Die Schöne und das Biest • Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve

Immer wieder stöber ich nach schöne Büchern und manchmal finde ich echte Geheimtipps und manchmal kommt man um ein Buch gar nicht drum herum. Die Schöne und das Biest aus dem Coppenrath Verlag ist eher kein Geheimtipp, denn über das Buch bin ich mittlerweile schon öfters gestolpert. Trotzdem muss ich darüber bloggen, denn das Buch ist einfach wahnsinnig schön, Buchkunst vom Feinsten und ein absoluter Genuss. In dieser Rezension erfahrt ihr ein wenig zu dem Buch, aber erstmal kann ich nur empfehlen einfach weiter zu scrollen und die Fotos von diesem wunderschönen Buch anzusehen.

Derzeit flimmert der Disney-Hollywood-Streifen von Die Schöne und das Biest über die Leinwand der hiesigen Lichtspielhäusern, also ein guter Anlass um über das Buch zu schreiben. Denn an ein Buch kommt natürlich kein Film ran und wenn es dieses auch noch als Prunkausgabe gibt, dann ziehe ich die Lektüre natürlich vor. Das Märchen wurde 1740 von der französischen Schriftstellerin Gabrielle-Suzanne de Villeneuve verfasst. 1685 in Paris geboren und aus niedrigen Adel entstammend heiratete sie einen Oberstleutnant, der allerdings ihr Vermögen verjubelte und 1711 starb. Um ihr bescheidenes Einkommen als Gouvernante aufzubessern schrieb sie Romane und Erzählungen. Leider konnte ich kein weiteres übersetztes Buch von ihr finden, was schade ist, denn ich hätte schon gerne mehr von ihr gelesen.

Die Schöne und das Biest (ursprünglich Die Schöne und das Tier) erlangte allerdings erst nach Villeneuves Tod, in einer vereinfachten Version von Jeanne-Marie Leprince de Beaumont größere Bekanntheit. Reduziert um die ausführliche Vorgeschichte und wohl etwas gestrafft, um als pädagogisch wertvolles Buch für Kinder zu dienen. Dieses Buch umfasst die erste Ausgabe von 1740, welche also auch ausführlich die gesamte Geschichte enthält.

Mir ging es wahrscheinlich wie vielen auch, man kennt grob den Inhalt, hat mal vor 100 Jahren die Disney Zeichentrickverfilmung gesehen, kann sich aber an keine Details erinnern. So ist das ja oft mit Märchen, bis man sie nach langer Zeit mal wieder den Sprösslingen vorliest und feststellt, dass diese alten und zeitlosen Geschichten auch einen selbst unerwartet gut unterhalten.

Ein Kaufmann, Vater mehrerer Töchter, verschlägt es durch Zufall auf ein verzaubertes Schloss. Um dem Tod zu entrinnen macht er mit dem Biest einen Deal: Seine jüngste Tochter, die von allen nur die Schöne genannt wird, muss zu dem hässlichen Getier ziehen. Daraus ergibt sich dann eine romantische Story, die irgendwie beim Lesen doch erstaunlich gut zieht. Ich weiß nicht, ob es an diesem typischen Märchenstil liegt, an der Erwartung, die von Anfang an geweckt wird oder daran, dass die Schöne als Heldin der Geschichte ein gewisses Klischee erfüllt, irgendwie fesselt einen das Buch. Selbst wenn man das Ende kennt. Ich hab es in einem Rutsch durchgelesen, denn so umfangreich ist der Text nicht und ich konnte es auch irgendwie nicht mehr aus der Hand legen. Perfekte Unterhaltung für einen Abend. Vom Stil her ist es im typischen Märchenton geschrieben und einfach und angenehm zu lesen.

Wie oben angedeutet ist diese Ausgabe sehr gelungen und ein Traum von Buchkunst. Alleine der Einband konnte mich mit seinen schönen geprägten Verzierungen, den schönen Prägungen und der hochwertigen Verarbeitung sehr begeistern. Selbst der Buchrücken, mit dem Schloss und der gut gewählten Typographie bringt einen so richtig in Märchenstimmung. Man kommt nicht umhin mit der Hand darüber zu streichen, wie das bei den meisten wertigen Leineneinbänden der Fall ist.

