Die Entwicklung des deutschen Buchmarkts und wieso er vor massiven Herausforderungen steht

Anfang Juli hat der Börsenverein die Wirtschaftszahlen zum Buchmarkt 2023 in Deutschland veröffentlich. Zudem habe ich zu dem Thema ein paar interessante Beiträge gelesen und mir unwillkürlich die Frage gestellt, wohin das alles wohl führt und was das für die Buchkultur in diesem Land bedeutet. Einige Zahlen sind sehr erschreckend, andere lassen hingegen hoffen. Ich will hier meine Gedanken und Beobachtungen zu dem Thema teilen und meine Eindrücke erläutern, die ich aus reiner Viellesersicht habe.

Die Präsentation des Börsenvereins zur Entwicklung des Buchmarktes im Jahr 2023 und 2024 liest sich sehr positiv. Ein Umsatzplus von 2,8% gegenüber dem Vorjahr und seit 2010 das beste Ergebnis. Besonderer Treiber des Wachstums ist die Sparte Belletristik, das mit einem Wachstum von 7,7% einen deutlich höheren Anteil an den Verkäufen aufweist, als noch im Vorjahr. Besonders bei den Lesenden bis 19 Jahre gibt es einen Zuwachs von 32%. Einen sehr großen Anteil an diesem Plus hat der Young- und New-Adult Bereich, hier boomt das Geschäft und man kann klar sagen, dass die Leserinnen den Markt stützen. Die Anzahl der Erstauflagen liegt bei 60.230 Büchern, was man auch als eine gesunde Entwicklung betrachten kann, denn in der Vergangenheit gab es auch mal mehr als 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr, was schon übertrieben viel ist. Die Verlage scheinen sich hier auf weniger zu konzentrieren und da das Marketing gezielter voran zu bringen. Also alles bestens, alles läuft super und bedenkt man das angespannte wirtschaftliche Umfeld mit der starken Inflation der letzten Jahre, dem Veröden der Innenstädte und der allgemeinen Kaufzurückhaltung der Bürger, die stetig an Kaufkraft verlieren, dann sind das doch ganz gute Zahlen.

Ist also wirklich alles in Butter? Aus meiner Sicht ein ganz klares Nein. Angesichts dieser Milliardenumsätze ist es definitiv falsch den Untergang des Abendlandes herauf zu beschwören. Dennoch gibt es auch viele Zahlen, die mich sehr erschreckt haben. Da ist einmal die Anzahl an Buchkäufer. Die ist innerhalb der letzten zehn Jahre von 36 Millionen auf nur noch 25 Millionen Buchkäufer gesunken. 11 Millionen Menschen, die vor zehn Jahren noch Bücher gekauft haben, hat der Buchmarkt verloren, die kaufen jetzt keine Bücher mehr. Ich finde das einfach heftig. Wie passt das mit den hohen Umsätzen zusammen? Na ganz klar, das sind die massiven Preissteigerungen der letzten Inflationsjahre, die sich hier nominell voll niederschlagen. Das heißt man hat fast ein Drittel der Kunden verloren und der Rest vom Schützenfest zahlt nun deutlich mehr. Ist das eine Erfolgsmeldung? Ist das positiv? Okay, der Büchermarkt ist sehr groß, aber der Trend ist dennoch erschütternd.

Die zweite erschreckende Zahl sind die gesunkenen Absätze, die im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 1,6% abgenommen haben und die es mit einem Minus von 1,9% auch im Jahresvergleich gab. Man kehrt das hohe Absatzplus bei Belletristik sehr stark heraus, aber wie sich der gesamte Buchverkauf nominell im Jahr 2023 verringert hat, ist leider nirgends zu finden. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, dann muss der Absatz beträchtlich gesunken sein, denn ein Drittel der damaligen Buchkäufer kaufen ja jetzt keine Bücher mehr. Leider findet man auch nicht heraus, wie die einzelnen Genres der Belletristik sich verändert haben. Die Redaktion von Literaturcafe hat versucht die Zahlen in Erfahrung zu bringen, hatte aber leider kein Erfolg. Aber folgende Information konnte von Media Control erfragt werden:

Auch dort nennt man nicht die konkrete Zahl, allerdings weist das Segment Young Adult von Januar bis Mai 2024 eine Steigerung von 25,5% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres auf. Im Bereich New Adult beträgt die Zunahme im genannten Vergleichszeitraum sage und schreibe 243,7%!

