Alles für ein bisschen Ruhm • Alfred Hayes

Fast hätte ich dieses neu übersetzte Buch von Alfred Hayes übersehen. Ich stöbere ja immer wieder auf der Webseite des Hanser Verlags, insbesondere dort bei den Klassikern. Seltsamerweise ist Alles für ein bisschen Ruhm dort nicht gelistet. Am Ende entgeht mir aber dann doch nichts und nachdem ich von In Love, das letztes Jahr erschienen ist, schon sehr begeistert war, habe ich mich um so mehr über diese Neuerscheinung gefreut. Die 50er Jahre, New York bzw. Hollywood, eine Liebesgeschichte und eine schmucke Ausgabe. Das sind Elemente, die bei mir einfach sofort ziehen und wieder einmal wurden meine Erwartungen voll erfüllt.

Irgendwie hat das Amerika der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas Nostalgisches, etwas Romantisches und auch Spannendes. Eben die Ausstrahlung, für die dieses Land, mit seinen unbegrenzten Möglichkeiten, einst stand. Wobei natürlich dieser verklärte Blick in die Vergangenheit, mit all seiner Romantik, nicht der Realität entspricht. Als Kulisse für ein Buch ist aber genau dieses Gefühl perfekt und so haftet der ganzen Geschichte schon von vornherein das an, was im Klappentext von In Love treffend als „rauchigen, melancholischen Ton eines Miles-Davis-Stücks“ bezeichnet wird.

Ein verheirateter, erfolgreicher und gut verdienender Drehbuchautor reist, für vier Monate, geschäftlich und alleine nach Hollywood. Dort lernt er eine junge Frau kennen, die bisher erfolglos eine Schauspielkarriere anstrebt. Es bahnt sich eine Liaison an, wobei Hayes einfach ein Künstler darin ist, diesen Prozess des Kennenlernens darzustellen und sehr unterhaltsam zu verpacken. Die Dialoge sind durchweg gelungen und das Bild der zwei Hauptfiguren baut sich langsam auf und offenbart zwei Menschen, die weder perfekt noch schlecht sind. Sie fühlen sich irgendwie echt und real an, offenbaren Stärken und Schwächen, sind durch ihre Vorgeschichte geprägt und in ihren Konflikten, Reaktionen und Wünschen sehr glaubhaft.

Hayes erzählt aus der Ich-Erzählperspektive des etwas älteren Drehbuchautoren, der genauso wie die junge Frau namenlos bleibt. Es entsteht eine Nähe, die einen sehr genauen Blick auf beide Charaktere erlaubt. Dabei erfährt der Leser alles durch die Dialoge und Handlungen, die mit den Eindrücken und Gedanken des Protagonisten reflektiert und manchmal gedanklich genauer betrachtet werden. Dabei wechselt Hayes recht schnell und viel zwischen direkter und indirekter Rede, was oft zu stark gerafften Dialogen führt, die nur für die entscheidenden Stellen den konkreten Wortwechsel darstellen. Die Kapitel sind oft sehr kurz und dadurch entsteht ein hohes Tempo, das allerdings sehr angenehm zu lesen ist und die Lektüre sehr unterhaltsam macht. Ich konnte mich von dem Buch nur sehr schwer losreißen.

Alfred Hayes hat 1911 in London das Licht der Welt erblickt, studierte in New York, arbeitete kurze Zeit als Journalist und kam dann im zweiten Weltkrieg nach Italien, wo er schließlich Drehbücher für italienische Filme schrieb. Er hat wohl bei einigen bekannteren Filmen mitgewirkt und starb 1985 in Kalifornien. Irgendwie hat mich schon In Love an diese alten Spielfilme und Schmonzetten erinnert, wobei ich nicht wirklich eine Erinnerung an diese alten Streifen habe. Vom Stil her hatte ich allerdings bei dieser klaren Sprache, den lebhaften Dialogen, den visuellen Eindrücken, die Hayes kurz und knackig beschreibt, oft das Gefühl, einen Film zu sehen.

Es geht sowohl um eine Liebesbeziehung, aber natürlich auch um Hollywood und eine deutlich mitschwingende Kritik an der Gesellschaft und wie sie mit ihren Menschen umgeht. Am beständigen Streben nach Ruhm und der Art und Weise wie junge Frauen ausgenutzt wurden, sich aber auch selbst mit überbordeten Vorstellungen das Leben zerstört haben. Der Bogen zwischen dem beschriebenen Einzelschicksalen der beiden Protagonisten und einer angedeuteten Gesamtbetrachtung wird Hayes durchaus gerecht und trotz der Kürze hat der Roman eine Aussagekraft und eine emotionale Nachwirkung, die sonst vom Umfang eher einem doppelt so starken Werk gleich kommt.

Alles für ein bisschen Ruhm: Roman von Alfred Hayes

Die Ausgabe vom Hanser Verlag gefällt mir wieder sehr gut. Es ist ein wertiges und schön gestaltetes Buch, das diesen Flair der 50er Jahre, dieses Verrauchte, dieses irgendwie Altmodische und zugleich Moderne dieser Zeit schon vom Cover, aber auch von der gewählten Schriftart her verströmt. Leider ist es mit seinen lediglich 144 Seiten ein viel zu kurzes Vergnügen.

Fazit: Mit Alles für ein bisschen Ruhm legt der Hanser Verlag eine zweite hervorragend gelungene Neuauflage von Alfred Hayes vor. Das Flair der 50er Jahre, das verrauchte, dekadente, melancholische und verlorene Leben, das wenig perfekte aber sehr stimmungsvolle Bild einer Liebesgeschichte, ergibt einen hervorragend gelungenen Roman. Mit seinen schnellen Dialogen, der klaren Sprache und der aussagekräftigen Geschichte ist es ein Lesegenuss, der leider aufgrund seines geringen Umfangs viel zu schnell vorbei ist. Ein Buch, das ich sehr empfehlen kann. Ähnlich wie bei den Neuauflagen von Gaito Gasdanow hoffe ich wirklich sehr, dass der Hanser Verlag diese fortsetzt.

Buchinformation: Alles für ein bisschen Ruhm • Alfred Hayes • Verlag Nagel & Kimche AG • 144 Seiten • ISBN 9783312009978

5 Kommentare

    1. Lieb Cora,

      hast du das Buch auch in deinem Schrank schon stehen? Ich mag die Bücher vom Hanser Verlag einfach sehr gerne und wurde da nur selten enttäuscht. Das Buch ist zwar recht dünn, aber sehr unterhaltsam. So eine schöne Aufmachung schafft einfach Stimmung. Für sowas bin ich einfach empfänglich 😉

      Liebe Grüße
      Tobi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert