de Balzac und das Buch ist wie von Balzac gewohnt einfach wieder ein Meisterwerk. Der genussvollen Lektüre werde ich mich die kommende Tage weiter hingeben. Damit habe ich zum Band 11 meiner Gesamtausgabe von Balzac gegriffen, es fehlt also nicht mehr viel und ich hab seine menschliche Komödie komplett gelesen. Damit bleibt er der unangefochtene große Meister, von dem ich am meisten gelesen habe und der hinsichtlich Stil, der Ausgestaltung der Geschichten und seiner poetischen Sprache einfach über alles erhaben ist.

Wenn ich meine Wunschliste so anschaue, dann fehlt da noch der neueste Mare Klassiker Im Saal von Alastalo von Kilpi. Das Buch lockt schon sehr und die Leseprobe offenbart eine richtig schöne Sprache. Gleichzeitig ist es mit über 1000 Seiten und einem Plot, der sich eher sperrig anhört, schon auch eine Herausforderung. Zumindest ist es ein Buch, das man nicht mal so eben nebenbei liest. Daher ist es noch auf meiner Wunschliste und wartet darauf, dass es mich packt, zu diesem Machtwerk zu greifen. In die gleiche Kategorie fällt Der gewendete Tag von Marcel Proust, das schon vor einiger Zeit im Manesse Verlag in einer sehr ansprechenden Ausgabe erschienen ist. Beide Bücher werde ich mir früher oder später holen, muss dazu aber wieder mehr im Leseflow sein.

Die Vorschauen für nächstes Jahr bieten nur wenig Bücher, die mein Interesse wecken konnten. Brüder des Windes von Tad Williams habe ich schon vorbestellt. Der Abschluss seiner neuen Reihe Der letzte König von Osten Ard verzögert sich und wird wohl noch umfangreicher als erwartet. Im englischen werden es vier Bücher und in der deutschen Übersetzung vom Klett-Cotta-Verlag werden sie jeweils nochmal auf zwei Bücher aufgeteilt. Den zweiten Band (bzw. im deutschen den dritten und vierten Band) habe ich ungelesen im Schrank stehen. Und ich werde die Bücher auch nicht lesen, bis nicht der letzte Band erschienen ist. Dann beginne ich mit der Tetralogie noch einmal komplett von vorne. Mit Unterbrechungen ist das einfach nichts, da komme ich immer raus aus der Geschichte und vergesse zu viele Details. Am Stück ist das einfach ein Vergnügen und dann verliert man sich mental einfach komplett in der Welt und Tad Williams ist einfach mein absoluter Favorit unter den Fantasy Autoren. Mit Shadowmarch aus seiner Feder habe ich das damals gemacht und es war einfach ein wunderbares Vergnügen. Na auf jeden Fall dauert es, bis es mit Der letzte König von Osten Ard weiter geht und um diese Wartezeit zu verkürzen, hat Tad Williams die kurze Geschichte Brüder des Windes aus dem Hut gezaubert. Ich erwarte mir ein stimmungsvolles und lesenswertes Zwischenspiel in der Welt von Osten Ard. Und dass er das kann, hat er schon vor Jahren mit Der brennende Mann sehr gut bewiesen.

Der Mare Verlag hat mit dem Buch Deephaven von Sarah Orne Jewett nächstes Frühjahr schon den nächsten Mare Klassiker am Start. Mir sagt die Autorin bisher gar nichts, aber sie hat beste Referenzen (Henry James, Mark Twain und Rudyard Kipling haben ihre Bücher bewundert) und eine amerikanische Autorin und der Fokus auf stimmungsvolle kleine Hafenstädte, das ist schon genau mein Ding. Das Buch werde ich ganz sicher lesen.