Schlägt man dann das Buch auf, wird man von einem Vorsatzpapier mit einem sehr passenden Muster, in einem hellen Petrol-Farbton begrüßt was hervorragend mit dem roten Einband kontrastiert. Davon perfekt eingestimmt stößt man auf ein Titelblatt und Inhaltsverzeichnis, die mit wunderbaren Illustrationen versehen sind. In einem Stil, wie man ihn in einem alten Märchenbuch erwarten würde. Allerdings nicht übertrieben, sondern genau richtig. Irgendwie alt, aber auch modern und neu. Auch hier wieder in einer perfekten Typographie, genauso wie der gesamte Text. Sehr schmeichelnd für mein detailverliebtes Auge. Ich mag es, wenn bei einem Buch eine ganz eigene Schriftart gewählt wird, die nicht zu dick aufträgt aber ein wenig aus dem Rahmen fällt. Das ist hier sehr gelungen.

Die Kapitel werden von einer illustrierten Doppelseite eingeleitet, die mit sehr schönen Ornamenten eingerahmt eine Szene aus dem Kapitel zeigt und mit einem Text eine kleine Vorschau darauf gibt. Auch diese Doppelseiten sind einfach perfekt und stimmungsvoll. Da gibt es nichts mehr zu verbessern. Der eigentliche Text wird dann mit einem Initiale, einem schmückenden Anfangsbuchstaben, eingeleitet, der ebenfalls mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. Ohne eine Zeile gelesen zu haben, war ich schon schwer begeistert und zu 100% in Märchenstimmung.

Aber dann geht es weiter. Auch zwischen dem Text sind Illustrationen eingefügt. Manchmal nur für einen Absatz, manchmal eine oder zwei Seiten. Immer mit einer ganz eigenen, märchenhaften und altmodischen Ausstrahlung. Die Geschichte, die so schon sehr schön zu lesen ist, bekommt so ein Gesicht, wird noch plastischer, noch greifbarer. Jedes Kapitel hat ein eigenes, ganz typisches Symbol, das in der Paginierung auftaucht.

Um das Buch mit noch mehr Leben zu füllen, wurden 9 Extras eingefügt. Das erinnert an Kinderbücher, wo bewegliche Elemente, Klappen oder Rädchen enthalten sind. Es gibt aber auch ausklappbare Karten oder beispielsweise eine Tür, die sich ein Stück herausziehen lässt und somit eine 3D Wirkung erzielt. Diese Extras sind alle fest eingeklebt und können nicht entnommen werden. Ich fand sie ganz nett, kann mir vorstellen, dass sie bei der Lektüre mit einem Kind sehr spannend sind, sie enthalten aber keine großen Überraschungen oder Rätsel. Wer sich also an Das Schiff des Theseus erinnert fühlt, dem sei gesagt, dass diese Elemente eher die Funktion einer Abbildung oder eines Popup-Elements übernehmen.

Illustriert wurde dieses Buch von MinaLima Design, einem Grafikdesignstudio, das von Maraphora Mina und Eduardo Lima gegründet wurde. Sie waren an der Gestaltung der Harry-Potter-Filme beteiligt und sind daher wohl sehr bekannt. Aktuell findet man auch das Buch Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind in vielen Buchhandlungen, das wohl auch aus der Feder dieses Designstudios entstammt. Es stehen also namhafte Illustratoren hinter dem Buch und ich kann gut verstehen, woher dieser Erfolg kommt. Wer in London verweilt, kann ihnen scheinbar auch einen Besuch abstatten, denn es gibt wohl auch einen Store. In einem Online-Shop lassen sich auch alle möglichen Drucke und Bücher bestellen. Auch zu diesem Buch kann man sich Kunstdrucke bestellen. Mehr Infos findet ihr auf minalima.com.

Wer wie ich mal wieder im Laden stöbern wollte, aber laufend vor eingeschweißten Büchern steht, der findet hier ein schönes Video, das einen ganz guten Einblick in das Buch gibt.

Fazit: Dieses Buch ist ein kleines Kunstwerk und kann sowohl inhaltlich als auch von der Gestaltung voll überzeugen. Die Schöne und das Biest ist ein Märchen, das unterhaltsam ist, sich angenehm lesen lässt und von seiner Geschichte her fesselt und alles andere als angestaubt ist. Diese Ausgabe ist wunderschön und konnte mich sehr begeistern. Das Buch ist wertig, hat einen sehr schmucken Leineneinband, wunderbare Illustrationen, ist angereichert mit sehr stimmungsvollen Abbildungen und hat eine richtige Märchenbuchausstrahlung mit allem, was dazu gehört. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier ein wunderschönes Buch gestaltet, das ich jedem empfehlen kann. Peter Pan, ein weiteres Buch in dieser Aufmachung habe ich bereits bestellt. Und im Sommer erscheint Das Dschungelbuch, welches auch fest auf der Liste ist. Ich hoffe sehr, dass dieser Trend zu schönen Bücher weiterhin anhält.

