Robinson Crusoe • Daniel Defoe
Es geht bei mir immer einige Zeit ganz gut mit den nicht so prächtigen Büchern. Aber irgendwann braucht es wieder eine richtig schöne Ausgabe. Da hilft alles nichts und dann gehe ich auf Suche. Nachdem ich die wunderschöne Ausgabe von Robinson Cursoe von mare noch nicht hatte, war es natürlich ganz oben auf meiner Wunschliste. Daniel Defoes Roman ist einer der großen und weltberühmten Abenteuerklassiker. Da stellt sich die Frage, ob dieses Buch aus dem 18. Jahrhundert noch immer eine Lektüre wert ist und ob sich die Anschaffung einer besonders schmucken Ausgabe auch lohnt.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Robinson Crusoe, der nach einem Schiffbruch auf einer einsamen tropischen Insel landet und dort für viele Jahre festsitzt. Er richtet sich dort ein, kämpft ums Überleben, ringt mit seiner Situation und arrangiert sich schließlich mit seinem unfreiwilligen Exil in dem wunderschönen aber einsamen Naturparadies. Dabei ist er sehr einfallsreich und es ist faszinierend zu lesen, wie er es immer wieder schafft die ganz alltäglichen Dinge herzustellen oder einen Ersatz dafür zu finden. Mit viel Zeit und sehr viel Arbeit nimmt er die ganze Insel in seinen Besitz und schließlich ist es für ihn auch eine spirituelle Läuterung. Die unfreiwillige Klausur lässt ihn den christlichen Glauben neu entdecken und er reflektiert immer wieder seine Situation und versucht ihr einen Sinn zu geben.
In unzähligen Adaptionen wurde die Geschichte und das Thema übernommen und in Film und Fernsehen, Literatur, Kinderbüchern und allen möglichen Formaten verarbeitet. Über die Jahrhunderte hat die Vorstellung, von der Zivilisation getrennt zu werden, auf einem einsamen Eiland zu stranden und dort um das Überleben zu kämpfen wenig von ihrer Faszination verloren. Und ich nehme mich davon nicht aus und es ist tatsächlich sehr unterhaltsam über diese Situation des Strandens zu lesen. Mir hat schon das ebenfalls wunderschön gestaltete Buch Die Inseln, auf denen ich strande von Lucien Deprijck sehr fasziniert, das zahlreiche und sehr unterschiedliche Geschichten vom Stranden enthält.
Die alten Abenteuerklassiker sind selten eine Enttäuschung und auch hier ist der Roman von den ersten Seiten an sehr fesselnd geschrieben und man ist schnell in der Handlung. Schon vor dem eigentlichen Stranden durchlebt der Protagonist einige spannende Episoden. Das Tempo des Buches ist angenehm schnell und es liest sich sehr flüssig. Die Ich-Erzählform sorgt dafür, dass man mit Robinson mitfühlt und gut nachvollziehen kann, wie er mit sich hadert und wie er ein emotionales auf und ab erlebt. Es ist einfach spannend zu lesen, wie er sich auf der Insel einrichtet, wie er mit den vielen kleinen und großen Problemen des Alltags fertig wird und wie ein ganz archaischer Überlebenstrieb seine Lebenskräfte belebt. Dabei trifft der Roman auch immer einen lockeren und humorvollen Ton. Alleine das Setting finde ich wunderschön und es fällt einem sehr leicht, sich eine wunderschöne Südseeinsel vorzustellen, auf der eine bunte Fauna und Flora gedeiht und lebt.
Daniel Defoe, etwa 1660 in London geboren, gilt als einer der Begründer des englischen Romans und wurde mit Robinson Crusoe innerhalb kürzester Zeit berühmt. Inspiration war ein Bericht des Seemanns Alexander Selkirk, der nach einem Streit mit den Kapitän auf der Insel Más a Tierra vor der chilenischen Küste ausgesetzt wurde und dort über vier Jahre in völliger Einsamkeit lebte. Selkirk veröffentlichte seine Geschichte in einer Zeitschrift, die Defoe gelesen haben soll und angeblich hat er Selkirk sogar in einem Londoner Pub getroffen.
Die Insel Más a Tierra gibt es tatsächlich und wurde 1966 in Isla Robinson Crusoe umgetauft und gehört zum Archipel der Juan-Fernández-Inseln. Mit 47,9 km² ist sie nicht gerade groß, aber für einen einzelnen Bewohner dann doch schön geräumig. Dieser Tage leben etwa 900 Bewohner auf der kleinen Insel. Man vermutet aber, dass durch den Klimawandel die Insel bis zum Jahr 2090 vollständig austrocknen wird. Die Insel sieht durchaus pittoresk aus und wenn sie nicht so weit weg wäre, dann wäre sie ein wunderbares Reiseziel. Man kann sich auf jeden Fall sehr gut vorstellen, wie Robinson Crusoe da so ganz alleine darauf herumgeeiert ist.