Die Klassiker, die beim Hanser Verlag im kommenden Frühjahr erscheinen, konnten mich nicht überzeugen. Von Joseph Conrad wird der Roman Lord Jim neu verlegt. Conrads Roman, der zuletzt beim Mare Verlag erschienen war, war zwar ganz gut, aber sein Schreibstil reicht in Summe nicht aus, um mich zu einem weiteren Buch von ihm greifen zu lassen. Die Schattenlinie vom Hanser Verlag hat mir nicht sonderlich gefallen und so passe ich auch bei dem Buch. Zudem erscheint ein weiteres Buch von Isaak Babel, aber auch da konnte mich sein Roman Mein Taubenschlag so gar nicht überzeugen. Auch der Manesse Verlag hat kommendes Frühjahr nichts Nennenswertes zu bieten. Mrs. Dalloway von Virginia Woolf ist dort in der Vorschau in der gefühlt hundertmillionensten Neuauflage zu finden. Ich hab das Buch vor ein paar Jahren gelesen und es war so dermaßen nicht mein Fall. Für mich ist er zu experimentell und das Stilmittel des Bewusstseinstroms läuft für mich in diesem Roman völlig ins Leere. Das ist wie Ulysses ein konstruiertes künstliches Buch das einfach nur aufgesetzt wirkt und für mich so rein gar nichts transportiert. Wenn ich am anderen Ende mit Balzacs Romanen sehe, was mit Literatur möglich ist, dann bin ich bei solcher Pseudoliteratur einfach raus. Allerdings habe ich vom Manesse Verlag ja noch Der gewendete Tag von Marcel Proust auf der Wunschliste. Wobei die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass auch das Buch bei mir floppt, nachdem Proust ja auch für einen ganz ähnlichen Stil bekannt ist. Allerdings hab ich von ihm noch nichts gelesen und nachdem Proust in der Literaturwelt ja so gefeiert wurde, will ich mal sehen, ob mir an der Stelle etwas entgeht. Und Der gewendete Tag ist glaube ich zum Antesten genau richtig.

Also in Summe kommt im Frühjahr nächsten Jahres nicht viel auf meine Wunschliste, was aber kein Problem ist, denn meine Queue ist noch voll und gute Literatur wird mir ganz gewiss nicht ausgehen. Hinzu kommt, dass ich noch das ein oder andere Spiel zocken möchte. Es geht also auf lesestunden.de wie gewohnt weiter, es wird aber bei einem gemäßigten Tempo bleiben. Schaut also ab und zu vorbei, denn die Bücher, die hier dann auftauchen, sind noch mehr handverlesen als ohnehin schon. In dem Sinne wünsche ich euch ein schönes neues Jahr mit vielen lesenswerten Büchern.

Wie sieht es bei euch aus? Auf welche Bücher freut ihr euch besonders? Welche Bücher sind ganz sicher auf der Liste und was waren eure Literatur-Highlights des Jahres 2021? Was für ein Buch sollte ich unbedingt lesen?

8 Kommentare

  1. Hallo Tobi,

    schade dass du nun schon einige Zeit nur wenig zum Lesen bzw. drüber Schreiben kommst. Aber ich kann’s nachvollziehen, denn auch bei selbst ist in den letzten Monaten immer weniger Zeit übrig. So ist das halt, es bringt ja auch nichts, wenn man sich dazu zwingt.

    Und auch was die Vorschauen angeht, stimme ich mit dir überein. Das Frühjahr ist ziemlich arm an Highlights. Wenig wirklich reizvolle Klassiker-Ausgaben und der nächste Moers bleibt immer noch in weiter Ferne 🙁
    Aber vielleicht ist das ja eine Chance, Bücher nicht nur zu kaufen, sondern auch mal ein paar der bisher ungelesenen anzugehen. Ist ja nicht so, als würden davon nicht genug rumliegen. Momentan habe ich sowieso in erster Linie Lust auf Fantasy und unter Trilogien mit 3×700 Seiten geht da eh nichts. Aktuell ist es die Seelenschiffe-Trilogie von Robin Hobb – gefällt mir nach dem halben ersten Teil sehr gut.

    1. Lieber Florian,

      mir geht es ähnlich, ich hab schon auch noch einen ganz gut gefüllten Stapel ungelesener Bücher und das stört nicht, wenn es mal bei den Neuerscheinungen eine Flaute gibt. Und Fantasy geht natürlich auch immer, besonders wenn man noch die ein oder andere ungelesene Trilogie im Schrank hat. Ich hätte auch noch ein paar Karl May Bücher, das ist auch immer angenehm seichte Unterhaltung die eigentlich immer geht.

      Liebe Grüße und ein schönes neues Jahr
      Tobi

  2. Hallo Tobi,

    ich habe tatsächlich noch kein einziges Buch von Balzac gelesen … da wäre wohl noch eine groooße Lücke zu füllen.
    Aber womit sollte man anfangen? Ich habe hier „Vater Goriot“ im Schrank. Damit? Oder wie sollte man die „Menschliche Komödie“ angehen?