Literaturcafe.de

Young- und New Adult ist also die neue Cashcow der Buchwelt, sodass selbst genre-fremde Verlage, wie der GU Verlag, überlegen in die Sparte einzusteigen. Die Frage ist, ob es ein Trend ist, der nachhaltig ist. Woran liegt es, dass deutlich mehr Konsumenten zu leicht verdaulicher Literatur greifen? Denn ich würde mal konstatieren, dass es nicht nur jugendliche Leser sind, die sich diesem Genre hingeben. Ist es ein Abfall der intellektuellen Leistungsfähigkeit? Ist es eine Infantilisierung der Gesellschaft? Weil alle so schuften müssen, dass sie Abends nur noch auf das Sofa fallen und aufgrund völliger Erschöpfung nur noch seichte Inhalte konsumieren können, wenn überhaupt zu einem Buch gegriffen wird? Weil der Social Media Konsum die Aufmerksamkeitsspanne unter die eines Goldfisches gesenkt hat (eine zweifelhafte Studie, die soweit ich weiß, als widerlegt gilt)? Oder sind es tatsächlich alles jugendliche Leser, immerhin gibt es hier einen satten Wachstum? Da will ich mal nicht spekulieren, aber das lässt für mich viele Fragen offen.

Ein interessantes Ergebnis ist auch, dass wohl ein Drittel der jüngeren Leser über Social Media auf ihre Lektüre aufmerksam werden. In einem Beitrag auf Arte geht man sogar soweit, die TikTok Booktoker mit den großen Literatursalons des 19. Jahrhunderts zu vergleichen. Ich hab mich vor geraumer Zeit schon einmal genauer auf TikTok umgesehen und muss sagen, dass der Vergleich einfach nur lächerlich ist. Angesichts des Leserschwunds kann man aber um jedes Buch dankbar sein, das gelesen wird, egal was und auf welchem Weg die Lektüre entdeckt wird.

Auch Marius von Buch-Haltung hat vor einiger Zeit über das Veröden der Literaturdebatte geschrieben. Und ich muss ihm recht geben, hier spiegelt sich der Leserschwund, der sich eben nicht nur in den Wirtschaftszahlen so deutlich abzeichnet. Ob es die Literatursendungen in dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk sind, Rezensionsplätze in den Zeitungen oder die Literaturdiskussion im Netz, es ist wohl ein deutlicher Rückgang der Debatte über Literatur zu verzeichnen. Betrachte ich die Anzahl der Buchblogs in der Topliste auf Lesestunden, dann gab es im Jahr 2020 in der Spitze fast 1400 Blogs. Im Jahr 2022 waren es zumindest noch knapp 1000 Blogs. Jetzt, im Jahr 2024, sind wir bei knapp 750 Buchblogs. Seit ihrem Höhepunkt hat sich also die Anzahl deutschsprachiger Buchblogs halbiert.

