Reise um die Erde in 80 Tagen • Jules Verne

Es ist bereits März und ich kann sagen, dass es bisher kein Lesejahr war. Angesichts des aktuellen Weltgeschehens hat mich dann doch die Sehnsucht nach der schönen heilen Welt der alten Abenteuerromane gepackt und ich habe zu dieser schönen Neuauflage von Reise um die Erde in 80 Tagen von Jules Verne gegriffen. Natürlich war das Balsam für die Seele und jeder, der eine Auszeit von den aktuellen Geschehnissen braucht, dem empfehle ich es mir gleich zu tun und zu einem der schönen alten Klassiker zu greifen. Warum sich die Lektüre dieses Buches dafür lohnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Wer kennt ihn nicht, den Plot dieser Geschichte. Zumindest in seinen Grundzügen. Phileas Fogg, ein Engländer, schließt eine Wette ab, dass er die Erde in 80 Tagen umrunden kann. Zusammen mit seinem Diener Passepartout macht er sich auf eine Reise, die natürlich voll ist mit Abenteuern, wunderschönen Kulissen und einem aufregenden Wettkampf gegen die Zeit. Hintergrund ist das ausgehende 19. Jahrhundert, mit der vom britischen Reich kolonialisierten Welt. Und so verschlägt es den Leser nach Indien, nach Hong Kong, über Japan quer über den Pazifik. Die Abenteurer überqueren Meere und durchqueren die USA.

Für eine Weltreise fand ich dann 336 Seiten recht knapp, aber natürlich muss alles sehr schnell passieren und die Protagonisten sehen zwar schöne und exotische Orte, sind aber immer in Eile. Das gibt dem Roman ein sehr angenehmes Tempo und zusammen mit den Abenteuern, die sie unterwegs erleben und den Menschen, denen sie begegnen, entsteht so eine sehr unterhaltsame Geschichte, die keine langweiligen Abschnitte hat. Ich würde nicht sagen, dass die Story außergewöhnlich ist, denn dafür kennt man einfach schon zu viel Adaptionen und ist mit dem Plot dann doch grob vertraut. Aber auch mit dem punktuellen Vorwissen ist das Buch sehr solide, von seinem Spannungsverlauf sehr schön geschrieben und kommt eben einfach mit dem typischen Flair der alten Abenteuerromane. Ich liebe diese Bücher einfach und Jules Verne hat mich noch nie enttäuscht. Er ist schon einer der besten Autoren aller Zeiten, das muss man einfach sagen.

Grundlage für den Roman war die Weltreise des Amerikaners George Francis Train, der wohl mehrfach eine Weltreise unternommen hatte. Erst dank des eröffneten Suezkanals und der Eisenbahnlinie in der USA, welche die Ostküste mit der Westküste verband, war eine Weltreise in so kurzer Zeit möglich. George Francis Train war dann wohl stinkig, weil Jules Verne ihn in Phileas Fogg umbenannt hatte. Allerdings ist der englische Gentlemen Fogg natürlich schon eine sehr schöne und gelungene Figur. Eine weitere Inspiration für die Pointe am Ende (die ich natürlich nicht verrate) war scheinbar eine Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe.

Die Übersetzung von Manfred Kottmann ist etwas neuer und wirkte auf mich sehr aktuell und modern. Kapitän Hatteras beispielsweise hatte ich in einer Ausgabe aus dem 19. Jahrhundert gelesen und im Vergleich merkt man das natürlich schon sehr stark. Ein bisschen hat es mir gefehlt, dieses angestaubte Deutsch, mit der die Romane damals übersetzt wurden. Im Gegenzug liest sich die Geschichte aber sehr flüssig und geschmeidig. Bei Verne ist es aber wie mit Balzac: Egal wer diese Autoren übersetzt, man hört einfach diesen unverwechselbaren Stil, diese ganz eigene Stimme, die diese großen Meister der Weltliteratur haben und die einfach wunderbar ist. Das finde ich immer faszinierend und zeigt nun entweder, dass alle Übersetzer doch alle einen sehr guten Job gemacht haben, oder dass der Text von solcher Einzigartigkeit ist, dass man ihn einfach nur gut übersetzen kann.