    Viele Grüße
    Lucien

    1. Lieber Lucien,

      also ich beneide Dich, Du hast noch alle Bücher ungelesen vor dir, das ist doch perfekt. Da warten noch viele wunderbare Lesestunden auf Dich 😉 Also zum Einstieg ist „Vater Goriot“ perfekt, das Buch ist nicht so dick, man bekommt aber von allem, was Balzac zu bieten hat, eine Kostprobe. Das ist auch eines der richtig guten Bücher von ihm, also wenn Du noch unschlüssig bist, dann lies es unbedingt. Ich hab die bekannten Bücher von seiner menschlichen Komödie gelesen (Verlorene Illusionen, Glanz und Elend der Kurtisanen, Eugenie Grandet, Modeste Mignon usw.) die als einzelne Bücher auch bei Manesse und Hanser usw. erschienen sind. Und irgendwann war für mich klar, dass ich einfach jedes Buch von ihm lesen muss und ich hab mir eine Gesamtausgabe aus den 70ern gekauft. Die von Ernst Sander zusammengetragen ist und die ist richtig gut und sehr zu empfehlen. Gesamtausgaben gibt es aber nur antiquarisch zu kaufen. In der Gesamtausgabe sind alle Romane und Erzählungen so angeordnet, wie Balzac sie zuletzt sortiert hatte. Aber ich finde, es ist nicht zwingend nötig, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen. Mit den vielen Charakteren verliert man ohnehin auch den Überblick, auch bei denen, die in zahlreichen Romanen vorkommen.

      Viel Vergnügen beim Lesen und ein schönes neues Jahr
      Tobi

  3. Hi Tobi,
    als jemand der deutlich mehr „Profanliteratur“ liest, sind schon so einige Bücher auf meine Wunschliste 2022 gelandet. Ganz besonders freut es mich, dass der Knaur Verlag weiter Bücher von Diana Wynne Jones neu auflegt. Es ist schade, dass das Lebenswerk dieser Autorin für Jung und Alt, in Deutschland so unbekannt ist, daher freut es mich sehr, dass im Juli ein neuer Roman erscheinen wird.

    Bei den Klassikern freue ich mich auf die neue Reclam Taschenbuch Ausgabe von Gullivers Reisen. Das Buch steht schon länger auf meiner Leseliste und ich liebe die Reclam Taschenbücher. Zwei Klassiker davon durften direkt Weihnachten einziehen und unzählige weitere stehen noch auf der Wuli.

    Liebe Grüße, Sandra

  4. Nun ja, Klassiker lese ich zur Zeit auch eher selten. Über die Jahre bin ich einfach satt geworden. Zur Zeit lese ich die Romane von Almudena Grandes. In diesem Jahr habe ich mich ein bisschen auf den Spanischen Bürgerkrieg gestürzt und ihr „Der Feind meines Vaters“ hat mir gefallen, so dass ich mir auch ihre restlichen Werke zusammengekauft habe. Das mache ich seit ein paar Jahren ganz gerne so, wodurch ich natürlich auch Sachen lese, die ich mir so wohl nicht gekauft hätte. Nun ja, dafür habe ich nun ein Bild der Rolle der Frauen im Spanien der 70er, 80er und 90er Jahre. Dass Grandes Ende November gestorben ist hat mich tatsächlich ein wenig getroffen, da viele ihrer Romane auch autobiographische Inhalte haben.

    Ansonsten arbeite ich mich noch an Modiano und Fontane ab. Dazu habe ich vor kurzem Amelie Nothomb entdeckt, welche eher leicht schreibt und wohl für skurile Texte steht. „Töte mich“ hat mir richtig gut getan. Darüberhinaus werde ich 2022 eher die Gegenwartsliteratur meines Merkzettels abarbeiten.

  5. Schade, dass du im Moment weniger zum Lesen kommst. Ich hoffe, dass sich ganz bald eine kleine Routine einschleicht, sodass dir feste Lesezeiten weiterhelfen.

    Was das Literaturprogramm fürs Frühjahr anbelangt, kann ich dir nur zustimmen. In meiner Vorschau auf meinem Blog habe ich zwar einige Bücher versammelt, aber richtige Highlights oder Titel, auf die ich mich wirklich freue/ die auf meiner Wunschliste stehen, habe ich nicht wirklich dabei entdeckt. Ganz nett – aber kein Muss. Wie einige Kommentare vorher schon mal besprochen, habe ich sowieso auch noch einige Bücher ungelesen in meinem Regal, die ich endlich lesen will, weshalb ich nicht unbedingt traurig über die Armut des nächsten Programms bin. Es kann nicht immer etwas großartiges für einen dabei sein!

    Wirklich toll fand ich in 2021 von Lena Gorelik „Wer wir sind“, Hildegard E. Keller „Was wir scheinen“ und das Sachbuch „Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen“ von Judith Coffey und Vivien Laumann. Tief berührt hat mich auch „So wie du mich kennst“ von Anika Landsteiner (als Hörbuch). Vielleicht ist da ja etwas für dich dabei. 🙂

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