Und machen wir uns nichts vor: Auf eine Besserung ist hier nicht zu hoffen. Wirtschaftlich kommt es immer wieder zu Erschütterungen, die diese Entwicklung widerspiegeln. Man denkt nur an Schlagzeilen wie die Insolvenz von Weltbild oder die Insolvenz des Buchgroßhändlers KNV (der soweit ich mitbekommen habe nochmal knapp gerettet wurde). Der Markt verändert sich, das ist normal, eine Konsolidierung ist meistens auch gut und richtig, aber in welche Richtung? Ich bin überzeugt, dass der Buchmarkt in den nächsten Jahren deutlich an Qualität einbüßen wird. Deutschland befindet sich in einem nachhaltig inflationären Umfeld, in der durch den derzeit laufenden massiven Rückbau der Wirtschaft auch in den nächsten Jahren nachhaltig Kaufkraft und Wohlstand vernichtet wird. Jetzt ist schon zu beobachten, wie die Konsumenten an allen Ecken und Enden sparen. Klar, wenn das Geld für Nebenkosten und Nahrungsmittel drauf geht, dann wägt man sehr genau jede Ausgabe ab. Die Produktionskosten für Bücher sind schon deutlich gestiegen und werden sich bestenfalls auf sehr hohen Niveau stabilisieren. Da kann man das Umsatzplus bejubeln, nach Jahren mit astronomischen Inflationsraten von 10%, hat man unter dem Strich ein sattes Minus bei den Verlagen, da muss man kein Branchenkenner sein, um das herauszulesen. Seit 2019 ist der Buchpreis um 10,9% gestiegen, für Kinder- und Jugendbücher sogar um 14,2%. Um 4,9% haben sich Bücher im Jahr 2023 verteuert. Nach einer ganz einfachen Rechnung müsste der Umsatz schon jenseits der 10,7 Milliarden Euro liegen, um überhaupt einen minimalen Wachstum zu haben. Tatsächlich schrumpft der Markt also seit Jahren. Laut einer von der Bundesregierung beauftragten Studie erwirtschaften die 40 größten der 2000 Verlage rund 80% des Umsatzes. 31% der Kosten umfassen die Druckkosten, 18% sind Personalkosten, beides Posten die massiv von den Auswirkungen der hohen Inflation betroffen sind. Alleine die gestiegenen Produktionskosten werden das Geschäft zahlreicher kleiner Verlage unrentabel machen. Keine gute Perspektive für literarische Vielfalt, bei gleichzeitig schrumpfender Leserschaft.

Die wirtschaftliche Perspektive ist eine Seite, die andere ist eine Kulturelle. Erschreckend fand ich in dem Zusammenhang das Ergebnis in dem Wirtschaftsbericht des Börsenvereins, wie Kinder und Jugendliche zum Lesen gekommen sind. Deutlich weniger Jugendliche zwischen 10 bis 15 Jahren geben mittlerweile an, dass sie durch das Vorlesen der Eltern an Bücher herangeführt wurden. 13,6% weniger als die 20 bis 29 jährigen Leser noch angeben. Deutlich gestiegen ist hingegen das Heranführen der jungen Leser über die Schule. Daraus lese ich, dass das gemeinsame Lesen in der Familie und mit den Eltern deutlich abnimmt. Eltern scheinen also den Konsum von Büchern nicht mehr im gleichen Umfang vorzuleben, wie noch vor zehn Jahren. Die Schule muss es kompensieren, eine Institution, die in Deutschland alleine durch den Fachkräftemangel massiv an Leistungsfähigkeit bereits einbüßt hat und noch deutlich mehr einbüßen wird. Noch extremer ist es an Schulen mit einem hohen Migrationsanteil, wo mangelnde Sprachkenntnisse das gemeinsame Lesen noch weiter erschweren oder gar der familiäre Hintergrund den Weg zur Literatur sehr unwahrscheinlich macht. Und dieser Anteil wächst seit Jahren kontinuierlich. Zudem scheinen sich gerade die 20-49 jährigen vom Lesen abzuwenden, während Leser über fünfzig dem Lesen treu bleiben. Die demografische Entwicklung schleicht also auch das Lesen aus?

