Winter, Bücherausblick und ein Minishitstorm

Lesen und Bloggen ist bei mir dieses Jahr eine eher durchwachsene Angelegenheit. Irgendwie habe ich schon immer wieder ein Buch in der Hand, aber mein Lesetempo ist aktuell ziemlich gering und auch die Zeit, die mir für das Lesen bleibt, ist sehr überschaubar. Neben Familie und Kinder ist ja grundsätzlich die Zeit stark beschränkt, durch das ganze Jahr Homeoffice fällt aber auch meine schöne Lesezeit beim Pendeln zur Arbeit weg, was ich nun doch stark spüre. Darüber hinaus fressen familiäre Angelegenheiten noch einige Stunden des Tages, so dass nicht viele Gelegenheiten, um zum Buch zu greifen, übrig bleiben. Aber ich will nicht jammern, es kommen auch wieder andere Zeiten und ich bin sehr froh, wenn irgendwann nächstes Jahr mal wieder alles normal wird. Trotzdem lese ich und habe meinen Blog hier nicht vergessen. Nach einem eher lahmen Jahr, was Klassiker-Neuerscheinungen angeht, freue ich mich jetzt schon auf das Frühjahr 2021, wo es wieder einige echt schöne Bücher geben wird.

Aktuell lese ich Das Quartett der Liebenden von Carlos Franz von der Büchergilde und war ganz überrascht, dass es eine schöne Fadenbindung hat, was bei der Büchergilde mittlerweile ja eher die Ausnahme ist. Die Geschichte gefällt mir bisher auch sehr gut, es geht um den deutschen Maler Johann Moritz Rugendas, der in Chile sich in die schöne Carmen verliebt. Der berühmte Charles Darwin verfällt ihr wohl ebenfalls und dann geht es natürlich ganz klassisch ordentlich rund. Ich mag es, wie Franz schreibt, so als würde Carmen zu Rugendas sprechen und alles, viele Jahre später, rekapitulieren. Auch die Liebesgeschichte ist bisher rührend, weil sie immer einen melancholischen Unterton hat und ihr eigenes Ende in jeder Zeile bereits in sich trägt. Auch wenn es oft nur für eine halbe Stunde am späten Abend ist, greife ich sehr gerne zu dem Buch.

Ein Buch, auf das ich mich sehr freue, ist Eine gewöhnliche Geschichte von Iwan Gontscharow. Es wird als Neuübersetzung von Vera Bischitzky im März im Hanser Verlag in der wunderbaren Reihe der Klassiker erscheinen. Ich liebe die russischen Autoren des Realismus und Gontscharows Oblomow habe ich verschlungen. Das war ein absolut geniales Buch und etwas in die Richtung erwarte ich mir auch von dieser Neuübersetzung. Zumindest wird sie so im Klappentext beworben.

„Alexander Fjodorytsch Adujew ist noch jung, und nun soll er in der Hauptstadt Karriere machen. Was für ein verheerender Tag für seine Mutter Anna Pawlowna! Denn gehört ein junger Mann nicht beschützt? Ist er den Herausforderungen im Beruf, in der Liebe, in der Gesellschaft gewachsen?“

Also ganz ehrlich, bei dem Klappentext muss ich nicht weiter lesen, das kann einfach nur gut werden.

Ein weiteres Buch, bei dem ich mich richtig richtig gefreut habe, ist Schwarze Schwäne von Gaito Gasdanow. Das erscheint ebenfalls im Hanser Verlag. Himmel bin ich froh, dass es den Verlag gibt, das ist eine Insel im Literaturbereich. Schwer zu finden aber mit feinster Vegetation. Metaphorisch gesprochen. Nach den Schilderungen von Jürgen Barck hätte ich fast nicht mehr damit gerechnet, dass der Hanser Verlag noch etwas von Gasdanow heraus bringt. Bei Schwarze Schwäne handelt es sich um eine Sammlung von Erzählungen, wieder von der renommierten Rosemarie Tietze übersetzt, also alles wieder Triple-A. Ich liebe Gasdanows Bücher und für mich ist er noch immer einer der großen Geheimtipps und ich habe mir alle Bücher, die es von ihm gibt, geholt. Ich freue mich schon jetzt wieder auf seine angenehme Sprache.

Auch in der Reihe der Mare Klassiker gibt es wieder Zuwachs. Diesmal Reiseberichte von Mark Twain, der Mitte des 19. Jahrhunderts Spanien, Italien, Griechenland, die Türkei und Palästina besucht hat. Reiseberichte sind für mich etwas, dass irgendwie immer geht. Selten am Stück, aber immer wieder in Häppchen. Das Buch sieht auf jeden Fall wieder sehr vielversprechend aus.