Wer im Netz ein bisschen sucht, der findet die Doku Terra X – Die Schatzinsel des Robinson Crusoe mit der man sich einen sehr schönen Eindruck davon machen kann, wie die Insel aussieht und auch einige Hintergründe erfährt. Beispielsweise, dass die Insel im 18. Jahrhundert geopolitisch durchaus einige Relevanz hatte. Und dass es wohl ziemlich sicher ist, dass Defoe Selkirk getroffen hat.
Vor einigen Jahren habe ich mir die Ausgabe vom Manesse Verlag geholt, die ebenfalls sehr schön ist. Aber dieses Buch vom mare Verlag ist natürlich wieder das prächtigste, was man sich so wünschen kann. Wie gewohnt kommt er im stabilen Schuber, mit einem wertigen Leineneinband, auf den eine schwarze Palme aufgedruckt ist. Richtig gelungen finde ich die Typographie. Also wirklich Respekt, wie gut es gelungen ist, aus diesem bunten Zoo an verfügbaren Schriftarten eine auszuwählen, die mit ihren feinen Serifen ein wenig an die typische Piratenschriftzüge erinnert, aber gleichzeitig sehr elegant und fein aussieht. Natürlich hat das Buch auch wieder eine Fadenbindung und ein farblich hervorragend passendes Lesebändchen, dass ein etwas dunkleres Rot als der Einband hat und so dezent im Hintergrund bleibt. Das Vorsatzpapier ist in einem hellen Braunton gehalten und passt farblich ebenfalls sehr gut. Kurzum: Es ist ein Vergnügen dieses schöne Buch zur Hand zu nehmen, das ist einfach Balsam für die taschenbuchbroschiertklebebindungsgeschundene Seele.
Die Übersetzung von Rudolf Mast ist ungekürzt und orientiert sich stark an dem Original. Sehr interessant fand ich die editorische Notiz, in der erwähnt wird, dass es damals, als das Buch geschrieben wurde, den Gebrauch von Anführungszeichen noch nicht gab. Wie es mittlerweile üblich ist, versuchen die Übersetzer immer ganz nah am Originaltext zu bleiben und nur dort Änderungen vorzunehmen, wo es nicht anders geht. Auch das informative Nachwort von Günther Wessel hat mir ganz gut gefallen, dass einen guten Mittelweg zwischen Interpretation und Fakten zum Autor und Hintergrund des Romans trifft.
[Werbung] Ich bin ja ein recht untreuer Kunde und bestell mal hier und mal da. Diesmal habe ich mir das Buch bei Thalia geholt. Ich mag die Webseite von Thalia ja ziemlich gerne, denn als einziger Onlinebücherhändler bündeln sie Ausgaben und man hat eine schöne Übersicht, welche unterschiedlichen Klassikerausgaben es gibt. Thalia ist einer der wenigen Bücherläden, die ich auch immer mal wieder ansteuere, da eine Filiale in Rosenheim ist, die ein ganz gutes Sortiment führt und für uns ganz günstig gelegen ist.
Fazit: Diese Ausgabe von Robinson Crusoe ist einfach wunderbar. Der Abenteuerroman kann auch nach über 300 Jahren nach seinem Erscheinen noch überzeugen, ist spannend und unterhaltsam, liest sich sehr geschmeidig und verströmt auch dieser Tage noch die Faszination des Strandens auf einer einsamen Insel. Diese prächtige mare Ausgabe in wunderschönen Leineneinband, mit Lesebändchen, perfekt abgestimmter farblichen Komposition und der hochwertigen Fadenbindung, bis hin zur sorgsam ausgewählten Typographie, ist einfach ein bibliophiler Genuss. Ein Buch dass ich nur empfehlen kann.
Buchinformation: Robinson Crusoe • Daniel Defoe • mare Verlag • 400 Seiten • ISBN 9783866482913 • Anzeige: bei Thalia bestellen
Hallo Tobi!
Wow das ist wirklich eine super schöne Ausgabe!
Ich habe das Buch tatsächlich noch nie gelesen und es liegt nun auch schon eine ganze Weile auf meinem SuB. Ich habe die Schuber Ausgabe aus dem Anaconda Verlag, neben Robinson Crusoe befinden sich darin auch noch Moby Dick, Die Schatzinsel und Tom Sawyer & Huckleberry Finn. 🙂
Deine Rezension macht auf jeden Fall Lust aufs Buch und ich werde es auf jeden Fall bald in Angriff nehmen!
Wünsche dir einen tollen Tag!