Ich weiß, man wird mich nun kritisieren, weil ich eher negativ über den übermäßigen Konsum von Young- und New-Adult Büchern schreibe. Oder spekuliere, dass die intellektuelle Leistungsfähigkeit nachlässt. Die Indizien verdichten sich aber, dass der gestiegene Medienkonsum, die intensive Social Media Nutzung und der hohe Internetkonsum seine Spuren hinterlässt. Ein deutscher Kleinverlag möchte beispielsweise Klassiker mit Hilfe einer künstlichen Intelligenz vereinfachen und neu veröffentlichen. In der c’t Ausgabe dieses Monats ist ein Artikel zu finden, in dem über eine Studie berichtet wird, welche die Komplexität von Popsongs untersucht hat und nachgewiesen hat, dass diese seit 1950 immer simpler werden.

„Mit simplen Melodien und Rhythmen versuchen die Songschreiber dann zu vermeiden, ihre Hörer zu überfordern. Andererseits könnte es auch sein, dass sich die Musik an einen allgemeinen Trend des digitalen Zeitalters anpasst. Um Informationen mit begrenzter Zeichenzahl zu teilen, müsse Sprache zunehmend verkürzt werden. Das reduziere die Komplexität und könne dazu führen, dass Hörer komplexe Inhalte nicht mehr verarbeiten können.“.

c’t Ausgabe 17/2024

Daran, dass sich in den letzten zehn Jahren Streamingdienste etabliert und ein breites Publikum gewonnen haben, darüber will ich an der Stelle gar nicht schreiben. Dass dies deutlich Konsumzeit schluckt, ist kein Geheimnis mehr und kann jeder bestätigen, der schon am Abend vor Netflix gelegen und sich eine Folge nach der anderen reingezogen hat. Diese Informationen und Meldungen kann man nun interpretieren wie man möchte. Aber all das spricht nicht dafür, dass es im Büchermarkt einen Boom oder zumindest einen leichten Wachstum geben wird. Ich mag mich irren, ich hoffe ich irre mich, weil ich eigentlich mit meinen Prognosen ständig falsch liege, aber die Wahrscheinlichkeit spricht diesmal nicht dafür. Gäbe es einen ETF für den deutschen Buchmarkt, ich würde sicher nicht darin investieren.

Zumindest was Neuerscheinungen von Klassiker angeht, habe ich nicht das Gefühl, dass es weniger werden. Es bleibt auf sehr niedrigen Niveau unverändert. Dank dem Nikol Verlag, der sehr viele Klassiker in schicker Aufmachung neu herausgibt. Aber auch der Hanser und Mare Verlag veröffentlichen immer wieder sehr hochwertige und sogar neu übersetzte Klassiker. Das sind noch immer kleine Inseln, an denen ich an vielen Abenden Zuflucht finde und ich hoffe, sie werden nicht damit aufhören, diese Bücher zu veröffentlichen.

Der Büchermarkt wird nicht untergehen, das ist klar, das wird auch in Zukunft ein stabiler Milliardenmarkt bleiben. Ich sehe es aber ähnlich, wie den Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und dem Wohlstand eines Landes (bzw. auch der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit). Wenn weniger gelesen wird, dann kostet das der Gesellschaft etwas. Und der Preis ist hoch, nicht nur in Euro ausgedrückt, sondern auch auf einer kulturellen Ebene. Einen Grund zum Jubeln gibt es angesichts dieser Zahlen ganz sicher nicht. Wie in allen anderen Lebensbereichen, wird man in diesem Land auch hier politisch und gesellschaftlich scheitern. Und niemand kann sagen, dass die Warnsignale nicht deutlich zu sehen waren, auch nicht im Gewand einer „positiven Gesamtbilanz“ eines Wirtschaftsverbandes, der vermutlich von viel schlechteren Zahlen ausgegangen ist. Anders kann ich mir den Optimismus nicht erklären. Die ganze Branche muss sich fragen, wie sie in Zukunft ihr Geld verdienen und wie sie weiter Wachstum generieren möchte. Oder sie nimmt billigend in Kauf, dass der Buchmarkt schrumpft, was er seit Jahren bereits macht. Eine Art zu wirtschaften, die hierzulande nicht unüblich ist und mich auch in diesem Sektor nicht überraschen würde.