Meine Ausgabe vom Fischer Sauerländer Verlag erschien 2016 und mir hat einfach dieses schön gestaltete Cover gut gefallen. Ich hab mir ja schon einmal überlegt mir die Hartlebens Gesamtausgabe antiquarisch zu holen, mich dann aber doch jedes Mal dagegen entschieden. Für mich ist ein jedes Buch etwas ganz Individuelles und ich mag es, wenn sich die vielen Bücher eines Autoren unterscheiden und völlig anders sind, genau so, wie eben jede Geschichte etwas ganz Besonderes ist. Nun habe ich schon einige sehr verschieden aussehende Romane von Jules Verne im Schrank stehen und bin ganz froh, nicht ein ganzes Regalbrett gleichartiger Bücher zu haben. Natürlich ist auch eine Hartlebens Ausgabe dabei, aber auch das wunderschöne Buch Die Jangada von Die Andere Bibliothek. Diese S. Fischer Ausgabe auf jeden Fall finde ich auch sehr schön, sie kommt aber ohne die Illustrationen, hat eine einfache Klebebindung, kein Lesebändchen und ist von seiner Ausstattung ein 15 Euro Buch, aber eben auch nicht mehr. Von der Preis-Leistung her ist es top, da kann man nichts sagen. Wer ein schöner gestaltetes Buch will, dem empfehle ich die Ausgabe vom Knesebeck Verlag, die von Ingpen illustriert wurde, aber nicht mehr so leicht zu bekommen ist. Wer aber einfach Lust auf diesen Klassiker hat, dem kann ich diese Ausgabe vom Fischer Sauerländer Verlag sehr empfehlen.

Fazit: Jules Verne ist ein richtig guter Autor und auch dieses Buch, das schon einige Generationen inspiriert hat, ist einfach ein hervorragender Abenteuerroman. Selbst wenn man die Geschichte schon grob von anderen Adaptionen kennt, ist es ein angenehmes Lesevergnügen und fesselt schnell mit seiner spannenden Geschichte. Von seiner Länge ist das Buch genau richtig und es kommt an keiner Stelle Langeweile auf. Es ist sehr stimmungsvoll geschrieben und bringt die Beschreibungen der einzelnen Orte dieser Welt so auf den Punkt, dass sich der Leser die verschiedenen Kulissen sehr gut vorstellen kann. Die Ausgabe vom Fischer Sauerländer Verlag sieht schön aus, kommt aber mit keinen bibliophilen Extras ums Eck, wobei die Preis-Leistung allerdings stimmt. Eine Leseempfehlung für jeden, der dieser Tage in eine angenehme und positive Welt abtauchen möchte, die mit einigen spannenden Abenteuern aufwartet.

Buchinformation: Reise um die Erde in 80 Tagen • Jules Verne • Fischer Sauerländer • 336 Seiten • ISBN 9783737354448

4 Kommentare

  1. Hallo Tobias,
    ich habe Deinen Blog vor kurzem entdeckt und gleich abonniert. Vielen Dank für diesen Lesetipp! Ich bin auch ein großer Fan der alten Klassiker. Und richtig, momentan braucht man schon seine kleinen Weltfluchten.
    Ich freue mich auf den nächsten Lesetipp!
    Viele Grüße
    Birgit

  2. Es ist toll, dass du dieses „alte“ Werk hier noch einmal vorstellst! Jules Verne schaute positiv in die Zukunft – wollte den Menschen zeigen, welche Möglichkeiten die Zukunft für die Menschen bereit hält! Vielleicht kommt manches in seinen Büchern etwas naiv für uns rüber, aber etwas von diesem „Spirit“ hätte ich gerne auch in unseren Zeiten wieder. Wir dürfen auch auf eine bessere Zukunft hoffen! Tolles Buch – und auch nach so langer Zeit eine tolle Idee!

  3. Hallo Tobias,
    die Ausgabe sieht wirklich traumhaft schön aus. Ich verstehe, dass du sie gerne im Regal haben und natürlich auch darin blättern wolltest. Ich habe 80 Tage um die Welt noch nicht gelesen. Aber natürlich ist mir der Klassiker ein Begriff. Dass diese Ausgabe mit rund 340 Seiten daherkommt, empfinde ich als sehr angenehm, da mich dickere Bücher doch oft abschrecken. Sicherlich bietet diese Seitenzahl nicht so viel Raum für ausschmückende Beschreibungen, die man sich bei einer Weltreise vielleicht dann doch erhofft. Ich freue mich, dass du die Seitenzahl bei diesem Werk dennoch nicht zu kritisieren weißt.
    Und ja … bei den aktuellen Geschehnissen sehnt man sich nach fantastischen Welten, nach einer kleinen Auszeit in einer anderen Welt. Ich glaube das Buch könnte was für mich sein. Vielen Dank für diese schöne Rezension.

    Liebe Grüße
    Tanja

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