Ein Buch, dass ab Januar nächsten Jahres in zahlreichen neuen Ausgaben erscheint ist 1984 von Orwell. Es wird, nach 70 Jahren nun gemeinfrei und damit kann dieser zeitlose und noch immer brandaktuelle Klassiker beliebig neu aufgelegt werden. Meine Ausgabe ist alt und ranzig und es ist klar, dass ich dieses Meisterwerk in einer neuen, schicken Ausgabe brauche. Ich vermute es wird die schöne gebundene Fassung vom Insel Verlag.

Es gibt also die nächsten Monate wieder schöne Klassiker. Eigentlich habe ich auch noch das ein oder andere Spiel zum zocken. Vor einer Woche ist Cyberpunk 2077 erschienen, das ich auch unbedingt noch spielen möchte. Aber irgendwie geht aktuell in die Richtung auch nicht viel. Ab und zu zocke ich Assassins Creed Valhalla, aber so richtig zieht es nicht bei mir. Mit Odyssey kann es für mich nicht im Ansatz mithalten. Es war einfach zu schön die griechischen Inseln zu erkunden, da wirkt Norwegen und England fast langweilig und gewöhnlich. Allerdings ist das natürlich Jammern auf hohem Niveau, Valhalla ist schon auch wieder ein tolles Spiel und das Erkunden dieser wunderschönen weitläufigen Welt ist schon sehr schön.

Worüber ich mich sehr gefreut habe, ist ein kleiner Twitter-Shitstorm, den ich ausgelöst habe. Vor ein paar Monaten habe ich den Beitrag Vom Niedergang der Buchblogs geschrieben. Darin habe ich ordentlich gegen die Sozialen Netzwerke gebashed und ziemlich vom Leder gezogen. Natürlich ordentlich polemisierend, denn genau darum ging es mir mit dem Beitrag, die Leser ein wenig zu kitzeln. Ich war ganz erstaunt, dass ich primär Zustimmung bekommen habe. Es hat dann einige Wochen gedauert, bis der Beitrag dann von ein paar Twitter-Nutzern gefunden wurde, die sich dann auch ordentlich aufgeregt haben. Leider blieb ich überall unerwähnt (keine Erwähnung bei Twitter und auch kein Kommentar auf meinem Blog). Man bleibt also lieber in seiner eigenen Filterbubble, womit eine meiner Behauptungen aus dem Beitrag wohl zutrifft und es wohl eher um gegenseitige Bestätigung geht.

Ich werde mich bemühen hier wieder aktiver zu sein. Besonders die genannten Bücher will ich natürlich vorstellen. Gerade in der dunklen Jahreszeit merke ich aber auch, wie sich mein Leben ganz automatisch entschleunigt. Dieser Tage sitze ich auch Abends oft einfach da, höre Musik und lass die Gedanken schweifen. Das ist einfach angenehm, ein paar Seiten lesen, dann ein bisschen Tee trinken und ruhige Orchestermusik lauschen und dann wieder ein bisschen lesen. Aber es ist auch Winter, die ruhige Jahreszeit und das ist auch alles ganz gut so.

Ich wünsche euch auf jeden Fall eine schöne Weihnachtszeit, ein schönes Fest und einen guten Start in das neue Jahr, das hoffentlich nicht wieder kaputt ist wie 2020. Geniest die ruhige Zeit und bleibt gesund.

4 Kommentare

  1. Hallo Tobi,

    ich bin mal deinem Link zu deinem älteren Blogbeitrag über den „Niedergang von Buchblogs“ gefolgt und dort länger hängengeblieben. Ich bin ganz neu in der Bloggerszene, verfolge sie aber schon ein wenig länger. Bis vor kurzem hatte ich mich nur nicht selber an einen Blog gewagt. Jetzt habe ich einen Buchblog und hatte mich auch mit dem Gedanken getragen, einen dazugehörigen Instagram Account zu erstellen. Bis jetzt habe ich es jedoch nicht gemacht. Irgendetwas hat mich zurückgehalten und nachdem ich deinen Beitrag und die Kommentare darunter gelesen habe, hat mich das aber darin bestärkt, es nicht zu tun. Ich bin sowieso kein großer Social Media Fan und werde nun auch für den Buchblog die Finger davon lassen.
    Froh bin ich aber, dass ich meinen Buchblog angefangen habe und dort auf eine so liebe Community treffen durfte.
    Danke übrigens auch für deine Topliste der Buchblogs. Da stöbere ich sehr gerne nach neuen Blogs.
    Ein schönes Wochenende dir.

    Viele Grüße,
    Rebecca

  2. Hallo Tobi, schön wieder von dir zu lesen. Ich wünsche dir viel Lesespaß mit den Klassikern und freue mich auf deren Vorstellung. Dir und deiner Familie wünsche ich ein besinnliches und gesundes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein für euch hoffentlich Corona-freies und glückliches 2021.

    Herzliche Grüße, Yvonne

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