Wie seht ihr es? Geht der Buchmarkt komplett den Bach runter? Oder ist alles super? Seht ihr eine Trendwende? Gibt es etwas, dass Bücher wieder komplett pushen wird? Oder übertreibe ich und es ist doch alles gar nicht so schlimm? Oder hab ich was falsch verstanden? War früher alles besser? Schreibt mir gerne eure Meinung. Und bashed auch gerne gegen das, was ich hier geschrieben habe. Ein kleiner Rant hat noch jede Diskussion belebt 😉

14 Kommentare

  1. Der Schriftsteller Martin Suter sagte mir im Interview für das Magazin „Lesen“ (herausgegeben von Orell Füssli Thalia Schweiz), dass die jungen Menschen heute auch lesen, einfach anders. Er verwies auf das elektronische Lesen auf Handys und Tablets. Nun, wagt man auf die vielen Handys in der Straßenbahn oder im Zug einen Blick, dann wird klar, dass nicht gelesen wird, sondern gestreamt. Reels und Filmchen.
    Ja, nicht nur der Buchhandel gerät immer mehr unter Druck, auch die Lesekompetenz. Längere Texte werden für immer mehr Menschen zum Problem, wenn sie verstehen möchten, um was es darin geht.
    Der Handel des Buches wird zu einem Nischenmarkt, etwa so wie Briefmarkensammler oder Vinylplattenliebende. Das kann jetzt bejammert werden und auf die Alarmglocke drücken. Nützen wird es nichts. Der Lauf der Welt ist zu schnell, die Zeichen der Zeit zu deutlich.
    Buchhandlungen generieren immer mehr Umsatz durch Produkte wie Kunst- und Trauerkarten, Spiele, Büromaterial, Geschenkartikel, Raumduftsprüher, Teddybärs und Handtücher mit lustigen Sprüchen. Das ist aber auch gut so, denn so können sie damit unsere geliebten Bücher querfinanzieren.
    Genießen wir noch immer die immense Auswahl an Büchern, so lange es sie gibt. Nutzen wir Literaturfestivals, Lesungen und Buchmessen. Kaufen wir ein Buch nach einer Veranstaltung im Literaturhaus, in der Bücherei oder eben in der Buchhandlung, von denen erfreulicherweise noch viele sich als Kulturveranstalter betätigen.
    Wir können sie nicht stoppen, die Wucht des Zeitlaufes aber erzählen wir in unserem Umfeld vom Wert des gedruckten Buches. Vielleicht bewirkt es ja bei jener oder anderen Person etwas und wir freuen uns darüber.
    Davon kann ich übrigens auch als Vogelbeobachter berichten, wenn ich meinem Publikum auf Vogelspaziergängen auf ein Zwitschern hinweisen kann mit dem Wissen, dass es in zwei Jahren verstummt ist.

    1. Lieber Urs,

      ich wollte mit dem Beitrag nicht jammern, vielmehr ging es mir darum, diesen seltsamen Optimismus des Börsenvereins und die Tragik der Zahlen darzustellen. Scheinbar ist da die Wahrnehmung im Literaturbetrieb eine ganz andere. Zumindest wirkt das so auf mich. Wenn ich jetzt in dem Geschäft arbeiten würde, dann wär ich jetzt nicht so super entspannt, wie das viele wohl sind.

      Da geb ich Dir recht, mir selbst kann es auch egal sein. Es gibt genug Lesestoff, der reicht für mehr als ein Leben. Und alleine mein Bücherregal ist prall gefüllt, da ist alles in Ordnung. Auch meine Familie ist hier super versorgt und die Liebe zum Buch habe ich hier schon ganz gut geweckt. Am Ende bin ich natürlich grundsätzlich in einer Nische unterwegs, mit meinen schönen bibliophilen Klassikerausgaben.