Buchinformation: Die Schöne und das Biest • Gabrielle-Suzanne Barbot de Villeneuve • Coppenrath Verlag • 208 Seiten • ISBN 9783649624745

12 Kommentare

  1. Hallo Tobi,
    Danke für deine sehr schöne und ausführliche Rezension. Diese Ausgabe ist wirklich etwas besonderes und ich glaube, ich komme nicht mehr lange dran vorbei und muss sie mir auch zu legen. Ich fand es sehr schön, dass du noch einiges zu den Illustratoren geschrieben hast. Das fand ich sehr interessant.
    Liebe Grüße,
    Vanessa

    1. Liebe Vanessa,

      ich kann dir nur empfehlen dir das Buch zu holen. Das ist schon wirklich sehr gelungen und wenn man Märchen und schöne Bücher gerne mag, dann ist man hier genau richtig. Die Frage, wir hinter MinaLima steht hat mich schon neugierig gemacht. Ich liebe ja schöne Illustrationen und hab auch etwas für Maler und Illustratoren übrig. Da gibt es schon einige richtig gute Künstler.

      Liebe Grüße
      Tobi

    1. Liebe Erina,

      ja genau, von Peter Pan gibt es auch ein Buch aus der Reihe. Und im Sommer soll auch das Dschungelbuch folgen. Für mich sind beide ein Muss fürs Bücherregal. Die Bücher sind einfach zu schön.

      Liebe Grüße
      Tobi

  2. Hey Tobi,
    danke für diesen tollen, vor allem auch optischen Einblick!
    Jetzt möchte ich es unbedingt haben, vorher habe ich mich halt gefragt, wo dieser Preis her kommt.

    Liebe Grüße,
    Nicci

    1. Liebe Nicci,

      preislich ist das Buch sicher kein Schnäppchen. Aber ähnlich wie bei „Das Schiff des Theseus“ oder den schönen Büchern vom Mare Verlag weiß man, wieso die Bücher so teuer sind. Die Verarbeitung ist einfach Top und man sieht den Büchern einfach die Liebe zum Detail an. Nachdem es nicht oft solche Prunkausgaben gibt, bin ich bei solchen Büchern eher nicht sparsam.

      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Besten Dank für die Vorstellung. Das Buch wird demnächst bei mir einziehen. Ich bin ein Fan fein gemachter und ausgstatteter Bücher. Dieses kannte ich noch nicht. Von Peter Pan gibt es eine Ausgabe in gleicher Gestaltung.

  4. Oh, wie wunderschön, lieber Tobi! Ich kannte bisher nur diesen etwas älteren Film von Jean Cocteau mit Josette Day und Jean Marais, den sah ich erst als Kind und war schon damals hingerissen, und dann noch mal vor ein paar Jahren, immer noch sehr angetan. Interessant auch, dass die ursprüngliche Geschichte erst in der Bearbeitung so bekannt wurde, das wusste ich gar nicht. Umso schöner, dass für diese herrliche Ausgabe der Originaltext genommen wurde. Kurz: Das muss ich haben ; )
    Liebe Grüße
    Petra

    1. Liebe Petra,

      was Filme angeht, kann ich nicht so richtig mitreden, da schaue ich einfach viel zu wenig. Die Geschichte ist in der Tat einfach schön, genauso wie das bei den meisten Märchen ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie bei Kinder einfach gut ankommt. Ich bin gespannt, wie dir das Buch gefällt. Aber du hast ja auch das ein oder andere Prunkbüchlein im Schrank stehen 😉 Was ich mir auch geholt habe, sind ein paar Ausgaben von den Märchenbücher vom Esslinger Verlag. Beispielsweise „Drei Wünsche frei, Feen – und Elfenmärchen“ ist einfach ein Genuss. Die kann ich dir auch sehr empfehlen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  5. Hallo Tobi,
    Als ich das erste Bild gesehen habe, hat mein Buchsammlerherz höher geschlagen;) Ich habe von MinaLima bereits die englischen Ausgaben von Peter Pan und dem Dschungelbuch und finde sie großartig.
    Von der Veröffentlichung von Die Schöne und das Biest in diesem Design hatte ich bisher noch nichts mitbekommen, aber es wird nun sicher auch seinen Weg in mein Regal finden. Es freut mich, dass sie sich für den ursprünglichen Text entschieden haben und so keine Entscheidung von Form gegen Inhalt nötig ist, sondern alles in einem geboten wird:)

    Liebe Grüße,
    Marie

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