»Heute dreimal ins Polarmeer gefallen«: Tagebuch einer arktischen Reise • Arthur Conan Doyle

Im Frühjahr und im Herbst erscheint immer das Programm neuer Bücher im Mare Verlag. Für mich jedesmal ein Grund die Neuerscheinungen genau zu sichten, denn der Mare Verlag ist definitiv der beste Verlag den es momentan gibt. Mir sagen vom Inhalt meistens nur so drei, vier Bücher zu, die sind dann aber auch immer, absolut immer hervorragend und lesenswert.

„Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“ ist mir sofort ins Auge gestochen und mir war klar, dass ich das Buch lesen muss. Genauso wie „Der Garten über dem Meer“ von Mercè Rodoreda oder „Der grüne Blitz“ von Jules Verne ist dieses Buch in einer edlen, gebundenen und mit Schuber versehenen Hardcoverausgabe zu haben.

Der Preis des Buches ist für den Umfang etwas höher angesetzt, wer es aber in die Hand nimmt, weiß sofort warum. Das Buch ist sehr wertig und sehr schön aufbereitet und enthält farbige Originalabbildungen mit den Zeichnungen aus Arthur Conan Doyles Tagebuch. Es macht schon Spaß das Buch einfach nur in die Hand zu nehmen und durchzublättern. Ok, da kommt wieder meine bibliophile Ader zum Vorschein und ich fühle mich bei so etwas wieder darin bestätigt, dass Ebooks für mich einfach nichts sind.

Das Tagebuch selbst umfasst 144 Seite, ist also nicht ganz so umfangreich. Es ist mit zahlreichen Anmerkungen und Fußnoten versehen und es gibt Verweise auf die Abbildungen des Tagebuches, in denen die Zeichnungen zu den einzelnen Tagebucheinträgen zu finden sind. Der Mittelteil umfasst die angesprochenen Originalabbildungen und der Anhang zahlreiche Schriften von Arthud Conan Doyle. Natürlich nicht zu vergessen ist das Vorwort von Jon Lellenberg und Daniel Stashower. Übersetzt wurde es von Alexander Pechmann. In den Vorsatz- und Nachsatzseiten ist eine Karte zu finden, auf der man die Route der Hope (das Walfängerschiff auf dem Doyle unterwegs ist) nachverfolgen kann, was sehr hilfreich ist. Bei der Lektüre habe ich immer wieder einen Blick darauf geworfen.

»Heute dreimal ins Polarmeer gefallen«: Tagebuch einer arktischen Reise von Arthur Conan Doyle

Ich hatte beim Lesen das Gefühl tatsächlich in einem alten Tagebuch zu stöbern und das tut man natürlich auch, aber durch die vielen Anmerkungen und Hinweise fällt es einem sehr leicht in diese ganz eigene Welt abzutauchen. Doyle erzählt sehr schön seine Eindrücke, beschreibt den Alltag und die Abläufe bei der Jagd nach Robben und Walen sehr anschaulich und immer in recht knappen Tagebucheinträgen. So entsteht ein sehr unterhaltsamer Lesefluss, der sich nicht durch eine spannende Geschichte oder großen Erlebnissen auszeichnet. Vielmehr setzt sich aus den vielen einzelnen Schilderungen ein Bild zusammen, dass die Zeit, das Polarmeer und die arktische Region in einem interessanten und authentischen Licht erscheinen lässt. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Doyle von Eisscholle zu Eisscholle springt, sich dort auf die Jagd nach Robben begibt und zusammen mit den rauen Seemänner fleißig und mit viel Esprit und Weltoffenheit sich an diesem Leben ausprobiert. An manchen Stellen habe ich ihn schon ein wenig beneidet. Häufig auch wieder nicht. Irgendwie ergibt sich teilweise ein recht martialischer Eindruck von dem Treiben dieser Walfänger, denn grundsätzlich scheinen sie alles zu jagen und zu erlegen was sich irgendwie bewegt und noch am Leben ist (allen voran Doyle).

Im ausführlichen Anhang finden sich ein Essay der beiden Herausgeber Jon Lellenberg und Daniel Stashower, die Doyles weiteres Leben kurz skizzieren und festhalten, wo in seiner weiteren Laufbahn die Polarreise einen weiteren Einfluss auf ihn hatten. Das Kapitel fand ich sehr passend, denn man fragt sich automatisch, wie es denn mit Doyle weitergegangen ist, was er denn nach der Polarreise erlebt hat.