      Vielen Dank für Deine Gedanken und natürlich hast Du auch recht mit dem Lauf der Zeit. Der lässt sich nicht aufhalten und das ist auch gut so. Was auch immer dabei heraus kommt, es gibt schon auch Entwicklungen, die mich sehr begeistern. Und ich bin auch davon überzeugt, dass es immer genug Menschen geben wird, die Bücher lieben.

      Liebe Grüße
      Tobi

    2. Ich entdecke diesen Text hier erst jetzt und wollte mich länger darüber äußern. Zum Glück habe ich die Kommentare vorher gelesen. Ihr Kommentar sagt alles, was ich auch geschrieben hätte. Da gibt es nichts hinzuzufügen.

  2. Danke für diesen spannenden Beitrag. Ja, der Mensch ist ein ökonomisches Wesen und wenn er die Geschichte in Bild und Ton vor Augen geführt bekommen kann, warum soll er sich die Szene selber vorstellen? Allerdings ist es mit dem Hirn wie mit einem Muskel: Wenn man es zu wenig trainiert, wird es schwächer.

    1. Lieber Lois,

      so ist es, der Weg des geringsten Widerstandes ist automatisch immer der Verlockendste. Wobei ich mal gelesen habe, dass hinsichtlich der narrativen Struktur das auch eine ziemliche Leistung für das Gehirn ist, Filme zu verstehen und mit all den Szenenwechsel usw. klar zu kommen. Naja, die richtige Mischung ist es. Ich kann das schon verstehen, Zocken, Serien schauen, Kino, das gehört schon auch alles dazu. Wenn es die richtige Balance hat und man eben auch zu einem guten Buch greift. Und besonders, wenn man bewusst konsumiert und nicht vor der Konsole daddelt, sich irgendeinen seichten Bullshit im TV reinzieht usw. Wenn ich mich auf Social Media so umschaue, scheint aber gerade das nicht der Fall zu sein. Und die Zahlen zum Buchmarkt belegen es ja auch.

      Vielen Dank für Deinen Kommentar
      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Klasse Beitrag lieber Tobi!
    Der rasante Absturz der Anzahl der Buchblogger fällt ja schon seit Monaten auf. Ich würde sagen, abgewandert zu Booktok, Insta und Co.
    Das geht her mit einer Massenverblödung, Textschnipsel statt fundierter Information. Statt aktiver Informationsaufnahme ist berieseln angesagt, egal ob lineares Fernsehen, Netflix oder YouTube.
    Ein Aspekt fehlt mir: Der Second hand Buchmarkt. Ich bekomme ca. die Hälfte meiner Lektüre gebraucht, von Booklooker, ZVAB und ABE books. Nicht nur, aber auch, weil es dort viel günstiger ist.
    Hast Du Daten, wie die Zahlen dort, also im Gebrauchtmarkt, aussehen, bzw. sich entwickeln?

    1. Lieber Michael,

      vielen Dank! Auf TikTok und Insta sind bestimmt viele abgewandert. Aber die Qualität der Buchbesprechungen ist dadurch nicht gestiegen. Das sind dann eher Eindrücke, primär Bilder, garniert mit Fragmenten aus dem eigenen Leben. Wie Du schreibst, Textschnipsel, kleine Momentaufnahmen, keine fundierte Auseinandersetzung mit dem Gelesenen.

      Ja, das wäre interessant, was auf dem Second Hand Buchmarkt so passiert. Ich bin da auch immer wieder unterwegs und da kann man schon echt Geld sparen. Es gibt eine Studie von Momox dazu: https://www.momox.de/studien/second-hand-report-2023/
      Da bin ich mir sicher, dass sehr viele auch auf gebrauchte Bücher umgestiegen sind und dass sich das auch auf den Buchmarkt auswirkt. Oder in die Bücherei, mit Angeboten wie Onleihe. Da kann man schon viel Geld sparen. Das sind natürlich Dinge, auf die viele auszuweichen gezwungen sind, wenn die Kaufkraft so heftig schwindet, wie in den letzten Jahren. Grundsätzlich wäre es positiv, wenn nicht alle der verlorenen Buchkäufer dem Lesen komplett den Rücken zugewendet haben. Dem Markt schadet es aber trotzdem, denn die Einnahmen fehlen den Verlagen letztendlich.

      Liebe Grüße
      Tobi

  4. Lieber Tobi,
    zum Young- und New-Adult Bereich:
    Meine jetzt 16jährige Enkelin fing vor 2 Jahren an, große Mengen von Büchern aus diesem Bereich zu lesen. Der Anreiz dazu kam von Insta und Tiktok. Sie war selbst auf Insta sehr aktiv, hat dort über ihre Leseeindrücke berichtet. Inzwischen ist das Lesen von Büchern auf nahezu Null gesunken. Mein Eindruck ist, dass es sich bei dem Interesse für dieses Genre um eine zeitlich sehr beschränkte Erscheinung handelt, den Buchmarkt auf längere Sicht nichts nützt.

    1. Lieber Philipp,

      vermutlich ist das auch eine Frage der Lebensphase. Gerade in dieser Zeit des Erwachsenwerdens ist es ein Hin und Her, da sind halt auch schnell andere Sachen deutlich interessanter und binden die Zeit. Schlimm finde ich es, wenn vor den Medien abgehangen wird und der Konsum so gar keine Qualität hat. Zumindest weiß Deine Enkelin, wie schön es ist, in Büchern zu versinken und es gibt die Hoffnung, dass sie sich früher oder später daran erinnert.

      Ich denke auch, dass dieser Hype verpuffen wird. Ähnlich wie die Vampirbücher. Aber wer weiß, wenn das von einem neuen Trend abgelöst wird, dann wäre es ja okay. Aus genannten Gründen glaube ich aber auch nicht daran.

      Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Kommentar
      Tobi

  5. Lieber Tobi,
    die Bücher, die ich lese, liegen nie in meinen örtlichen Buchhandlungen, z.B. Bücher des Metropol Verlags oder von Wallstein. Infos beschaffe ich mir selbst. Kompetente Beratung habe ich früher erlebt, heute nach meinen Erfahrungen eher negativ. „Buch heute bestellt, morgen geliefert“, trifft für meine Buchauswahl nicht zu. Neuerscheinungen sind nicht im Laden, Lieferung 1-2 Wochen oder im Großhandel nicht vorrätig. Ich bestelle daher beim Verlag oder bei Amazon. Ältere Bücher stets im Gebrauchtbuchmarkt bei Medimops, Booklooker, ZVAB, Ebay. Der Großteil muss sowieso gebraucht gekauft werden, denn es ist ja auch eine Geldfrage.
    Es tut mir leid um den Buchhandel, frage mich aber auch, was vielleicht in der Ausbildung unzureichend ist. So wenig Wissen von Autoren und seinen Werken!
    Ich gebe Dir also recht und bewundere Deinen Mut für diesen Beitrag.

    1. Lieber Gerhard,

      ich muss sagen, die Versorgung mit Bücher funktioniert schon ziemlich gut. Ich bestelle nur noch online. Die Beratung in Läden habe ich nie in Anspruch genommen. Da werden aber eben die Bücher verkauft, die auch im Laden ausliegen. Das ist ja auch ganz klar, aber für mich als extremen Vielleser ist da einfach schlicht nichts dabei. Aber online bestellen funktioniert in der Regel schon sehr gut und zwei Tage später habe ich die Bücher hier. Alles was nicht lieferbar ist bekommt man über Booklooker und Abebooks (gleicher Bestand wie ZVAB) schon sehr gut. Da gebe ich Dir recht, da kann man bei älteren Büchern echt viel sparen. Ich blättere manchmal auch Verlagsvorschauen von vor einigen Jahren durch. Dann bekommt man die Bücher oft für echt wenig gebraucht.