Einige Texte von Arthur Conan Doyle, die er inspiriert von seiner Polarreise verfasst hat, werden ebenfalls beigefügt. Darunter eine etwas gruselige Geschichte, die auch wieder Tagebuchform hat, aber natürlich rein fiktiv ist. Die hat mir besonders gut gefallen. Die Frage, wie man den Nordpol erreichen könnte, wird auch immer wieder tangiert und Doyles Bild davon, wie es dort sein könnte und wie man den Nordpol erreichen kann, schildert er in einem Vortrag vor der Literary & Scientific Society, welche ebenfalls im Anhang zu finden ist. Eine Geschichte von Sherlock Holmes, welche starke Bezüge zu seiner Arktisreise hat, schließt das Buch ab. Diese Texte runden das Buch ab, sind zum Teil ganz interessant zu lesen, haben mich aber dennoch nicht tiefergehend begeistern können.

Es ist eine Region der Reinheit, des weißen Eises und blauen Wassers, mit keiner menschlichen Behausung in einem Umkreis von tausend Meilen, welche die Frische der Brise besudeln könnte, die über die Eisfelder weht.

Fazit: Der Mare Verlag hat einfach ein Händchen für gute Literatur und hat mich bisher noch nie enttäuscht. Auch mit diesem sehr gelungenen Band nicht. Es ist ein Vergnügen in dem Tagebuch zu lesen und man bekommt einen schönen und stimmungsvollen Eindruck davon, wie es auf einem Walfangschiff Ende des 19. Jahrhunderts so zugegangen ist. Aber auch, wie es typisch für den Mare Verlag ist, ein schönes Bild von dem Polarmeer und der Arktis. Wer edle und schöne Bücher zu schätzen weiß, das Meer und den Norden liebt, dem kann ich das Buch uneingeschränkt ans Herz legen. Ein ganz besonderer Lesegenuss abseits von Mainstream.

Buchinformation: „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“: Tagebuch einer arktischen Reise • Arthur Conan Doyle • mare Verlag • 336 Seiten • ISBN 9783866482098

16 Kommentare

  1. Danke dafür. Ja, der Mare-Verlag hat ein wunderbares Selbstverständnis für seine Literaturauswahl und die dazu passende Form. Man wünscht sich, dass es davon Ableger gäbe (Monte, Provence, Metropol). Und solche Bücher können dann auch nicht als eBook überzeugen.

    1. Hallo Thomas,

      ganz einfach ist das nicht einem Thema auf diese Weise so treu zu bleiben. Das Meer und der hohe Norden sind einfach ein klasse Thema, das muss man einfach sagen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  2. Eine wunderschöne Ausgabe und vielen Dank für den Hinweis auf den Mare-Verlag, durch dessen Programm ich jetzt stöbern werde. Bücher sollten definitiv kein Wegwerf-Produkt sein. Vielleicht ist dieses Tagebuch genau das richtige, um in das Werk von Arthur Conan Doyle einzusteigen.

    1. Hallo Jana,

      der Mare Verlag ist wirklich super, gibt nur wenige Verlage von denen ich so begeistert bin und die Qualität durchgängig so hoch ist. Es lohnt sich definitiv das Programm mal näher anzusehen. Sehr empfehlenswert ist „Silver“, das ist auch ein gelungenes Buch. Und auch „Der grüne Blitz“ von Jules Verne.

      Doyle hat ja die Sherlock Holmes Bücher geschrieben und nachdem ich kein Krimi Fan bin, werde ich wohl nichts weiteres von ihm lesen.

      Liebe Grüße
      Tobi

  3. Hallo,
    gerade eben bin ich auf deine Rezension gestoßen. Mich interessiert immer, was andere Blogger über Bücher denken, über die ich auch geschrieben habe. Wie ich sehe, bist du von Doyles Tagebuch ähnlich begeistert wie ich. Dieses war eines der Bücher, von dem ich gern auch einige Illustrationen gezeigt hätte. Aber ich gebe zu, dass es mir zu mühsam war, vorher beim Verlag nachzufragen. Falls du lesen möchtest, wie ich dieses Buch beurteilt habe, würde es mich freuen, wenn du meinen Blog besuchen würdest ( http://inasbuecherkiste.blogspot.de/2015/10/19-heute-schon-ins-polarmeer-gefallen.html ).
    Viele Grüße
    Ina

    1. Liebe Ina,

      eine sehr schöne Rezension, die einen guten Einblick gibt. Das Buch ist einfach klasse, da kann man nichts sagen. Da haben wir einen ganz ähnlichen Eindruck. Die Zeichnungen von Doyle sind sehr gelungen und wie der Mare Verlag das aufbereitet hat, ist das Buch als Komplettpaket ein echter Genuss. Aber ich habe von der Mare Klassiker-Reihe ja schon so oft geschwärmt 😉

      Vielen Dank für deinen Hinweis!

      Liebe Grüße
      Tobi

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