      Was mich so überrascht hat, das ist dieser seltsame Optimismus beim Börsenverein. Ich weiß nicht, woher der kommt. Wenn ich Unternehmer in der Branche wäre, ich hätte schon Panik im mittleren Bereich. Die 40 Verlage mit den 80% Umsatz vielleicht nicht, aber der Rest muss doch jetzt schon schwimmen. Haben die beim Börsenverein keinen Einfluss? Aber wer weiß, ich sehe das Business nur von außen, es kann ja sein, dass alles super läuft.

      Vielen lieben Dank für Deinen interessanten Kommentar!
      Tobi

  6. Hallo Tobi,

    ich bin auf deinen Beitrag über Aleshanees Blog aufmerksam geworden und ich muss sagen, dass ich ein wenig „Angst“ hatte deine Recherchen zu lesen, da ich schon vorab genau das erwartet habe, was du hier auch bestätigst.

    Insbesondere die Zahlen und auch die Entwicklung bzgl. des Leseverhaltens habe ich mit großem Interesse gelesen. Bedauerlicherweise sehe ich der Zukunft eher sehr kritisch entgegen. Denn, wie du schon schreibst: Der Kauf von Büchern wird früher oder später hinter „wichtigeren“ Anschaffungen zurückbleiben. Auch, dass der Trend dahin geht, dass nicht nur weniger Menschen lesen, sondern dass auch eher seichte Lektüre bevorzugt wird, finde ich … bedenklich.

    Dass es immer weniger Buchblogs gibt, habe ich beobachtet. Ich finde diesen Werdegang … traurig. Buchblogs stehen für mich für Beiträge, die eben auch mal in etwas ausführlicher Form daherkommen und folglich auch mehr Inhalt und Informationen vermitteln. Auf Socialmedia wird alles viel schnelllebiger präsentiert.

    Ich würde wirklich gerne hoffnungsvoller in die Zukunft blicken. Aber leider sehe ich da vieles in einem sehr düsteren Licht.

    Liebe Grüße
    Tanja

  7. Ich kann deinen Ausführungen eigentlich nur zustimmen. Auch wenn mich das als Autor, der seit kurzem in einem großen Publikumsverlag unter Vertrag ist (Aufbau), besonders schmerzt. Wir erleben derzeit eine Konsolidierung des Marktes, wie es in meiner früheren Branche gerne genannt wurde. Tatsächlich sorgt der Boom bei NA dafür, dass dies der Aufmerksamkeit entzogen wird. In dem Punkt täuschen die nackten Zahlen, die das Börsenblatt vevröffentlicht hat, über die Marktrealität hinweg. Andererseits … wie oft ist das analoge Lesen und die Bücherkultur schon medial zu Grabe getragen worden? Ich möchte mir trotz des inherenten, durch Social Media und Streamingdienste getriggerten Aufmerksamkeitsschwundes nicht die Hoffnung nehmen lassen, dass gute, intelligente, spannende und gern auch komplexe Literatur auch in Zukuunft gelesen werden wird. Auch wenn ich als Thriller-Autor, der gerade erst mit EISRAUSCH erfolgreich debütiert hat, von literarischen Weihen noch ein, zwei Schritte entfernt bin.

    LG aus dem Taunus
    Roland aka @rm.eisrausch

  8. Vielleicht ist die ganze Sache auch anders, immerhin gibt es viele Selfpublishing-Bücher. Und die werden ja gelesen. Also auch. Die Zahlen des Börsenvereins bilden dieses Stück vom Buchmarkt nicht ab.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert